Die Erkenntnis, dass die Energiefrage zu den dringendsten Fragen der Welt gehört, ist nicht unbedingt neu; wie dringend sie aber ist, haben die Ereignisse im Atomkraftwerk Fukushima gezeigt.
Nach dem Stand der Wissenschaft hätte schon seit Jahrzehnten in Richtung erneuerbare Energien vieles getan werden können, wir müssten längst nicht mehr mit Erdöl- oder Atomenergie arbeiten. Offenbar aber stehen massive wirtschaftliche Interessen dahinter. Dabei ist es so, dass auch mit der Entwicklung und dem Auf- und Ausbau von erneuerbaren Energien einträgliche Wirtschaftszweige und viele Arbeitsplätze geschaffen werden können. Die Macht der Bremser ist aber bislang noch stärker als die Macht der weit blickenden fortschrittlichen Beschleuniger, und so setzt sich das Bewusstsein, was der Gesundheit unserer Erde zuträglich ist, noch ziemlich zögerlich durch.
Umso wichtiger ist das, was zum Problem fortschrittliche Energieversorgung von engagierten Einzelpersonen oder Firmen – bis hin zu großen Konzernen – unternommen wird. In diesem Bereich wird die im Jahr 2007 gegründete RENERGIE tätig. Sie ist zu hundert Prozent eine Beteiligungsgesellschaft und ein eigener Zweig der Raiffeisen-Holding Niederösterreich und Wien – in der rund siebenhundert Firmen zusammengeschlossen sind – und engagiert sich für regionale Strom- und Wärmeerzeugung, für Finanzbeteiligung und Kooperationen in der Stromerzeugung sowie für Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energiequellen. In der regionalen Strom- und Wärmeerzeugung bringt sich RENERGIE bei der Entwicklung, Finanzierung und Betriebsführung ein und tritt bei Beteiligungen als Investor auf.
Der Vergleich drängt sich auf: Wie weiland Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) sich im Westerwald die Aufgabe stellte, die große wirtschaftliche Not der Bevölkerung durch gemeinschaftliche Darlehenskassen zu lindern, und mit diesem Prinzip zu einem internationalen Unternehmen wurde, so treten seine geistigen Nachkommen an, um durch erneuerbare Energie in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit die „Not der Erde“ zu lindern. Das Prinzip ist im Wesentlichen das gleiche geblieben, auch RENERGIE tritt als Eigenkapitalinvestor in ausgewählten, aber zusammenhängenden Märkten als integriertes Unternehmen auf, eben für die Bereiche Ökostrom und Ökowärme.
Für die Erzeugung erneuerbarer Energie kommen Biogas, Photovoltaik, Wind und Kleinwasserkraftwerke zum Einsatz – wobei alle Möglichkeiten sicher noch nicht ausgeschöpft sind, wie etwa ein kürzlich im österreichischen Fernsehen vorgestelltes
Unterwasserflusskraftwerk zeigte, das sich die Fließenergie des Flusses zunutze macht, oder Meeresgezeitenkraftwerke, für die allerdings im Binnenland liegende Gebiete nicht in Frage kommt.
Wie geschaffen für die Aufgaben …
Biomasse, Sonne, Wind und Wasser bieten ein sehr weites Einsatzfeld, für dessen Weiterentwicklung und -verbreitung Kopf, Herz und Hand möglichst vieler initiativer Fachleute gebraucht wird. Einer davon ist Diplomingenieur Josef Plank. Ihn als Geschäftsführer zu bekommen war für die RENERGIE ein Glücksfall. Ähnlich wird es wohl auch der 2011 gegründete Dachverband „Erneuerbare Energie Österreich“ sehen, wo DI Plank zum ehrenamtlichen Präsident ernannt wurde. Von der Ausbildung und von der Erfahrung her ist DI Plank für die anstehenden Aufgaben geradezu prädestiniert.
Geboren am 29. August 1958 und in einem Einschichtbauernhof des Tausend-Seelen-Dorfs Reinsberg, im Südwesten Niederösterreichs aufgewachsen, wurde er von keiner Fernseh-Informationsflut überschwemmt: TV gab es im ganzen Tal nicht. Umso intensiver war die Familie am öffentlichen und politischen Leben interessiert, und diese Neugierde auf die historische und politische Welt blieb ihm auch im Musisch-Pädagogischen Bundesrealgymnasium in Scheibbs erhalten, genauso wie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er wählte den Studienzweig Agrarökonomie und schloss 1982 seine Ausbildung zum Diplomingenieur für Landwirtschaft ab.
Während seiner ganzen Studienzeit hat er immer im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern mitgearbeitet und sich so – im wahrsten Sinn des Wortes – die Bodenhaftung bewahrt.
