Cafekultour findet zum 12. Mal in Temeswar statt

Eine Woche Kunst und Kultur in Cafés und Kneipen

Alles über guten Kaffee: Die diesjährige Auflage wird mit einer Barista-Show eröffnet.

„Die Qualitätsfrage des Kaffees ist der Schlüssel zu einem geschmackvollen Kaffeeerlebnis“, sagt Meister Barista Nana Holthaus-Vehse.

Bonnage Horreur verspricht ein Live-Kino: Im Rahmen von Cafékultour 2016 spielt das Trio im Ambasada am Dienstag, den 19. April 2016, ab 20 Uhr.
Fotos: Privat

 

Junge Kultur ist erneut in Temeswarer Kaffeehäusern und Kneipen eingeladen: Cafekultour wird zum zwölften Mal vom Französischen Kulturinstitut und vom Deutschen Kulturzentrum veranstaltet. Vom 18. bis zum 24. April, finden Konzerte, Filmvorführungen, Theatervorstellungen und Performance statt.

Die diesjährige Auflage wird am Montag ab 19 Uhr im Aethernativ Café eröffnet. Das Deutsche Kulturzentrum widmet sich erstmals auch der Kunst des Kaffeemachens und hat mit Unterstützung des Goethe Instituts Bukarest die Barista-Meisterin Nana Holthaus-Vehse eingeladen, eine ihrer berühmten Shows zu halten. Auch in diesem Jahr beteiligen sich an Cafekultour das Polnische Kulturinstitut sowie das Tschechische Kulturzentrum aus Bukarest. Am Mittwoch werden in der Cărturești-Buchhandlung (Mercy-Str. 7) Animationsfilme aus Polen gezeigt, die auf dem nationalen Festival des polnischen Animationsfilms „O!PLA” ausgezeichnet wurden. Das Tschechische Kulturzentrum hat „Discotecă“ eingeladen. Am Freitag, den 22. April, findet im Aethernativ Café ein Disko-Abend mit rumänischer und tschechischer Musik aus den 60er – 90er Jahren.

Das Österreich-Lektorat an der West-Uni Temeswar bringt die junge österreichische Musikgruppe Bonnage Horreur nach Temeswar. Das Temeswarer Theater Labyrinth Asylum beteiligt sich ebenfalls an Cafekultour. Das Experiment-Theater findet am 21. April, ab 18 Uhr im Cuib D’Arte. Das Französische Kulturinstut hat die Künstlergruppe Nyktalop Mélodie aus Potiers eingeladen. Sie werden am 23. April, ihre Show „Hit the lights!” im Daos Club halten, wobei verschiedene Kunstformen, wie Film, Performance, Musik und Bildende Kunst aufeinander treffen.

Schließlich wird die diesjährige Auflage mit dem One-Man-Show des Schauspielers Levente  Kocsárdi abgeschlossen. Die Vorstellung „Die Kunst einen Fahren zu lassen“, eine Adaption von Salvador Dalis „Tagebuch eines Genies“ findet am Sonntag, ab 19 Uhr, im Club 30 statt.

 

„Ein guter Barista sollte eine respektvolle Einstellung zu Menschen mitbringen“

Interview mit Meister Barista Nana Holthaus-Vehse

 

Ein gut ausgebildeter Barista ist für ein Café genauso wichtig, wie ein gut ausgebildeter Koch für ein Restaurant. Barista ist das italienische Wort für Barkeeper, bezeichnet im deutschen Sprachraum und inzwischen auch im rumänischen jemanden, der für die Zubereitung des Kaffees verantwortlich ist. Oft beherrscht ein Barista auch die „Latte Art“, wobei beim Eingießen der aufgeschäumten Milch in den Espresso ein Cappuccino mit Muster entsteht. Erstmals findet in Temeswar am Montag, den 18. Aprili 2016, eine Barista-Show statt. Nana Holthaus-Vehse, deutsche Barista-Meisterin des Jahres 2009, wird im Aethernativ Café Temeswarer in die Kunst der Kaffeezubereitung einweihen. Meister Barista Nana eröffnet die diesjährige Veranstaltungswoche Cafékultour. Das Deutsche Kulturzentrum Temeswar organisiert die Barista Show in Zusammenarbeit mit dem Aethernativ Café.

Was sind die Grundvoraussetzungen, um ein guter Barista zu werden?

