Hermannstadt – Die derzeit laufende Renovierung von 18 siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen im Rahmen eines EU-Projektes interessiert und ruft kontroverse Diskussionen hervor. Dies zeigte sich am Donnerstag auf der 8. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Museenlandschaft Siebenbürgen (Arge Muse) in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen. Friedrich Gunesch vom Landeskonsistorium der evangelischen Kirche und Projektmanager Valentin Păun sahen sich einer Reihe kritischer Fragen ausgesetzt.
Im Mittelpunkt der Tagung stand das EU-Projekt zur Renovierung 18 ausgewählter Kirchenburgen unter der Federführung der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Das Tagungsthema lautete „Baudenkmalpflege mit/ohne Kunstgutschutz?“. Die zwischen dem 16. und 18. November gehaltene Tagung wurde vom Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich Teutsch“, der evangelischen Akademie Siebenbürgen und der Leitstelle Kirchenburgen organisiert.
Gunesch, Hauptanwalt der Landeskirche, stellte den bisherigen Projektverlauf vor und dankte für die Anregungen und kritische Begleitung des Projektes durch Architekten, Restauratoren, Kirche und Vertretern der Zivilgesellschaft. Seiner Einschätzung nach läuft das Projekt „im Großen und Ganz gut“.
Der oberste Jurist der Kirche betonte die Komplexität der Renovierung von 18 Denkmälern der höchsten Kategorie. Die technischen Projekte hätten zum Teil unter Zeitdruck ausgearbeitet werden müssen, so dass nicht alle Eventualitäten berücksichtigt wurden. Dies betrifft beispielsweise den Umgang mit vorreformatorischen Wandmalereien, die in fast allen Kirchen gefunden worden seien.
Änderungen der technischen Projekte seien im Einzelfall möglich, so Gunesch, zögen häufig aber Nachverhandlungen mit der Agentur für Regionale Entwicklung Zentrum, mit den beteiligten Baufirmen sowie dem Ministerium für Regionalentwicklung in Bukarest nach sich. Eine detaillierte, auch wissenschaftliche Vorbereitung solch umfassender Bauarbeiten wurde mehrfach aus dem Publikum angemahnt. Der zusätzliche Aufwand sei angesichts der Ergebnisse angemessen und verringere die Wahrscheinlichkeit unsachgemäßer Bauausführung.
Mehrfach kritisiert wurde die aus Sicht einiger Teilnehmer ungenügende Kommunikation seitens des Landeskonsistoriums. Seit Monaten wird in Internetforen die Kirchenführung teils heftig kritisiert. Der Schäßburger Hans Hedrich und der Fogarascher Pfarrer Dr. Johannes Klein, zwei der Wortführer, entschuldigten sich für die teilweise polemisch geführte Diskussion, und verlangten gleichzeitig mehr Offenheit der Kirche, beispielsweise die Möglichkeit zur Akteneinsicht.
Im weiteren Verlauf der Tagung präsentierten Vertreter aus einigen der Projektdörfer die Situation vor Ort. Die Architekten Liviu Gligor (Ion-Mincu-Universität Bukarest) und Sebastian Szaktilla als Vertreter der „Universitätsburg“ Schönberg/Dealu Frumos und der „Kinderschutzburg“ Radeln/Roadeş präsentierten ihre Ansätze zur Nutzung von Kirchenburgen. Die denkmalpflegerischen Potenziale der kirchlichen Jugendarbeit stellte Pfarrer Wolfgang Arvay vor.
Es zeigte sich, dass alle Seiten derzeit Erfahrungen sammeln im Umgang mit einem Projekt dieser Größenordnung. Die einen bei der Projektleitung, die anderen in der kritischen Begleitung. In diesem Sinne ist die Zusammenführung aller interessierten Parteien bei dieser Tagung sicher positiv zu werten.