Am 31. Oktober endete die große Umfrageaktion der ADZ – mit überwältigendem Ergebnis: Über 300 Leser und Leserinnen haben sich die Mühe gemacht, den ellenlangen Fragebogen auszufüllen. Mehr als 50 davon haben es sogar in Kauf genommen, das Formular mit der Post zu schicken oder abzugeben. Manche haben uns einfach nur ermutigt: „Ihr macht eure Sache gut“, „Weiter so!“, oder „Wie soll ich etwas kritisieren, das mir doch gut gefällt“. Eine über 70-jährige Leserin hat uns lauter Herzchen auf das Formular gemalt – bewegend, wenn die ADZ nicht nur als Infoquelle, sondern auch als Herzenszeitung wahrgenommen wird.
Andere nahmen sich die Zeit, ganz konkret auf Dinge hinzuweisen, die sie gerne anders hätten: ein moderneres Layout, eine bessere Online-Suchfunktion, diese oder jene Themen... Oder bekannte Probleme bestätigt: die Post trägt verspätet aus. Ihnen allen erstmal ganz herzlichen Dank für die Mühe! Eine Umfrage in diesem Ausmaß hat Relevanz. So manche wertvolle Erkenntnis wird sich uns schnell erschließen. Eine Detailanalyse erfolgt nach und nach in Etappen.
Wie geht es jetzt weiter?
Nächste Woche werden wir die zehn Gewinner der Gratis-Abos ziehen und benachrichtigen. Bis Ende November wird eine erste umfassende Analyse vorgenommen und auch veröffentlicht. Danach werden wir gemeinsam überlegen, was wir verbessern können. Nicht alles wird von heute auf morgen möglich sein – eine Zeitung ist wie ein Schiff, dass man nicht hektisch im Zickzack-Kurs durch den Ozean steuern kann. Kursänderungen müssen wohl überlegt sein und gut geplant werden.
Manches aber wird sich schnell umsetzen lassen. Und einiges ist schon geschehen: Die tatsächlich sehr mangelhafte Suchfunktion auf der Online-Plattform wurde kürzlich erheblich verbessert. Das Kommentarfeld ist wieder freigeschaltet, hierfür musste eine Software installiert werden, die das Überfluten mit automatisierter Werbung, über die sich einige Leser beschwert hatten, nun verhindert. Ein neuer Bilderdienst wurde aufgetan. Außerdem sollen die Inhalte, die die ADZ nicht selbst bestreiten kann und bisher nur durch die Nachrichtenagentur dpa bezieht, bald durch einen weiteren Dienst ergänzt werden.
Welche Tendenzen kann man erkennen?
Nach der Auswertung der elektronischen Fragebögen ergibt sich vorläufig folgende demografische Leserstruktur: rund 62 Prozent sind berufstätig, rund 30 Prozent Rentner. Der Löwenanteil ist zwischen 50 und 59 Jahre alt (rund 30 Prozent), gefolgt von den 60- bis 69- Jährigen (ca. 24 Prozent), und den über 70-Jährigen (ca. 17 Prozent). Die 40- bis 49-Jährigen sind nur zu 16 Prozent, die 30- bis 39-Jähigen zu 10 Prozent vertreten. Die Auswertung der von Hand ausgefüllten Formulare wird dieses Ergebnis in der Altersskala weiter nach oben verschieben.
Alle Leser sind uns lieb und teuer – dennoch ist es erschreckend, dass die Jugend fast völlig fehlt! Nur zwei Personen (nicht Prozent!) unter 20 und acht zwischen 20 und 29 Jahren haben an der Umfrage teilgenommen. Und dies, obwohl man sie auch auf dem Handy machen konnte. Die Frage, welche Seiten gelesen werden, bestätigt: Die Jugend sieht uns nicht! 60 Prozent lesen die Jugendseite fast nie, 75 Prozent die Kinderseite fast nie. Fazit: Wir werden uns also nicht nur inhaltlich mehr um die Jugend kümmern, sondern aktiv auf sie zugehen müssen.