Wichtige Schwerpunkte seiner beruflichen Laufbahn waren seine Tätigkeit in der Landes-Landwirtschaftskammer, wo er sich mit Marketing, Exporten, Kontingenten und Förderungen der Vieh- und Fleischwirtschaft beschäftigte, bei der Agrarmarkt Austria, wo er die Initiative für den Aufbau des AMA-Gütesiegels ergriff, das die Qualität österreichischer Lebensmittel garantiert; nationale Marktordnungsmaßnahmen und die Umsetzung der EU-Marktordnung wuchsen ihm noch sozusagen von alleine zu. Im Jahr 2000 hat ihn schließlich die Politik eingeholt und DI Plank wurde – als Einziger je mit hundert Prozent der Stimmen – zum Agrarlandesrat in der niederösterreichischen Landesregierung gewählt. Neben den direkten agrarischen Bereichen stellten der Umweltschutz und das landwirtschaftliche Bildungswesen Hauptakzente seiner Tätigkeit dar.
Bestmögliche Qualität auf allen Ebenen war dem glühenden Verfechter der EU schon immer höchstes Anliegen, und nach neun Jahren in der Landespolitik setzt er nun seine ganze Erfahrung und Überzeugungskraft beim globalen Thema der erneuerbaren Energie ein. Dazu braucht es jede nur mögliche Kraftanstrengung, soll das hoch gesteckte Ziel des kompletten Umstiegs auf erneuerbare Energie in Österreich bis zur Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts erreicht werden.
Global denken – lokal handeln
Mit siebzehn Mitarbeitern – Projektentwickler für den Unternehmenseinstieg, Wirtschaftsfachleute für Controlling und Betriebsführung und einer Spezialistin für den kaufmännischen PR-Bereich zur Erarbeitung eines höheren Marktanteils – wird aus der bisherigen „alternativen Energieszene“ ein breit angelegtes Zukunftsthema. Auch die Wirtschaft sieht es: Relativ bald ist das Erdöl aus, und bis dahin heißt es wirtschaftlich unabhängig sein.
Trotz guter regionaler Beispiele und einem im Volk steigenden Bewusstsein für die brennende Energiefrage sind in Sachen Energie die Entscheidungsträger – ausbildungsmäßig gesehen – auf Hauptschulniveau, merkt DI Plank kritisch an. Die aktive Bürgerbeteiligung sieht er als besonders wichtig an, „so entsteht Dynamik, und es erhöht sich bei den Verantwortlichen der Druck zum Handeln“.
Immer noch wird beispielsweise der Widerstand beim Bau von Windrädern stärker gehört als der beim Bau von Straßen. Der Widerstand gegen die „unschöne Optik“ eines Windrades wird als Argument akzeptiert, während beim Straßenbau die lapidare Feststellung, „die Straße brauchen wir“, ohne weiteres Hinterfragen hingenommen wird. Da ist Information und nochmals Information gefragt.
RENERGIE belässt es aber nicht bei Information und ideeller Unterstützung, sondern bringt sich auch finanziell ein und tritt als Investor und Entwickler für Projekte im Bereich erneuerbarer Energie auf. Ein Windrad ist beispielsweise mit Kosten von fünf Millionen Euro eine sehr kapitalintensive Investition, die von RENERGIE mit Eigenkapital unterstützt wird.
Ein schönes Beispiel ist die Errichtung der Biogasanlage Orth an der Donau mit 1 MW elektrischer Leistung und Auskoppelung von Fernwärme, die mit einer lokalen landwirtschaftlichen Genossenschaft von zweiundzwanzig Orther Landwirten erfolgte. Die gemeinsame Gesellschaft Bioenergie Orth an der Donau befindet sich nun zu 49 Prozent im Eigentum der Biogasanlage Orth a. d. Donau reg.Gen.mbH und zu 51 Prozent der RENERGIE Raiffeisen Managementgesellschaft für erneuerbare Energie GmbH.
Andrerseits gilt es auch, sich vor unrealistischen Versprechungen zu hüten. „Zweistellige Renditen sind auf umweltverträglich-nachhaltigem Weg nicht möglich. Ein ‚Koste es, was es wolle‘ ist nicht zukunftsfähig“, warnt Plank. Das gierige Verhalten des den Kropf nicht voll genug Bekommens ist auch nicht die Philosophie eines weitblickenden und verantwortungsvollen Wirtschafts- und Energievisionärs. Schon eher die Erkenntnis, dass das Klima und die Energiefrage nicht an der Landesgrenze aufhören und es deshalb letztendlich der weltweiten Zusammenarbeit bedarf.
Gestartet wurde in Österreich. In eine erste Expansion sind die Länder Deutschland, Italien, Tschechien und die Slowakei einbezogen, in eine zweite Polen, Rumänien, Bulgarien und Schweden.
Die internationale Zusammenarbeit hat noch einen sehr wünschenswerten Nebeneffekt, nämlich den der Überschaubarkeit. Ein Energieverkäufer muss deklarieren, woher der Strom kommt. Es wird zusehends schwieriger, den Konsumenten einen Strom unbekannter Herkunft unterzujubeln.
Global denken und lokal handeln ist wohl nirgends mehr gefragt als bei der Energiefrage. Sie ist nicht nur ein österreich- oder EU-weites Problem, sie ist schlicht und einfach von globaler Tragweite, soll diese unsere Erde überleben.
Die Katastrophe von Fukushima hat der Welt ein großes Aha-Erlebnis beschert – eines, das weitblickende Menschen schon Jahre vor der Katastrophe hatten...