Ein choreografischer Widerstand gegen vieles Schwierige

Katia Pascariu spielt und tanzt ein neues Stück in Erinnerung an Esther Magyar-Gonda

Klausenburg – Weltgeschichtliche Umstürze betreffend das 20. Jahrhundert in lokaler Verortung und die Schaffung eines Gefühls von Linderung im Erinnern an lebensbedrohliche Zeiten sind kein leichter Theaterstoff und für Ein-Personen-Stücke die vielleicht am schwierigsten zu inszenierenden Inhalte überhaupt – am seit 1997 aktiven und freien Tranzit House Klausenburg/Cluj-Napoca aber wird Samstagabend, am 25. Mai, und Sonntag darauf, am 26. Mai, um jeweils 20 Uhr das Körperliche kämpferischer Biografien betont: Schauspielerin Katia Pascariu (Jahrgang 1983) aus Bukarest kommt die Aufgabe zu, auf der Profi-Bühne der ehemaligen Poale-Tzedek-Synagoge in Klausenburger zentraler Innenstadtlage die Premiere des knapp zweistündigen Librettos und Tanz-Solos „Acting Out“ von Mihai Lukács (Jahrgang 1980) zu gestalten. Es knüpft an die Laufbahn der gebürtigen Banaterin Esther Ma-gyar-Gonda (1907-2006) an, die als Ballett-Intendantin am Opernhaus im Bukarest nach dem Zweiten Weltkrieg und gleichzeitig als Direktorin des Choreografischen Lyzeums Maßstäbe zu festigen verstand, die das kommunistische Rumänien bis heute überdauern. Ihre persönliche Profi-Karriere als Tänzerin eigener Cho-reografien in Temeswarer Salons zur Zwischenkriegszeit ging plötzlich zu Ende, als Esther Magyar-Gonda sich aus antifaschistischer Überzeugung militant der kommunistischen Bewegung Rumäniens anschloss, was auch ihr Gefängnishaft wegen Beteiligung an einer für illegal erklärten Organisation einbrachte. Die Härte des Schicksals von Jüdin und Aktivistin Esther Magyar-Gonda gipfelte in der Deportation nach Transnistrien, wo auf Anordnung von Rumäniens Marschall Ion Antonescu Konzentrationslager zur systematischen Vernichtung von Juden und Roma geplant, errichtet und unterhalten wurden. Nach Kriegsende und der traumatischen Erfahrung Transnistrien brachte die spätere Ballett-Intendantin keine Kraft mehr auf, das Tanzen mit dem eigenen Körper öffentlich wiederaufzunehmen. Stattdessen etablierte sie eine choreografische Schule mit Wirkung auf ganz Rumänien. Katia Pascariu, die ähnlich wie Esther Magyar-Gonda auch schon manchen Zwist mit Widrigkeiten ausgefochten hat, ist für das Spielen des beispielhaft profunden Stückes „Acting Out“ von Mihai Lukács geradezu prädestiniert. Vom Recherchieren im Archiv des Nationalen Zentrums für Tanz in Bukarest profitiert haben auch Regie-Assistentin Jasmina Cloșcă, Musik-Autorin Oana Hodade, Choreograf Sinkó Ferenc, Licht-Techniker Török Ákos und Miklósi Dénes sowie Miklós Szilárd, die für die Video-Einlagen, die Vorstellungs-Kleidung von Katia Pascariu und für das Bühnenbild verantwortlich zeichnen. „Acting Out“ wird von Katia Pascariu auf Rumänisch gespielt und zur Premiere im Tranzit House Ungarisch untertitelt. Eintrittskarten für die Erstvorstellungen können online auf dem Ticket-Portal eventbook.ro zu vier verschiedenen Tarifen mit oder ohne Zahlung von freiwilligen Unterstützungs-Beiträgen für den politisch unabhängig werbenden Verein reserviert werden.