Rund 38 Prozent der Leser geben einen rumäniendeutschen Hintergrund an. Nun aber die Überraschung: beachtliche 17 Prozent sind eigenen Angaben zufolge aus dem Ausland zugewandert. Weitere 5 Prozent geben an, vorübergehend nach Rumänien entsandt zu sein. Außerdem gibt es einige Rumänienfreunde, die die ADZ aus Interesse am Land lesen.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich einige mehr Rückkehrergeschichten wünschen, mehr Dorfporträts und Reportagen über Land und Leute „abseits der großen Metropolen“, aber auch Porträts über erfolgreiche Jungunternehmer, Rumänien-Rückkehrer und „Aussteiger“. Geschichten, die man in anderen Medien nicht liest, über Rumäniendeutsche, aber nicht nur. Einige erwähnen in diesem Zusammenhang den Blickwinkel der ADZ, der anders ist als in deutschen Medien. Auch Tourismustipps abseits ausgetretener Pfade werden geschätzt. Diese Aspekte werden wir gerne berücksichtigen und wohl auch umsetzen können.
Welche Themen interessieren?
Rund 80 Prozent lesen gerne Reportagen über Land und Leute, 63 Prozent wünschen sich Themen aus ihrer Region – etwa 27 Prozent aus Siebenbürgen (ohne den Norden), 16 Prozent aus Nordsiebenbürgen, 22 Prozent aus dem Banat, 11 Prozent aus dem Altreich und 9 Prozent aus dem Buchenland. Für die Geschichte der Rumäniendeutschen und die Aufarbeitung der Geschichte in Rumänien interessieren sich 70 Prozent, für Brauchtum und die deutsche Minderheit 60 Prozent.
Nur 15 Prozent suchen in der ADZ Informationen über Deutschland. Auch im Beliebtheitsspiegel der Seiten schneidet die Sonderseite Deutschland (nur dpa-Material) schlecht ab, noch schlechter allerdings die Sportseite (Kommentare: zu Deutschland-lastig, meist Fußball) und das TV-Programm.
Die beliebtesten Seiten sind „Lokales“ (49 Prozent lesen sie oft, 11 fast nie, der Rest gelegentlich), „Titel/Inland“ (45 oft, 13 fast nie) und „Meinung und Bericht“ (45 oft, 11 fast nie). Von den Sonderseiten liegt die neue „Brennpunkt“-Seite in der Beliebtheitsskala vorne. Die Auslandsseite (auch nur dpa) ist mit nur 17 Prozent „oft“-Lesern nicht gerade der Renner. Vorsichtiges erstes Fazit: je mehr dpa-Material, desto schlechter die Bewertung.
Einige Leser geben an, sich mehr und auch kritischere Analysen zu Innenpolitik (61 Prozent) zu wünschen, aber auch zu Korruptionsbekämpfung, Rechtslage (45 Prozent), Wirtschaft (49 Prozent – obwohl nur 23 Prozent die Wirtschaftsseite, auch ziemlich dpa-lastig, „oft“ lesen), Soziologie etc. Gewünscht sind Berichte, die eine Einordnung einzelner Geschehnisse erlauben und den Hintergrund von Entwicklungen erschließen, dies evtl. aus einer anderen Perspektive als in den rumänischen Mainstream-Medien.
Die Umfrage-Aktion ist zwar nun beendet und wir bedanken uns für die vielen, wertvollen Hinweise. Dies bedeutet aber nicht, dass der Dialog beendet ist! Sollten Sie konkrete Ideen haben, gezielte Vorschläge für Reportagen oder Zugänge zu interessanten Themen, können Sie sich gerne per E-Mail an die Redaktion wenden. Die Zukunft der ADZ liegt in unser aller Hände.