Ein ehrenwerter Kämpfer für die deutsche Kultur und Minderheit

Ein Blick auf die ereignisreiche Lebensleistung von Johann Forstenheizler

Johann Forstenheizler

Johann Forstenheizler (l.) bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes zusammen mit dem damaligen Botschafter Cord Meier-Klodt | Fotos (2): DFD Sathmar

Das deutsche Theoretische Lyzeum „Johann Ettinger“ wurde 1997 gegründet. Johann Forstenheizler setzte sich mit besonderem Ehrgeiz für die Gründung der Schule ein. | Foto: Arthur Glaser

Höflich, gebildet, eloquent und nahbar. Mit diesen Eigenschaften kann man die sathmarschwäbische Persönlichkeit Johann Forstenheizlers ohne Zweifel am besten charakterisieren. Ein Mensch, der sich über Jahrzehnte seines Lebens unbeirrbar bis heute für die deutsche Sprache, Kultur und nicht zuletzt die deutsche Minderheit in Rumänien einsetzt.

Am 25. Mai wird Johann Forstenheizler im Rahmen der „Sathmarer Deutschen Kulturtage“ mit der Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen in Nordsiebenbürgen ausgezeichnet. Es wird nunmehr eine weitere Auszeichnung in seiner Sammlung sein, mit der seine bisherige Lebensleistung gewürdigt wird. Im Frühjahr 2020 erhielt er bereits die höchste Auszeichung der Bundesrepublik Deutschland, das Bundesverdienstkreuz aus den Händen des damaligen deutschen Botschafters in Rumänien, Cord Meier-Klodt. In den letzten Jahren ist er aufgrund des Alters und der damit einhergehenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen ein wenig kürzer getreten. Geistig erweist er sich jedoch täglich fit. Er ist nach wie vor ein eifriger Leser deutschsprachiger Medien, allen voran der ADZ. Er verfolgt die Geschehnisse auf nationaler wie auch internationaler Bühne. Er ist im Bild und plant, sofern es die Gesundheit zulässt, seine längst überfälligen Memoiren zu verfassen.

Geprägt durch Herkunft und Schicksalsschläge

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges erblickte Johann Forstenheizler am 26. April 1941 als fünftes von insgesamt sechs Kindern einer sathmarschwäbischen Familie in Erdeed/Ardud das Licht der Welt. Seine Kindheit verbrachte er in der sathmarschwäbischen Ortschaft Sagas/Rătești, dem Heimatdorf der Familie. Die sathmarschwäbische Prägung der Familie schlug vor allem auch sprachlich durch. Den schwäbischen Dialekt, den er im familiären Umfeld mitbekam, beherrscht er bis heute als einer der wenigen im Kreis Sathmar. Im Januar 1945 sah sich die Familie Forstenheizler wie viele andere schwäbische Familien mit dem Schicksalsschlag der Deportation konfrontiert. Sowohl der nicht einmal 18-jährige Bruder als auch der Vater wurden innerhalb weniger Tage zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Sein Vater kehrte nach einem Grubenunfall mit körperlichen Beeinträchtigungen von dort zurück. Er blieb danach arbeitsunfähig. Die Mutter war nach der Deportation des Ehemannes mit den fünf weiteren Kinder alleine in Sagas zurückgeblieben und musste sich durch die harte und entbehrungsreiche Nachkriegszeit kämpfen. Dies prägte den jungen Johann bis heute. Jährlich nimmt er an den Gedenkveranstaltungen des Forums für die Deportierten teil und spricht dabei offen über das Schicksal der eigenen Familie. Er setzt sich für diese besondere Erinnerungskultur seit Jahrzehnten ein. Die Erlebnisse zeigten ihm auch schmerzlich, was es damals bedeutete, deutsche Wurzeln zu haben. 

Von der Liebe zur deutschen Sprache und Bildung

Selten sitzt man einer Person gegenüber, die auch im höheren Alter noch zeilenlang aus Goethes „Faust“ rezitieren kann. Johann Forstenheizler ist einer dieser Menschen. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für die deutsche Sprache und Literatur. Die Grundschule absolvierte er noch in seinem Heimatdorf, danach besuchte er das Kolleg „Ferenc Kölcsey“ in Sathmar/Satu Mare. Hier kam er als fleißiger und besonders eifriger Schüler in Kontakt mit dem Hochdeutschen. Literarisch eroberten Goethe und Schiller sein Herz. Seine Liebe zur deutschen Sprache war entfacht und brachte diese auch nach Sagas mit. Sein Versuch, hochdeutsch mit der durch und durch schwäbischen Großmutter zu sprechen, scheiterte jedoch. Sie meinte nur zum Enkel: „Johann, schwätz schwoabisch mit mir“ (Johann, rede schwäbisch mit mir). Nach dem erfolgreichen Abitur studierte er schließlich die deutsche Sprache und Literatur im Hauptfach und Ungarisch im Nebenfach an der Philologischen Fakultät der Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj. Die Fächerkombination bildete schließlich die Grundlage für sein weiteres Berufsleben, was letztlich den Eintritt in den Lehrerberuf bedeutete. Seine Sprachkenntnisse leisteten ihm auch später ausgezeichnete Dienste bei der Übersetzung von zahlreichen Büchern.

