Temeswar (ADZ) – Angesichts drastischer Budgetkürzungen der Regierung warnen lokale Behörden in Temeswar vor erheblichen Folgen für mehrere strategische Infrastrukturprojekte – darunter der Neubau des Fußballstadions, wichtige Verkehrsverbindungen und das geplante onkologische Institut. Auch die Finanzierung kommunaler Sport- und Gesundheitsprojekte steht auf dem Spiel.
Der Vorsitzende des Temescher Kreisrats, Alfred Simonis (PSD), erklärte am Mittwoch, dass die Regierung für das Jahr 2026 sämtliche Mittel für Stadionprojekte gestrichen habe. Dennoch werde der Kreisrat seine 20-prozentige Kofinanzierung für das neue Stadionprojekt in Temeswar aufrechterhalten. Die Entwurfs- und Bauphase solle im nächsten Jahr aus regionalen Mitteln starten. Simonis betonte, dass der neue Verein Poli Timișoara unter Trainer Dan Alexa bereits für die Drittliga-Saison vorbereitet werde und eine neue Trainingsanlage geplant sei.
Zugleich kritisierte Simonis scharf die Haushaltspolitik der Regierung unter Premierminister Ilie Bolojan: Der abrupte Stopp von fünf bereits laufenden Temescher Infrastrukturprojekten im Rahmen des nationalen Entwicklungsprogramms „Anghel Saligny“ könne zur Rückzahlung europäischer Fördermittel führen. „Wenn wir Projekte unterbrechen, bei denen bereits Wasserleitungen oder Straßenvorbereitungen erfolgt sind, ist nach einem Jahr nichts mehr zu retten“, sagte Simonis. Besonders problematisch seien Projektverknüpfungen – etwa beim Straßenbau oder bei Wasser- und Abwassersystemen – bei denen das Scheitern eines Teilprojekts den Verlust umfangreicher EU-Mittel nach sich ziehen könne.
Auch aus dem Temeswarer Rathaus kam deutliche Kritik, jedoch vorrangig an Simonis, der „pharaonische“ Projekte ankündige, für die kein Leu zu finden sei, so Vizebürgermeister Ruben Lațcău (USR). Dieser forderte eine Kurskorrektur bei der Planung öffentlicher Großprojekte, insbesondere im Gesundheitsbereich. Staatliche Krankenhäuser würden regelmäßig mit Fantasiesummen von mehreren Hundert Millionen Euro kalkuliert – Gelder, die in Wirklichkeit nicht vorhanden seien. „Ein Projekt von 600 Millionen Euro ohne gesicherte Finanzierung hilft niemandem – es ist eine Illusion“, sagte Lațcău mit Blick auf den symbolischen Baubeginn für das neue onkologische Institut in Temeswar. Die Erfahrungen mit kostengünstigen privaten Kliniken zeigten, dass öffentliche Bauten häufig massiv überdimensioniert und schlecht kalkuliert seien. Lațcău forderte von Ministerien und Kommunen mehr Pragmatismus: „Wir müssen von der Privatwirtschaft lernen – gleiche Qualität zu deutlich niedrigeren Kosten.“ Andernfalls drohe die öffentliche Hand in ambitionierten Projekten zu scheitern, was das Vertrauen der Bevölkerung untergrabe und dringend benötigte Infrastruktur weiter verzögere.