Grundsätzlich sollte ein Barista ein starkes Interesse an Kaffee haben. Er muss offen sein und motiviert, sich auf viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen einzulassen. Ein guter Barista sollte eine respektvolle Einstellung zu Lebensmitteln und Menschen mitbringen und auch in stressigen Zeiten belastbar sein. Ein gewisses Maß an Interesse für Technik macht den späteren Umgang und die Pflege des Equipments einfacher. Alles andere kann man lernen, unabhängig von Sprache, Alter, Geschlecht oder Ausbildung.

Ist eine ordentliche Ausbildung genug, oder spielt Talent auch eine wichtige Rolle?

Wenn die obengenannten Eigenschaften vorhanden sind, spielt Talent nur eine Rolle, wenn man sich im Bereich „Latte Art“ besonders hervorheben möchte. Im Großen und Ganzen geht es in erster Linie um eine sehr gute Ausbildung im Wissen über die Kaffeeproduktion, Röstung und Technik und die Frage der Extraktion, egal, ob Filterkaffee oder Espresso, dazu benötigt man nur das Interesse und Verständnis von Zusammenhängen, das Thema Milchschaum bzw. der Gießtechnik der „Latte Art“-Cappuccinos bedarf eher einer handwerklichen Feinmotorik und eines künstlerischen Händchens. Ich bin jedoch überhaupt nicht zeichnerisch veranlagt und beherrsche, in erster Linie über sehr viel Training,  ein paar Gießtechniken, was mit viel Fleiß, in meinen Augen, jeder lernen kann, der nicht schnell aufgibt.

Ist Kaffee inzwischen so alltäglich, dass wir es für selbstverständlich hinnehmen?

Ja und nein. Natürlich ist Kaffee heute ein Allgemeingut und auch jeder kann sich Kaffee leisten. Aber wie bei vielem ist die Frage, was bekomme ich für mein Geld, und da wir Kaffee von einem Luxusgut zu einem gewöhnlichen Produkt gemacht haben, ist die Einstellung dazu eben auch nur noch gewöhnlich. Dennoch erfahren wir immer wieder, dass es anscheinend Standorte gibt, oder Kaffeekapseln unterschiedlicher Farbe, das der Kaffee sehr unterschiedlich schmecken kann und sich langsam eine Diskussion über Kaffee einstellt. Die Medien greifen immer häufiger das Thema Kaffee, Qualität, Lifestyle und Technik auf, sodass wir heute horrende Summen für Maschinen ausgeben, uns einen Kaffee zuzubereiten, ohne uns jedoch Gedanken über das eigentliche Produkt zu machen. Aber die Zahl derer, die sich für dieses Produkt einsetzen, Jahre damit verbringen, sich zu verbessern, steigt eindeutig. Die Rolle des Barista wird zunehmend wichtiger und auch als Persönlichkeit bindet er seine Gäste an sich, klärt auf und fasziniert sein Publikum mit individuellen Getränken. 

Welche Rolle spielen die Zutaten bei der Zubereitung?

Das ist der wichtigste Punkt. Die Qualitätsfrage des Kaffees ist der Schlüssel zu einem geschmackvollen Kaffeeerlebnis. Jedoch müssen  wir erst einmal wissen, wie unterschiedlich die Vielfalt im Kaffeegeschmack sein kann und unseren eigenen Geschmack erst einmal finden. Das geht nur über ein Probieren über den Tellerrand hinaus. Sich einmal auf unterschiedliche Geschmacksvarianten einzulassen, idealerweise mit einer kleinen Anleitung, hilft da sehr, denn viele Menschen sind an wirklich schlechten Kaffee gewöhnt, verbinden den Geschmack zwar mit einer angenehmen Atmosphäre und kommen so gar nicht auf die Idee, dass das Produkt, das sie verzehren, möglicherweise ein sehr schlechtes sein kann. Auch das Wasser spielt dabei eine große Rolle, da 98 Prozent einer Tasse  Kaffee aus Wasser besteht. Die sichere Handhabung des Equipments sowie Frische ergeben dann den unterschiedlichen Kaffeegeschmack.  Es gibt also viel zu beachten.

Kaffee ist Geschmackssache. Jeder mag ihn anders, wie kann man als Laie den Unterschied zwischen einem guten und einen schlechten Kaffee herausschmecken?