Nach dem Studienabschluss wirkte er zuerst als Lehrer für Ungarisch. Ab 1968 unterrichtete er jahrzehntelang bis zu seiner Pensionierung Deutsch als Fremdsprache in der Schule der sathmarschwäbischen Gemeinde Stanislau/Sanislău. Von 1973 bis 1984 agierte er hier auch als stellvertretender Schulleiter. In dieser Periode wurde zudem die neue Schule in Stanislau mit 16 Klassenräumen auf- und ausgebaut. Die Förderung der deutschen Sprache war ihm immer ein besonders wertvolles Anliegen. Nach der politischen Wende 1989 unterrichtete er daher auch drei Jahre lang Deutsch als Fremdsprache im sathmarschwäbischen Dorf Schamagosch/Ciumești. Ein besonderer und vielleicht auch der eindrucksvollste Verdienst im Bereich der Bildung war die Gründung des Deutschen Theoretischen Lyzeums „Johann Ettinger“ 1997 in Sathmar. Johann Forstenheizler war bereits seit der Wende ein starker Fürsprecher zur Gründung einer deutschsprachigen Schulinstitution in Sathmar gewesen. Über Jahre hinweg setzte er sich dafür ein, bis es letztlich gelang, die Schulinstitution auf die Beine zu stellen. Hierfür fuhr er oft stundenlang mit dem Zug nach Bukarest. Nahm lange Wege und Wartezeiten auf sich, um mit Regierungsvertretern und Staatssekretären in der rumänischen Hauptstadt zu sprechen. Auch bei hohen Beamten in der Bundesrepublik Deutschland sprach er hartnäckig vor, um Unterstützung für das Schulprojekt zu bekommen. Im zweiten Schuljahr war er auch als Schulleiter des „Ettinger“-Lyzeums tätig. Neben dem deutschsprachigen Lyzeum gelang es in seiner Amtszeit als Kreis- und Regionalforumsvorsitzender auch zahlreiche deutschsprachige Kindergärten und Schulabteilungen auf Kreis- und Regionsebene einzuführen. Tausende Kinder und Jugendliche bekamen so in den vergangenen Jahrzehnten die Chance, die deutsche Sprache teils auch als Muttersprache auf einem vernünftigen Niveau zu erlernen.

Einsatz für Identität, Kultur und Geschichte

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde es auch Johann Forstenheizler möglich, sich ohne Angst vor Repressalien für die eigene sathmarschwäbische und deutsche Identität einzusetzen. 1990 trat er in das neu gegründete Kreisforum Sathmar sowie in das Ortsforum der Gemeinde Stanislau ein. Hier fungierte er einige Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Im Oktober 1994 wurde er zum Vorsitzenden des Kreisforums gewählt. In dieser Funktion blieb er dem Forum bis 2014 erhalten. Später war er zunächst interimistisch und dann offiziell zum Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Nordsiebenbürgen gewählt worden. Dieses Amt bekleidete er bis Oktober 2016, als er altersbedingt sowie aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. Bis heute ist er weiterhin Ehrenvorsitzender des Regionalforums.

Sein jahrzehntelanges Wirken im Forum war in erster Linie von der unermüdlichen Hingabe und dem Einsatz für die Belange der deutschen Minderheit in der Region geprägt. Johann Forstenheizler leistete einen wesentlichen Beitrag zur Ausarbeitung und Umsetzung der vielen Projekte des DFD im Kreis Sathmar wie auch in der Region Nordsiebenbürgen. Dazu gehörten Tätigkeitsfelder in wirtschaftlichem, politischem, sozialem, aber vor allem auch im schulischen und kulturellen Bereich.

Seine jahrzehntelange Forumstätigkeit war vor allem auch von der aufopferungsvollen Förderung des Identitätsbewusstseins der sathmarschwäbischen Landsleute akzentuiert. Er schrieb und übersetzte über die Jahre hinweg zahlreiche Bücher und Schriften, um den Sathmarer Schwaben die deutsche und im Wesentlichen die sathmarschwäbische Geschichte, Kultur, Bräuche und Sitten der eigenen Vorfahren gezielt näherzubringen. Bei Reden und Ansprachen bei vielfältigen Veranstaltungen legte er immer auch einen besonderen Fokus auf dieses Identitätsbewusstsein. Das kulturelle Erbe sollte nicht nur erhalten, sondern primär auch den nächsten Generationen durch konsequente Bildungsarbeit weitergegeben werden. In seinen Ämtern pflegte Johann Forstenheizler die ständige und enge Verbindung zum Landesforum, dessen Vorstandsmitglied er ebenso neun Jahre lang war. Er tat sich gleichermaßen auch als wichtiger Brückenbauer zur Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben in der Bundesrepublik Deutschland hervor. Ständig hatte er auch ausgezeichnete Kontakte zur Botschaft und den Konsulatsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, dem Bundesministerium des Innern sowie dem Institut für Auslandsbeziehungen. Er agierte darüber hinaus auch viele Jahre als Aufsichtsratsmitglied bei der Sathmarer Stiftung für Internationale Zusammenarbeit.

Ein Herz für Soziales und Mitmenschen

Aufgrund der eigenen Familienerfahrungen mit der Deportation war es für Johann Forstenheizler von Anbeginn der Gründung des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten ein besonderes Anliegen, sich für die noch lebenden Deportationsopfer wie auch für ihre Nachkommen einzusetzen. Um die Erinnerungskultur aufrechtzuerhalten, wurden auch im Kreis Sathmar zahlreiche Denkmäler errichtet. Auch für die Unterstützung der besonders Hilfsbedürftigen, vor allem älteren Mitmenschen aus der deutschen Minderheit engagierte sich Forstenheizler mit finanzieller Unterstützung seitens der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben in Deutschland. Er hatte und hat auch heute noch stets ein offenes Ohr und Herz, wenn man mit Bitten an ihn herantritt. Sich einzusetzen und zu helfen ist ein fester Bestandteil seiner Lebensphilosophie.