Der Zuhälter, das Bordell und die Pinguine

Wir haben die „tariffs“. In einer Pose, die an die hölzernen menühaltenden Standfiguren vor Restaurants und Kneipen erinnert, das starre, gekünstelt wirkende Lächeln verlangt regelrecht nach diesem Vergleich, präsentierte der blonde Clown in Washington der Welt, was zukünftige Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten kosten sollen. Wie ein Zuhälter stellt er sein Land in das Dirnenschaufenster und legt für jeden Freier einen individuellen Tarif fest. So umfassend ist sein Denken, dass er sogar einen Tarif für Pinguine als Freier festgelegt hat.

Der besorgte Vater der Nation erklärte der Welt, dass viel zu lange jeder seine Tochter missbraucht hat – und damit sei nun Schluss! Jeder, der von nun an mit ihr ins Bett steigen möchte, habe nicht nur für die zu erwartende Dienstleistung zu bezahlen, sondern müsse auch für die vergangenen Liebschaften aufkommen. Nur so kann er der geliebten Tochter ihre Würde zurückgeben. Zugegeben, die Tochter war über die Jahre mit vielen, ja eigentlich mit allen im Bett, doch geschah dieses meistens mit Respekt und unter von der Tochter festgelegten Bedingungen. Mancher Liebhaber musste von der Tochter sogar zum Beischlaf gezwungen werden, doch war meistens sie diejenige, die morgens das Bett mit einem Lächeln im Gesicht verließ. Nun will der geldgeile Vater, wenn die Tochter schon ihre Expertise im Verteilen von Liebesreizen unter Beweis gestellt hat, sie groß machen. Als Bordelltürsteher hat er in der Vergangenheit gesehen, wie sehr sich alle um die Gunst der Tochter bemüht haben. Jetzt, wo er vom Volk zum Vater ernannt wurde, ohne auch nur einen einzigen Parenting-Kurs belegt zu haben, redet er von Würde und merkt nicht, dass er dabei die Tochter immer stärker in der Gosse versinken lässt.

Die Anderen, überrascht zu erfahren, dass die gewesenen und zukünftigen Liebesnächte nur noch in festgelegten Bordellbedingungen ablaufen können, drohen nicht nur, dem Freudenhaus wegzubleiben, sondern erklären dem uneinsichtigen Vater, dass die Tochter selber zur Kasse muss, sollte die Beziehung aufrecht erhalten bleiben. Die einzigen, die sich dazu noch nicht geäußert haben, bleiben die Pinguine.

Wie ein Jüngling, der noch nie eine nackte Frau gesehen hat, steht die rumänische Regierung vor dem Schaufenster im Rotlichtviertel. Man hatte ihm freien Eintritt ins Bordell versprochen, doch der neue Vater wollte nichts mehr davon wissen, es geht letztendlich um die Würde der Tochter. Der Junge hat zwar erfahrene Männer zur Seite, die ihn aus der schwierigen Zeit der Pubertät hinausgeführt haben und die sich als erfahrene Eltern auch jetzt noch um ihn kümmern, doch er hat nur das nackte Fleisch vor Augen und weiß nicht wirklich, wohin mit sich. Einerseits will er die Eltern nicht enttäuschen, andrerseits würde er, nur um ins Bordell zu kommen, mit dem Zuhälter verhandeln. So sucht er sich vermeintliche Freunde aus und lässt diese für ihn vorsprechen. Diese aber verstehen weder den Jungen, noch haben sie eine wirklich Ahnung was seine Eltern von ihm erwarten. Sie wollen nur seinen Hormonsturm stillen.

Mit der Wirklichkeit konfrontiert, wünscht sich der Junge, dass er ein Pinguin wäre. Als er hört, was die Freunde von ihm dem Zuhälter zugetragen haben, verkriecht er sich verschämt in eine Ecke und erklärt mit halbem Mund, dass der Freund eigentlich nur ein wohlmeinender Bekannter sei, der von sich aus nur versucht hätte, etwas zu tun, wovon aber er, der Junge, nie eine blasse Ahnung gehabt hätte.

In der Zwischenzeit verliert die zur Dirne degradierte Tochter Börsentag nach Börsentag immer mehr an Anerkennung und Geld. Dem Zuhälter scheint es egal zu sein, denn er will Geschichte schreiben. Er will der größte Bordellkönig aller Zeiten sein. Die Pinguine schweigen und sagen nichts dazu.