Der Temeswarer Finanzexperte Adalbert Horvath ist der neueste Träger der Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat. Die Übergabe der Auszeichnung erfolgte vergangene Woche auf einer festlichen Leitungsratssitzung des Banater Vereins für Internationale Kooperation BANATIA (BVIK BANATIA) durch den Vorsitzenden des Banater Forums Dr. Johann Fernbach. Der 83-jährige Horvath ist Gründungsmitglied des Banater Forums, des BVIK BANATIA und der Stefan-Jäger-Stiftung. Zudem ist Adalbert Horvath Leitungsmitglied des BVIK BANATIA, dessen Vorsitz er zwischen 2010 und 2019 innehatte. Horvath ist bis heute Zensor der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung sowie des Banater Forums.
Laudatio auf Adalbert Horvath
Als der Vorsitzende des Banater Forums, Dr. Johann Fernbach uns, d.h. Dagmar Șiclovan und mich gebeten hat, eine Laudatio für Adalbert Horvath zu halten, standen wir erstmals vor einem Dilemma. Jeder von uns wusste etwas über sein Wirken, aber es waren nur Bruchteile, keiner von uns hatte einen annähernd genauen Überblick. Selbst als wir zusammengelegt hatten, was wir beide wussten. Denn Adalbert Horvath ist schon immer aktiv in unserer Gemeinschaft gewesen, vermutlich länger als jeder von uns. Solange wir uns zurück erinnern konnten, gab es keinen Moment in unseren Erinnerungen, von dem wir sagen konnten „Und dann stieß Herr Horvath dazu“. Wir konnten uns nur daran erinnern, dass er schon immer da war. Sei es im Forum, bei der Banatia, bei der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung. Und bestimmt noch in anderen Einrichtungen, von denen wir es gar nicht wissen.
Heute wissen wir mehr. Und diese Informationen wollen wir in dieser Laudatio mit Ihnen teilen. Denn wir ehren Adalbert Horvath für seinen langjährigen, unermüdlichen Einsatz im Dienste unserer Gemeinschaft.
Adalbert Horvath ist seit 1995 Zensor der AMG-Stiftung. Ich erinnere daran, dass das AMG-Haus erst 1994 fertiggestellt wurde. Beim Banater Forum war er Gründungsmitglied 1990 – sowie Zensor zwischen 1993 und 2000 und nochmals ab 2013.
Horvath ist auch Gründungsmitglied des Banatia-Vereins. In der Unterschriftenliste von der Gründung 1991 steht sein Friedrich Wilhelm an Position 7. Mehr noch: Er hat damals zusammen mit Walter Schmidt und Karl Singer große Teile der Satzung entworfen. Seit April 1993 ist Horvath auch Leitungsratsmitglied. Nach all diesen Informationen erscheint es nur mehr selbstverständlich, dass der Geehrte auch Gründungsmitglied der „Stefan Jäger“-Stiftung ist. Er setzte seine Unterschrift in der Gründungsurkunde an Position 6.
Dabei hätte sein Lebensweg auch ganz anders verlaufen können. Anfang der 1950-er Jahre war Familie Horvath eine der ersten Familien in Temeswar, die die RU-Nummer, also den Aussiedlungsbescheid der Bundesrepublik Deutschland hatten. Der 1941 geborene Adalbert Horvath war damals nur ein Kind. 1943 zogen seine Eltern mit ihm nach Deutschland und flüchteten im Februar 1945 mit dem letzten zivilen Zug aus Dresden zurück nach Rumänien.
Die ersten Jahre nach der Rückkehr waren schwer. Adalbert Horvath war Schüler der Lenauschule, absolvierte 1965 als Jahresbester die technische Finanzschule und durfte erst 1969 als 28-Jähriger die Finanzhochschule Temeswar besuchen, die er auch als Jahrgangsbester absolvierte. Dazwischen hatte er bereits wertvolle Berufserfahrung in der Nationalbank, Filiale Temeswar, gesammelt.
