In nur wenigen Minuten ist Petersberg – rumänisch Sânpetru, ungarisch Szentpéter – von Kronstadt aus mit dem Pkw zu erreichen. Schon immer war diese Ortschaft eine schmucke Burzenländer Gemeinde, die nach 1990 einen weiteren Aufschwung erlebt. Der alte Gemeindekern wird von allen Seiten von schmucken Neubauvierteln umgeben, sodass Petersberg von Kronstadt kaum noch baulich zu trennen ist.
Zahlreiche Städter haben sich da Villen und Häuser gebaut, viele davon haben aber ihren stabilen Wohnsitz weiter in der Stadt unter der Zinne, worüber die Gemeindeleitung nicht unbedingt erfreut ist. Bürgermeister Ion Rusu, der seit bald 12 Jahren im Amt ist und sich nächstes Jahr auch wieder zur Wahl stellen wird, nennt uns einige bezeichnende Zahlen. Waren es im Jahr 2000 rund 1000 Häuser in der Gemeinde und lebten hier 3200 Einwohner, so wurden bei der kürzlich im Oktober abgehaltenen Volkszählung 1700 Wohneinheiten registriert und 4590 Ortsbewohner gezählt. Unternehmen wie Stabilus, Martax, Glisando, Oneves u. a. haben sich da niedergelassen.
Über die Gemeinde ragt aber auch heute der aus weiter Ferne sichtbare Kirchturm der evangelischen Kirche, die in den Jahren 1794 bis 1797 an Stelle des alten Baus errichtet wurde sowie die Kirchenburg, die in dem 15. und 16. Jahrhundert gebaut wurde. In dieser Kirche treffen jeden Sonntag, an sonstigen Festtagen oder zu Konzerten zahlreiche Mitglieder der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde A.B. ein, die rund 120 Seelen zählt.
Seit sechs Jahren betreut Pfarrer Dr. Peter Klein diese, steht den Menschen sowohl in guten wie in schweren Augenblicken bei, ist bestens bemüht, die rechtlichen wie wirtschaftlichen Probleme, wenn es über Rückgabe ehemaligen Gemeinschaftseigentums geht, zu vertreten, gegenüber den Behörden einen Standpunkt klar zu verdeutlichen, besonders wenn es auch delikate Aspekte dabei gibt. Bisher wurden der Kirchengemeinde sämtliche Immobilien zurückerstattet, auch wenn es bei einigen noch zu klärende Probleme gibt. In den Besitz von noch 32 Hektar Grund müsste die Kirchengemeinde gelangen.
Über all diese Dinge kann Pfarrer Dr. Peter Klein viel berichten und erwähnt dabei auch manche Schwierigkeiten. Allein in die Renovierungsarbeiten des Gemeindesaales wurden in fünf Jahren 40.000 Euro investiert. Die vom Gemeinderat verwendeten Anbauten zur Kirchenburg sollen in Besitz der Kirchengemeinde kommen, dafür soll die alte Bäckerei als Tausch abgeben werden. Beispielswei-se könnte in einem dieser Anbauten ein Museum eingerichtet werden. Die Geschichte der Gemeinde würde es verdienen, besser den Ortsbewohnern bekannt gemacht zu werden, bedenkt man, dass die erste urkundliche Erwähnung als „Mons sancti Petri“ aus dem Jahre 1240 stammt. Als „Villa Petri“ findet man diese 1396, 1415 als Petersberg um nur einige zu nennen.
Auch werden heute noch die Nachbarschaftszeichen für die Kommunikation mit den Kirchengliedern verwendet, auch ein Beweis, dass man hier auf Tradition baut und sie pflegt. In seinem Arbeitsraum im Petersberger Pfarrhaus stellt uns Pfarrer Dr. Peter Klein die vier Tafeln vor, denn gegenwärtig gibt es noch eben so viele Nachbarschaften in den einzelnen Gemeindeteilen. Hauptnachbarvater ist Walter Thiess.
Es gibt noch drei Nebennachbarväter, die verantwortlich für die jeweiligen Teile der Gemeinde sind. Von diesen werden dann die Nachbarzeichen an alle im Umfeld wohnhaften Nachbarschaftsmitglieder weitergeleitet. Beispielweise durch die letzte so vermittelte Mitteilung wurden die Kirchenglieder über das Erntedankfest und dessen Vorbereitung, aber auch über die Volkszählung informiert. Jede Tafel enthält, außer dem Petersberger Wappen, das auf blaurotem Schild zwei gekreuzte goldene Schlüssel zeigt, die Apostel Petrus zugedacht sind, auch die jeweiligen Zeichen der Nachbarschaft, die nach Lage in der Ortschaft ausgearbeitet wurden: der Lempesch-Hügel, die Kirchenburg, der Weg zum Friedhof und das Feldtor, und natürlich die Mitteilung.
Charakteristisch ist dabei, dass die Mitglieder der Nachbarschaften vermittels dieser auch zu den verschieden Arbeiten für die Gemeinschaft verständigt werden. Anfang Frühjahr werden die Männer zum Beschneiden der Bäume am Friedhof und für dessen Pflege gerufen. Auch kommen diese so zusammen, wenn es darum geht, Ziegel für das Kirchendach zu schleppen. Am Friedhof konnte die Totenkammer schon gedeckt werden, in der Winterkirche im alten Kloster wurde die Decke thermisch isoliert. I
m Sommer wird zu einer Generalreinigung der Kirche einberufen, wobei dabei besonders die Frauen im Einsatz stehen, um Fenster zu putzen, den Fußboden zu waschen u.a.
