Respekt zeigen, ohne Bücklinge zu machen und nicht zuletzt Verantwortung den Menschenrechten gegenüber – so in etwa könnte man in einer ersten Eingebung den Begriff „tolerant sein“ formulieren. Der internationale Tag des tolerant seins wird morgen, am 16. November, gefeiert. 1995 hat die UNO diesen Tag zum ersten Mal ausgerufen – eben um die Mängel hervorzuheben, die fehlende Toleranz aufzeigen. Tolerant sein wird häufig in sozialen Strukturen, in Familie, am Arbeitsplatz, in der Freizeit, falsch ausgelegt. Indirekt käme er nämlich einem klaren Nachgeben gleich. Verantwortliche werden als Nicht-Tolerant bezeichnet, wenn sie Richtlinien vorgeben, Untergeordnete, wenn sie nicht zu allem „Ja und Amen“ sagen. Sicher könnte man darüber breit und lange diskutieren. Natürlich ist auch immer ein wenig Akzeptanz mit im Spiel, denn Toleranz wird ja auch von Bezugsperson zu Bezugsperson, von Gemüt zu Gemüt und im Verhältnis zum Temperament unterschiedlich gehandhabt. Toleranz sollte deshalb im Alltag mit Toleranz gewertet werden.
Bei Rassenhass, Nationalismus und jedwelcher menschenfeindlicher Gebaren ist jedoch Null-Toleranz geboten. Dies ist für alle gültig, auch für jene, die sich hinter Glaubensrichtungen verstecken und aus diesem Grunde die Meinung vertreten, ihnen sei alles erlaubt. Dabei sind nicht nur einzelne Menschen, das Elternhaus und das Umfeld gefragt, sondern die Regierungen haben eine ganz besondere Aufgabe.
Leider wird auch in vielen religiösen Einrichtungen Hass gepredigt und diese haben - trotz vieler Entgleisungen der Oberhäupter und sogenannten „Hirten“ - eine hohe Glaubwürdigkeit. Der Unterzeichnende ist zwar kein konsequenter Kirchengänger, findet es jedoch toll, wenn sich z.B. Katholiken und Orthodoxen annähern, wenn Protestanten im katholisch geprägten Banat Jubiläen begehen und wenn in Gotteshäusern mehrsprachig gebetet wird. Hier beginnt die Toleranz. Möglicherweise beginnt Toleranz auch ganz einfach im Alltag jedes einzelnen. Welche Gratwanderung Toleranz jedoch sein kann, zeigte vor kurzem eine schelmisch aufgelegte Frau im Fieber der online geführten Anti-Belästigungskampagne, MeToo. Im Bus ließ sie wissen, sie selbst müsse auf den engen Sitzplätzen ein wenig abrücken, „sonst komm´ ich auf den Gedanken, Sie wegen Belästigung zu verklagen“. Tolerant eben!