Aufforstungsaktion in Stanciova

Freiwillige nehmen Stellung gegen den aggressiven Forsteinschlag

Partner der Aufforstungsaktion in Stanciova waren der Kindergarten und die Waldorf-Schule aus Temeswar, sowie die Vereine Ecostuff und Plai. Angestellte mehrerer Temeswarer Unternehmen haben auch mitgemacht.

Es wurden ungefähr 25 Bäume pro TeilnehmerIn gepflanzt.
Fotos: Roxana Oanca

Ungefähr 250 Menschen aus Temeswar/ Timisoara, Großwardein/ Oradea, Klausenburg/ Cluj-Napoca und Arad trafen sich vor kurzem in Stanciova, ein Dorf in der Nähe von Temeswar, um bei der ersten Aufforstungsaktion, die vom Verein „Tasuleasa Social“ in diesem Jahr organisiert wurde, mitzumachen. Seit mehr als elf Jahren setzt sich der Verein für die Problematik der rumänischen Wälder ein und möchte dadurch das Umweltbewusstsein der Bürger stärken.

„Die Aufforstungsaktionen von `Tasuleasa Social´ sind nur ein Teil unserer Aktivität. Wir führen viele andere soziale, Bildungs- und Umweltschutztätigkeiten durch. Trotzdem haben wir es geschafft, in elf Jahren auch ungefähr 170 Hektar Wald aufzuforsten. All das ausschließlich durch Freiwilligenarbeit“, so Alin Uhlmann-Useriu, Gründer und Leiter des siebenbürgischen Vereins mit Sitz in der Nähe von Piatra Fântanele.

 

Im Verwaltungskreis Temesch organisierten sie fürs erste Mal solch ein Ereignis. Schon mehrere Tage davor haben die Veranstalter angekündigt, dass sich genügend Leute für die Aktion angemeldet haben und dass die restlichen Interessenten auf den nächsten Einsatz warten sollen. Das große Interesse war eine äußerst erfreuliche Nachricht, aber es lief nicht so, wie geplant: Ungefähr hundert Menschen aus Temeswar sind am festgelegten Tag nicht aufgetaucht. Das war auch einer der Gründe, weswegen nur 6.000 von den 10.000 vorbereiteten Schösslingen gepflanzt wurden und nur 60 Prozent der geplanten 2 Hektar aufgeforstet wurden. „Wir haben speziell für die Freiwilligen aus Temeswar zwei Busse vorbereitet, aber diese blieben leider leer. Hätten wir gewusst, dass es so sein wird, hätten wir auf Facebook nicht geschrieben, dass wir genügend Leute sind“, erklärt Alin U{eriu ziemlich enttäuscht. Trotzdem ist der Leiter von `Tasuleasa Social´ „mehr als zufrieden“ mit dieser Aufforstung, in Anbetracht der Teilnehmerzahl.

Er weiß aber nicht, ob und wann sich solch eine Aktion im Verwaltungskreis Temesch wiederholen wird: „Es ist gar nicht einfach, Forstämter zu finden, die bereit sind, uns Bepflanzungsflächen zur Verfügung zu stellen. Wir kritisieren sie ja, indem wir die Wahrheit über die traurige Situation der rumänischen Wälder präsentieren“, so Alin U{eriu. Das Forstamt „Stejarul“ aus Rekasch/ Recas war das einzige aus dem Verwaltungskreis Temesch, das positiv auf den Vorschlag des Vereins reagiert hat. Seine Angestellten werden auch diejenigen sein, die die restliche, unaufgeforstet gebliebene Fläche, im Nachhinein bepflanzen werden. Das wurde so von „Tasuleasa Social“ mit dem Forstamt gleich nach dem Einsatz besprochen und der Verein wird für diese Dienstleistung auch bezahlen. Finanzierer der Aktion war Coca Cola Hellenic.