Auf Tradition wird in Petersberg gepflegt auch dann, wenn verschiedene Feste oder Gedenktage begangen werden, wie Weihnachten, Ostern, Muttertag, Totensonntag, Burgfest, Fasching. An diesen nehmen meistens auch Gäste aus anderen Burzenländer Gemeinden bis hin nach Fogarasch oder gar Hermannstadt teil. Seit einigen Jahren wird zu Weihnachten das Krippenspiel aufgeführt, mit Kindern aus Kronstadt – da es in Petersberg und Brenndorf kaum Kinder gibt, die den Religionsunterricht von Pfarrer Dr. Peter Klein besuchten. Gegenwärtig hat er nicht mehr einen diesbezüglichen Auftrag.
Der Petersberger Kirchenchor, geleitet von Diana Bâldea, besteht aus 12 Sängern und Sängerinnen und wirkt bei den verschiedenenen festlichen Veranstaltungen mit. Die Petersberger Blaskapelle, die allerdings keinen Bläser aus dem Ort umfasst, wird von Nicolae Dobrin geleitet. Pfarrer Peter Klein als guter Trompetenbläser hilft aber gelegentlich aus, so wie er gelegentlich mit anderen Instrumentalisten in einem Bläserduo oder -quartett auftritt.
Seit einiger Zeit ist die Petersberger Gemeinschaft in eine Partnerschaft mit einem Ort in Ostdeutschland, Uebigau, nahe Riesa gelegen, getreten. Das geschah im Vorjahr als eine Delegation von dort in Petersberg als Gast beim Erntedankfest weilte. Übrigens wirkt dort als Pfarrer ein ehemaliger Studienkollege von Peter Klein am Hermannstädter Institut.
Und die Gattin von Pfarrer Walther ist ebenfalls Theologin, die Tochter des ehemaligen Hauptanwaltes Binder der Evangelischen Landeskirche. Eine Petersberger Delegation hat im Mai einen Gegenbesuch in Uebingen vorgenommen. Pfarrer Walther hat auch eine Beziehung bezüglich Orgelspiel zu Andreas Hirscher aus Petersberg. Eine weitere Freundschaft verbindet die Petersberger Kirchengemeinde mit der ungarisch-lutherischen Kirche aus Batschendorf/Baciu, das zur Stadt Săcele gehört. Auch diesbezüglich gibt es mehrere Bindungen.
Als vor 200 Jahren die Petersberger Kirche einstürzte, wurde der Altar dieser Kirchengemeinde gegeben. Noch jetzt sind ehemalige Statuen des Petersberger Altars dort zu sehen. Auch gibt es einen gegenseitigen Kulturaustausch. Der dortige Pfarrer spielt Trompete, sodass man gemeinsam auftritt. Der Kirchenchor wirkte an der im Juli dort stattgefundenen Feier anlässlich des 200. Jubiläums des Kirchenbaus mit. Am 3. Advent wird dort ein Adventskonzert geboten. Die Pfarrfrau aus Baciu singt im Petersberger Chor mit.
Mehrere organisatorische Probleme konnten in der Kirchengemeinde gelöst werden. Nun wurde ein neuer Burghüter engagiert, dessen Familie auch voll hinter ihm steht. Die Kirchengemeinde hat einen stabilen Stab von rund 15 Mitarbeitern, zu dem die kirchlichen Angestellten, die Presbyter und Gemeindevertreter, natürlich Kirchenkurator Helmut Jakob, der immer wieder zu Rate gezogen wird, gehören.
Gerda Moldovan als Sekretärin des Pfarramtes ist bestens in allen Dingen bewandert, Nicolae Florea ist Hausmeister des Zinshauses in Kronstadt, das Einkünfte für die Verwaltung sichert, Dan Creangă als Friedhofbesorger stellt seinen Mann. Bis Februarende 2012 soll die Orgelreparatur abgeschlossen werden, ein Projekt, das 12.000 Euro benötigt, die aus eigenen Mitteln der Kirchengemeinde und aus Spenden kommen. Durchgeführt wird die Reparatur von Albert Jozsef, einem Orgelbauer aus Klausenburg, der den Auftrag nach Ausschreibung für sich erzielte.
Wie in jeder Gemeinde spielt eine wichtige Rolle die Beziehung zu der jeweiligen Heimatortsgemeinschaft in Deutschland, deren Vorsitzender Manfred Binder ist. Pfarrer Dr. Peter Klein war nun schon zum zweiten Mal beim Petersberger Treffen dabei, hielt die Predigten zu diesem Anlass. Die HOG unterstützt die hiesige Gemeinschaft besonders was die Friedhofspflege betrifft.
Unternimmt man noch einen Rundgang durch die Gemeinde, kann man nicht das rege Treiben übersehen, sowie die vielen schön renovierten Häuser, das neue private Seniorenheim „Maria“ mit einem großen vielseitigen Therapiezentrum, das Heldendenkmal, das auch Namen ehemaliger sächsischer Ortsbewohner umfasst. Bürgermeister Ion Rusu, der nur in lobenden Worten über die hiesige sächsische Gemeinschaft spricht, sieht es als seine Aufgabe, sich auch weiterhin für gute zwischenmenschlichen Beziehungen unter allen Gemeindebewohnern einzusetzen.