Colectiv-Tragödie „Spiegelbild eines Staates, der versagt hat“

Zehn Jahre seit der schlimmsten Katastrophe der Nachwendezeit

Foto: presidency.ro

Bukarest (ADZ) – Rumänien hat am Donnerstag den zehnten Jahrestag der Brandkatastrophe im Bukarester Nachtclub „Colectiv“ begangen, die 2015 insgesamt 65 Menschen das Leben gekostet hatte. Zum Leidwesen der Bürgerinnen und Bürger verfügt unser Land auch zehn Jahre nach der schlimmsten Tragödie der Nachwendezeit über kein einziges Krankenhausbett, geschweige denn ein Zentrum für Schwerbrandverletzte, obwohl der Großteil der Colectiv-Opfer bekanntlich nicht in den Flammen, sondern in den darauffolgenden Tagen und Wochen an Krankenhausinfektionen starb.

Präsident Nicușor Dan, der am Morgen am Katastrophenort der Opfer gedacht und einen Kranz niedergelegt hatte, sagte den anwesenden Reportern anschließend, die Colectiv-Tragödie bleibe „das Spiegelbild eines Staates, der versagt hat“ – allzu oft hätten sich die Behörden mit einem „passt schon“ zufriedengegeben. Doch habe es seither auch einige Fortschritte gegeben – die Zivilgesellschaft etwa sei heute viel resoluter und lauter, was die Politiker unter Reformdruck setze. Davor hatte der Staatschef im Gespräch mit der Online-Zeitung „Cotidianul“ gewertet, dass das Gesundheitswesen mittlerweile etwas besser aufgestellt sei, es bei der Korruptionsbekämpfung jedoch deutliche Rückschritte gegeben habe. 

Seinerseits sagte Gesundheitsminister Alexandru Rogobete (PSD) den Medien, sich als Ressortchef zu schämen, dass Rumänien immer noch kein Zentrum für Schwerbrandverletzte habe und letztere nach wie von im Ausland behandeln lassen müsse. Ein erstes Zentrum für Brandverletzte werde nun endlich bis Jahresende in Temeswar eröffnet, ein weiteres für Schwerbrandverletzte folge im kommenden Jahr in Neumarkt zuzüglich eines für schwerbrandverletzte Kinder in der Hauptstadt.