Wirbel um Lațcău-Aussagen zu „Loverboys“

Richterin Stoicescu schaltet den Magistraturrat ein

Temeswar (ADZ) – Der stellvertretende Bürgermeister von Temeswar, Ruben Lațcău (USR), hat mit Äußerungen über angebliche „Loverboy“-Praktiken im Justizsystem einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Eine Richterin hat inzwi-schen den Obersten Magistraturrat (CSM) eingeschaltet. In einem Podcast mit dem ehemaligen Minister Cristian Ghinea behauptete Lațcău, es gebe in Rumänien „ein Phänomen von Richterinnen, die sich mit Kriminellen treffen und danach erpresst werden“.

Er sprach von einer „wahren Loverboy-Kultur“, bei der Männer Richterinnen verführen und später mit kompromittierenden Aufnahmen unter Druck setzen würden. „Ich habe das am eigenen Leib erlebt – im Fall Colterm“, sagte Lațcău mit Blick auf ein Verfahren der Stadt.

Die Äußerungen riefen scharfe Kritik hervor. Die Richterin Adriana Stoicescu vom Temeswarer Berufungsgericht kündigte an, den CSM einzuschalten. Die Aussagen seien „äußerst schwerwiegend“ und untergrüben das Vertrauen in die Justiz, schrieb sie in sozialen Netzwerken: „Diese Aussagen zeigen das Maß der Verblödung der ‚neuen‘ Gesellschaft. Ich werde den Obersten Magistraturrat einschalten. Es reicht!“ Stoicescu selbst ist durch zahlreiche, teils stark umstrittene Beiträge in sozialen Medien bekannt; 2019 traf sie sich nach eigenen Angaben mit Călin Georgescu, der ihr den Posten der Justizministerin angeboten haben soll; sie gilt als eine der schärfsten Gegnerinnen progressiver Politik und hat die USR sowie deren Vertreter wiederholt kritisiert.

In einer ausführlichen Replik mit dem Titel „Ruben Lațcău und die Epiphanie der erpressten Richterinnen“ wurde der USR-Politiker zudem beschuldigt, die Institutionen des Staates zu diskreditieren und die richterliche Unabhängigkeit zu untergraben.

Die Replik stammt von CSM-Mitglied Alin Ene, der Lațcău „offenkundige Frauenfeindlichkeit, Verachtung und öffentliche Verantwortungslosigkeit“ vorwarf und die USR-Parteiführung zu einer klaren Distanzierung aufforderte. „Die Justiz ist keine Boulevardbühne, und Richterinnen sind keine Figuren aus Ihren ‚epiphanischen‘ Geschichten“, heißt es in dem Text. Der Fall hat eine landesweite Debatte über den respektvollen Umgang politischer Vertreter mit der Justiz ausgelöst. Der CSM will prüfen, ob Lațcăus Aussagen die Unabhängigkeit und das Ansehen der Justiz verletzt haben.