Es ist ein heißer Junitag, als sich das Unglück ereignet. Das Flugzeug verliert einen seiner Tanks und muss in einem Weizenfeld notlanden. Die Bauern laufen erschrocken zur Landestelle und stellen überrascht fest, dass die Maschine und deren Fluggäste unversehrt sind. Zu ihrer Überraschung sitzt darin der zukünftige König Carol II. von Hohenzollern-Sigmaringen (1893 – 1953), der von Paris via München nach Bukarest fliegen wollte. Wir schreiben den 6. Juni 1930.
Die Bewohner der Gemeinde Vadul Crişului im Kreis Bihor sind stolz auf ihre Ortschaft, in der für einige Stunden der König selbst zu Gast war. Vor Kurzem begingen sie das Dorffest, den sogenannten „Markt am Salzzoll/Salzamt“ – „Târgul de la Vama Sării“ auf Rumänisch. 85 Jahre alt ist die Geschichte mit der Notlandung des Königs Carol II. – Grund genug, um eine Büste Carols II. einzuweihen, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Die Dorfgeschichten könnten fast ein Drehbuch für einen Film hergeben. Drei Stunden lang habe sich der Prinz damals mit den Bauern unterhalten, bis ein Militärflugzeug aus Klausenburg landete, um den künftigen Souverän abzuholen. Als Carol II. seinen Durst stillen wollte, brachte ihm ein 18-jähriges Mädchen einen Krug mit Wasser. Das Mädchen, Maria Mudura (1912-1998), wurde nach Bukarest eingeladen, um Teil der Königssuite zu werden. Ihr Konterfei war sogar auf der 500-Lei-Banknote der damaligen Zeit zu sehen. Der Kutscher, der mit seinem Wagen Treibstoffreserven für das Flugzeug des Prinzen verschaffte, erhielt einen Geldbetrag und wurde bei der Rumänischen Eisenbahngesellschaft CFR, der Renommiergesellschaft jener Zeit, angestellt.
Gastfreundschaft der Dorfleute begeistert den König
Die Alten im Dorf erzählen, dass die Gastfreundlichkeit, mit der König Carol II. in Vadul Crişului empfangen wurde, zu einer besonderen Beziehung des Königs mit dem Dorf führte. Da, wo das Flugzeug gelandet war, wurde ein Denkmal und schließlich eine Kaserne errichtet, wo Veranstaltungen anlässlich des Geburtstags des Königs stattfanden. Zwischen 1930 und 1940 beteiligte sich jährlich eine Delegation aus Vadul Crişului an der Parade in Bukarest. Es bleiben allerdings noch einige Fragen offen. Laut einigen Informationsquellen sei der König von Paris bis München mit einem Auto gefahren und erst dort ins Flugzeug gestiegen. Laut anderen Quellen sei es ein Flugzeug von AIR FRANCE gewesen, das im Weichbild von Vadul Crişului gelandet ist. Am 8. Juni 1940, als König Carol II. zehn Jahre seit seiner Rückkehr nach Rumänien feierte, gab er eine 42 Gramm schwere Goldmünze mit einem Durchmesser von 41 Millimetern heraus, auf der Maria Mudura zu sehen war.
Der Mudura-Brunnen befindet sich auch heute noch beim Eingang in den Bukarester Herăstrău-Park. 1932 wurde auf Antrag der Gemeinde der Name der Ortschaft in „Vadul lui Carol II.“ geändert. Diese Bezeichnung wurde offiziell bis September 1940 verwendet. Vadul Crişului ist heute ein malerisches Dorf im Tal der Schnellen Kreisch/Crişul Repede. Anlässlich des Dorffestes wurde die „historische Landung“ rekonstruiert: Prinz Paul von Rumänien, ein vom Königshaus und von König Mihai nicht anerkannter Anwärter auf den Thron von Rumänien, und seine Gattin Lia landeten – diesmal mit einem Hubschrauber – in Vadul Crişului. Empfangen wurden sie mit Brot und Salz und mit einem Krug Wasser aus der für die Gegend spezifischen weißen Tonerde. Den Krug mit Wasser überbrachte Andreea, die Urenkelin von Maria Mudura. Am Haus, in dem Maria Mudura gelebt hat, wurde eine Gedenktafel enthüllt.