Die Sozialdemokraten entzogen ihm die Unterstützung und schlossen ihn letztlich aus der Partei aus, das Oberhaus des rumänischen Parlaments wählte ihn als Senatschef ab. Eine schwere Zeit für Mircea Geoană, könnte man berechtigterweise sagen. Doch nichts sollte den tapferen Politiker am Ufer der Dâmboviţa in seinem Elan stoppen.
Zunächst versuchte er, rechtlich mehr oder eher weniger geschickt und auf jeden Fall erfolglos, sich an seinem Stuhl festzuklammern. Nachdem sein kindischer Versuch erwartungsgemäß scheiterte, griff er seine „verfassungswidrige“ Absetzung vor dem Verfassungsgericht an (nicht dem Amt zuliebe, nein, darauf ist leicht zu verzichten, nur um der Gerechtigkeit willen) und überraschte die Öffentlichkeit mit einem ungewohnt aggressiven und virulenten Diskurs gegen die PSD, die Weihnachtsmann spielte für die Liberaldemokraten und ihnen den Senatsvorsitz schenkte, gegen die „tyrannische und charakterlose“ Marionette Ponta in den Händen der „Drahtzieher“ Ion Iliescu und Adrian Năstase, die jeden Reformversuch der Partei verhindern, gegen die schlechteste Regierung seit eh und je, gegen alle Macken eines bösen Umfelds...
Und dennoch birgt dieses düstere Weltbild Mircea Geoanăs einen idyllischen Farbfleck: Dăbuleni, eine Kleinstadt im südlichen Kreis Dolj, bekannt für die rund 800 Quadratkilometer große Sandwüste (Sahara Olteniei), für ihre Wassermelonen und als Wahlkreis des enttäuschten Politikers. Hier traf sich dieser noch am Donnerstag der vergangenen Woche mit seinen treuen (ca. hundert, vielleicht auch einige mehr) Anhängern, denen er seinen Kummer beichtete und sein neues politisches Projekt präsentierte. Name, Leitung, Mitglieder ... alles steht noch offen, Hauptsache man rettet das Land.
Nun, in einem Punkt behält Mircea Geoană recht: Die Chancen der Sozis, diese Stelle des zweiten Mannes im Staat zu verlieren sind groß. Aus dem Lager der PDL spricht man von Vasile Blaga, aber auch von Radu Berceanu, Anca Boagiu oder Petru Filip als Senatspräsidenten. Ansprüche meldet auch der mitregierende Ungarnverband (UDMR) an.
Bis zu einem Punkt sind auch Geoanăs Verärgerung und Wut bezüglich dieser unfairen und demütigenden politischen Hinrichtung verständlich. Er hat sich mit Sicherheit ausgezeichnet im Diplomatendienst, war kein schlechter Außenminister und schaffte es 2009, trotz seiner Schwächen, fünf Millionen Wähler zu überzeugen, dass er der bessere Staatspräsident sein könnte. So gesehen, ist sein Anspruch auf eine dezente Behandlung gerechtfertigt.
Nichtsdestotrotz gibt es keinerlei Entschuldigung für seine übertriebene Reaktion, für seinen peinlichen Auftritt. Aber was soll’s, die Leute aus Dăbuleni lieben ihn.