Auch sie gehören zur „Jugend von heute“: Schüler, die die Ferienzeit nicht nur zum Ausruhen und Partymachen nutzen, sondern auch, um etwas Taschengeld zu verdienen. Ab 16 Jahren ist es in Rumänien gesetzlich erlaubt, einem vertraglich vereinbarten Halbzeitjob nachzugehen. Verträge für freie Mitarbeiter sind eine weitere Alternative. Diese Möglichkeiten nehmen nicht viele junge Leute wahr, doch jene, die es tun, haben es bisher noch nicht bereut. Zumindest am Anfang gibt man sich mit dem Geld, das man durch solche Jobs verdient, zufrieden. Der aus Fibisch stammende Norbert Chirilenco ist einer von ihnen.
„Ich habe schon früh begonnen, im Familienbetrieb zu arbeiten“, sagt der 19-jährige Absolvent der Nikolaus-Lenau-Schule aus Temeswar. In seiner Freizeit arbeitete Norbert in der Landwirtschaft und scheute sich auch nicht davor, auf den Traktor zu steigen und damit aufs Feld zu fahren. Seit Kurzem hat Norbert einen Bürojob bei einer deutschen Firma aus Temeswar, mit dem er glücklich ist. „Da kann ich zeigen, was ich kann, und fühle mich respektiert“, sagt der junge Mann, der von Gleichaltrigen, die sich von ihren Eltern „finanzieren“ lassen, nur wenig hält. „Es gibt viele Leute, die mit ihren teuren Sachen angeben. Wenn es ihre Situation erlaubt, so ein Leben zu führen, OK. Doch damit angeben, das ist nicht OK“, begründet er.
23,8 Prozent der zwischen 15 und 24 Jahre alten Personen aus Rumänien hatten im vergangenen Jahr einen Job. Das teilte das Landesamt für Statistik vor Kurzem mit. Das Institut berichtete, dass die Arbeitslosenquote der Jugendlichen bis 25 Jahren im Monat Juli im Vergleich zum Vormonat stark angestiegen sei. Von den aktuell fast 430.000 Arbeitslosen in Rumänien seien mehr als 73.000 jünger als 25 - was eine Steigerung im Vergleich zu Juni um etwa 30.000 Personen darstellt. Die landesweite Arbeitslosenquote lag im Juli bei 4,77 Prozent.
Maria Stoicuţa ist überzeugt: „Nur, wer nicht arbeiten will, der findet keine Arbeitsstelle“. Und damit bezieht sich die 18-Jährige nicht auf solche Leute, die eine Familie unterhalten müssen, sondern auf junge Leute, die mit leichten Jobs und ohne hohe Ansprüche ins Berufsleben starten können. Vor allem Teilzeitjobs im Promo-Bereich seien nicht so schwer zu finden, ist die junge Frau überzeugt. Auch sie hat die Lenau-Schule abgeschlossen und ihre Ferienzeit bereits seit dem Alter von 14 Jahren dafür genutzt, um ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Des Öfteren war sie als Hostess bei verschiedenen Promo-Aktionen tätig, ja sogar während der Schulzeit hatte sie mal das eine oder andere Wochenende dafür aufgeopfert. Dass manchmal auch die Schule darunter zu leiden hatte, das bestreitet Maria nicht. Gleich nach dem Schulabschluss hatte die Lyzeumsabsolventin schon ihren ersten Vollzeitjob in der Tasche, den sie auch während ihres Studiums an der TU Politehnica behalten möchte. Dass es aber auch „reiche Kinder“ gibt, die arbeiten, das hat Maria inzwischen auch gelernt. Immerhin hat sie in ihrem Bekanntenkreis einige, die im Familienbetrieb tätig sind – also für ihr Geld auch etwas tun.
Norbert Chirilenco und Maria Stoicuţa sind der beste Beweis dafür, dass nicht alle Jugendlichen ihre frei verfügbare Zeit in Clubs oder Bars verbringen. Paradoxer Weise sind es aber gerade diese Leute, die ihre Mußestunden auch ehrenamtlichen Tätigkeiten widmen. Beide ehemaligen Lenau-Schüler absolvierten vor einem Jahr parallel zum Unterricht den Journalistikkurs der Banater Zeitung. Maria ist seit zwei Jahren als Freiwillige der Hilfsorganisation „Salva]i Copiii“ tätig.
Raluca Nelepcu