Dualer Berufsschulunterricht auf dem Balkan

„… muss anders als in Österreich oder Deutschland gestaltet werden“, heißt es in Reschitza

Reschitza – Reschitza fördert seit mehreren Jahren massiv den dualen Berufsschulunterricht nach deutschem Vorbild. Das gehört zur grundlegenden Politik der Stadtverwaltung unter Bürgermeister Ioan Popa (PNL), der keine Gelegenheit auslässt, für diese Art der praxisnahen Berufsausbildung zu werben – die unmittelbar zur Heranbildung guter Fachleute führen kann und damit einer Anforderung des Arbeitsmarktes entgegenkommt. Mădălina Chiosa (PNL), seine für Bildung zuständige Vizebürgermeisterin, leitete jüngst eine Fachkonferenz Verantwortlicher für die duale Berufsausbildung aus Bulgarien, Griechenland, Mazedonien und Rumänien, die im neuen Gebäude des Reschitzaer Nahverkehrsunternehmens TUR angesetzt war und als Abschlussprojekt eines von der EU mitfinanzierten Vorhabens galt.

„Kooperation auf dem Balkan zwecks Lernen am Arbeitsplatz“ nannte sich das Projekt, das nicht nur auf eine Befriedigung des Arbeitsmarktes mit gut ausgebildeten Fachleuten mit gediegener Grunderfahrung im Beruf abzielt, sondern auch auf eine Abgleichung des Verständnisses über die Grundsätze der dualen Berufsausbildung zwischen den vier Balkanstaaten. Die Abschlusskonferenz des Projekts fand im neuen TUR Gebäude statt, einerseits weil es neu und vorzeigbar ist, andrerseits, weil das Reschitzaer Nahverkehrsunternehmen – ein Betrieb, der zu 100 Prozent der Stadt gehört – sehr viele Praktikanten beschäftigt, die in der dualen Berufsausbildung stehen. Nicht umsonst gilt das Rathaus von Reschitza als „Motor“ der dualen Berufsausbildung – manche sagen auch: als Einpeitscher.

Die Schlussfolgerungen der Reschitzaer Konferenz präsentierten die Beraterin in Bildungsangelegenheiten des Bürgermeisters von Reschitza, Ildikó Pataki, und die Vizebürgermeisterin Magdalena Chiosa, von Beruf Lehrerin. Grundsätzlich kamen sie zur Schlussfolgerung, dass „die Theorie nicht immer mit der Praxis harmoniert“.

Auch in der dualen Berufsausbildung könne man nicht alles, was in einem Land zum Erfolg führt, eins zu eins in einem anderen Land übernehmen: „Duale Berufsausbildung muss auf dem Balkan anders organisiert werden als in Österreich oder in Deutschland. Bei uns gibt´s spezifische Aspekte. In jedem unserer vier Länder sind die Schlussfolgerungen vielfach und komplex. Die Gesetzgebung, die diese Ausbildung regelt, ist verschieden, die Förderung anvisierter theoretischer und praktischer Kompetenzen ist unterschiedlich, unterschiedlich ist die Methodik, unterschiedlich die Anforderungen des Arbeitsmarktes. Sehr oft reklamieren die Arbeitgeber, dass die von der Bildungsstätte ausgebildeten Kompetenzen nicht mit ihren Anforderungen übereinstimmen. Selbst der Vorwurf kam auf, dass Arbeitskräfte für die Vergangenheit, nicht für die Zukunft ausgebildet werden.“ Soweit Ildikó Pataki. Die Reschitzaer Vizebürgermeisterin Chiosa fügte hinzu: „Bezüglich der Gesetzesregelungen stehen wir in Rumänien ziemlich gut. Deren Umsetzung ist aber mit Problemen verbunden. Das habe ich damit gemeint, als ich wiederholte, dass die Theorie nicht immer mit der Praxis harmoniert.“