Nach dem Hochschulabschluss kehrte Adalbert Horvath zur Nationalbank zurück, wechselte 1977 – trotz fehlendem Parteibuch – als Oberbuchhalter zur Ziegelfabrik in Hatzfeld, dann 1980 als Finanzdienstleister nach Temeswar in die Textilfabrik „6 Martie”. Nach der Wende kehrte Adalbert Horvath abermals zur Rumänischen Nationalbank zurück, von wo er 2001 in Rente ging.
Es wurde ein aktives Rentenleben: Zwischen 2001 und 2004 war Adalbert Horvath Bankdirektor bei der „Frankfurt-Bukarest Bank” und zwischen 2004 und 2022 Finanzberater beim Caritas-Verband Temeswar. Doch das ist nicht alles: Zwischen 1993 und 2022 war er Finanzberater des Unfallkrankenhauses „Casa Austria”. Und wie viele von uns sich erinnern, kümmert er sich noch heute um die Finanzen eines Temeswarer Bestattungsvereins – oder wie echte Temeswarer sagen, um die Finanzen eines Leichenvereins.
Wie man sieht, ist Adalbert Horvath nicht nur schon sehr lange dabei, sondern er hat seinen Sachverstand über Jahrzehnte hinweg in sehr viele Organisationen unserer Gemeinschaft und darüber hinaus eingebracht.
Dass uns all diese Zahlen bisher nicht gegenwärtig waren, hat damit zu tun, dass das Wirken von Horvath als Finanzexperte meist abseits des Rampenlichts stattfindet. Und dass uns sein Wirken als selbstverständlich erscheint, weil er schon so lange und zuverlässig unserer Gemeinschaft dient. Er ist vielleicht ein kleines, aber sicherlich ein wichtiges Zahnrad im Getriebe unserer Gemeinschaft und ich vermute, dass wir es erst dann schmerzlich merken werden, wenn er sich irgendwann zur vielverdienten Ruhe setzt. Denn jede Stiftung, jeder Verein muss seine Bücher in Ordnung haben, vor allem dann, wenn er/es staatliche Fördermittel in Anspruch nimmt und dann auch rechenschaftspflichtig ist. Vieles in unserer sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Tätigkeit wäre ohne seinen Einsatz nicht, oder nur schwer, möglich gewesen.
Für uns war Adalbert Horvath immer die mahnende Stimme im Hintergrund, die uns daran erinnert, sparsam und verantwortungsvoll mit unseren finanziellen Mitteln umzugehen. Aber er war weit mehr als nur das. Dank seiner Zuarbeit haben viele in unserer Gemeinschaft gelernt, wirtschaftlich mit unseren Ressourcen umzugehen. Nicht zuletzt ist es auch ihm zu verdanken, dass die Einrichtungen unserer deutschen Gemeinschaft trotz schrumpfender Mitgliederzahlen so lange überlebt haben und so wirtschaften, wie es sich Organisationen anderer Minderheiten in Rumänien nur wünschen können.
Für all das – und noch viel mehr – danken wir Herrn Adalbert Horvath von Herzen. Wir freuen uns, dass wir heute die Gelegenheit haben, sein Wirken und seinen unschätzbaren Beitrag zu unserem Gemeinschaftsleben, wenn auch nur in kurzen Worten, Revue passieren zu lassen und zu würdigen.
Lieber Herr Horvath,
im Namen des Banater Forums, des Banatia-Vereins, der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung, der „Stefan Jäger“-Stiftung und all der Menschen, deren Wege Sie begleitet haben, sagen wir: Danke.
Danke für Ihre Treue, Ihren Rat, Ihre Geduld – und für all die Stunden, die Sie unserer Gemeinschaft geschenkt haben. Wir wünschen Ihnen von Herzen Gesundheit, Freude und weiterhin die Kraft, Ihr wertvolles Wissen mit uns zu teilen.