 

Mit Musik geht das Pflanzen einfacher

Die Veranstalter stellten den Teilnehmern nicht nur die Schösslinge und das Werkzeug bereit, sondern auch Wasser und ein leichtes Mittagessen. Darüber hinaus konnten sie sich sogar über ein live-Konzert, als Belohnung für die harte Arbeit, freuen. Die Temeswarer Band Sonatic trat auf. Ihre Instrumente brachten sie mit dem Bauernwagen hoch auf dem Hügel, am Rand des Waldes, und als Bühne hatten sie das breite Feld. „Bei unseren Aktionen sind immer viele Jugendliche mit dabei. Sie kommen nicht organisiert, mit der Schule, sondern erfahren von unsere Existenz über Facebook und kontaktieren uns dann einfach“. „Tasuleasa Socials“ Aufforstungsaktionen sind cool und kommen bei den Jugendlichen gut an. Während man etwas Gutes für die Natur macht, knüpft man neue Freundschaften und hört gute Musik. Auf dieser Weiße macht die Arbeit mehr Spaß.

Die Teilnehmer werden in Gruppen zu je 15 aufgeteilt. Ihnen tritt jeweils ein Freiwilliger von „Tasuleasa Social“ bei, der die Regeln der Wiederaufforstung genau erklärt. Erst das Gras von der Erde in Form eines Vierecks aufdecken, danach ein ungefähr 30-Zentimeter-tiefes Loch in der Mitte graben, wo man den Schössling reinsteckt. Diesen dann mit Erde bedecken, festtreten, so dass keine Luft an der Wurzel bleibt und schon hat man einen Baum gepflanzt. In zwei Jahren soll hier ein junger Wald wachsen, der sich an den älteren, naheliegenden Wald, anschließen wird. Bepflanzt wurde eine sehr kleine Fläche, verglichen zu der, die in Rumänien aufgeforstet werden sollte – denn denn für die Holzeinschlagunternehmen lohnt es sich eher, das vergleichsweise mitleidige Bußgeld zu bezahlen, als die gefällten Flächen neu aufzuforsten, wie es das Gesetz vorschreibt – aber weniger ist auch besser als gar nichts und darüber hinaus handelt es sich hier auch um die Message, die die Teilnehmer und die Veranstalter rüberbringen möchten.

 

Freiwilligenarbeit muss erst mal gelernt sein

Der Verwaltungskreis Temesch ist nur zu 9,5 Prozent mit Wald bedeckt – ein durchaus schlechtes Niveau im Vergleich zum Landesdurchschnitt von 26 Prozent, der sowieso unter dem EU-Durchschnitt von 40 Prozent liegt. „In Rumänien werden drei Hektar Wald pro Tag gefällt. Bei dieser Dynamik haben wir und die Freiwilligen natürlich keine Chance, alles wieder aufzuforsten. Das heißt, dass wir im gegenwärtigen Rhythmus noch 500 Jahre lang Bäume pflanzen müssen - und das werden wir, wenn es sein muss, so machen“, scherzt Alin Useriu.

Die junge Generation soll sich die Aufforstungsaktionen des „Tasuleasa Social“-Vereins zum Vorbild nehmen und sich auch für andere dringende Probleme freiwillig einsetzen. „In Rumänien sind es die Jugendlichen nicht gewöhnt, als Freiwillige zu arbeiten. In anderen Ländern ist das etwas Normales und man braucht sogar solche Erfahrungen als Voraussetzung, um in die Uni zu kommen. Wir möchten diese Denkweise auch in Rumänien verbreiten“, so Alin Useriu. Darum fokussiert sich der Verein auf die Ausbildung der Jugendlichen als Freiwillige. Von Sauberhaltung der Natur bis hin zur humanitären Hilfe bei Überschwemmungen, Spendensammeln und Aufforstungsaktionen, machen die Jugendlichen, die von `Tasuleasa Social´ für die Freiwilligenarbeit ausgebildet werden, bei allem mit. 4670 Freiwillige hat der Verein bis jetzt schon bei diversen Aktionen mobilisiert. Die Werte, die sie bei „Tasu“ lernen, geben sie an andere Menschen weiter und so ändert man langsam Mentalitäten.