Das ist, wie vorher schon beschrieben, etwas schwierig. Solange wir schlechten Kaffee trinken, erkennen wir kaum Unterschiede und schon gar nicht mit Milch und Zucker, ist die Frage doch, warum wir viel Milch und Zucker verwenden, wenn der Kaffee doch auch ohne sehr angenehm sein könnte. Wir brauchen etwas Anleitung und Erklärung, dann verstehen wir leichter die Zusammenhänge. Möchte man seinen Geschmack schulen, ist es wichtig, mit Kaffee etwas zu experimentieren:  mal die Kaffeesorte ändern, mal die Kaffeemenge, und auch mal, wenn möglich, den Mahlgrad oder die Wassertemperatur. Alles hat einen Einfluss. Hat man einen Geschmack gefunden, der einen veranlasst, eine zweite Tasse trinken zu wollen, ist es geschafft. Dann geht es nur darum, zukünftig alles exakt genauso beizubehalten, dann steht einem gleichmäßigen, leckeren Kaffeeerlebnis nichts im Wege. Und der Weg zurück zu schlechtem Kaffee lässt sich nicht mehr gehen, eher wird man darauf verzichten.

 

 

Wenn Musik und Bild zusammenkommen

Bonnage Horreur gibt Konzert in Temeswar

Bonnage Horreur macht lebendiges Kino. Wenn Benjamin Schiemer (Gitarre, Sitar) und Bernd Ammann (Kontrabass, E-Bass) drauf losjammen, schwingt S.R. Ayers den Filzstift wie ein Virtuose. In Echtzeit entsteht eine Geschichte, die jedem, der auf der anderen Seite der Bühne steht, eigen ist. Es wird lustig, es wird schauerlich – das Trio spielt mit Emotionen und bleibt bewusst vage, damit das Publikum die Zusammenhänge selbst erahnt. Echte Kunst schafft nicht mehr und nicht weniger. Doch planlos gehen die zwei Musiker und der Comic-Zeichner selten vor. Es wird zwar viel auf Improvisation gesetzt, aber vor den Konzerten suchen sich die drei Themen aus und bestimmen eine grobe Struktur, um so einem roten Faden folgen zu können, selbst wenn sie oft  davon abzweigen. „In der Regel ist es sehr abstrakt“, sagt S.R. Ayers. „Es geht mehr um ein Gefühl, das wir durch die Bilder und die Musik vermitteln wollen.“

Vor zehn Jahren lernten sich Ayers und Schiemer in Indien kennen. „Ich war Comiczeichner, Benny - Musiker“, so der Amerikaner. „Und ich wünschte mir einen Soundtrack für meine Comics, während er sich nichts Spannenderes vorstellen konnte, als Bilder zu seiner Musik zu haben. Und wir dachten uns – was für ein Glücksfall!“ Es gingen aber noch einige Jahre ins Land, bis Ayers, Schiemer und Ammann zusammenkamen und Bonnage Horreur gründeten. „Wir sind schon lange Freunde und als die Idee aufkam, diese Gruppe zu gründen, wollten wir es einfach halten. Wir bringen Musik und Bilder zusammen. Und es hat super geklappt.“

Kino in Echtzeit

Die Live-Musik und die Live-Zeichnungen, die auf einem Overhead-Projektor wiedergegeben werden, passen in kein Genre rein. Die Klänge der Sitar, eine indische Langhalslaute, erinnern an den fernen Osten, der Kontrabass an guten, alten Jazz, somit ist die Musik sehr vielschichtig. Und auch S.R. Ayers bleibt seinen Comic-Wurzeln zwar treu, wird aber auch sehr abstrakt in seinen Zeichnungen. Das Zwischenspiel während den Konzerten bestimmt den Stil. Die Lieder klingen selten gleich, weil sie verschiedene Bausteine immer wieder anders zusammenwürfeln, je nachdem was Ayers zeichnet oder in welchem Tempo. Umgekehrt verhält es sich genauso. Es ist ein konstanter Dialog.

Man muss es live erleben, um das Konzept komplett zu fassen. Rumänen hatten bereits letztes Jahr Gelegenheit dazu, als Bonnage Horreur in Klausenburg gespielt hat. In einer Woche kehrt das Trio nach Rumänien zurück. Diesmal spielt Bonnage Horreur auf Einladung des Österreich-Lektorats an der West-Universität Temeswar im Rahmen der Veranstaltungswoche „Cafékultour“. Mitveranstalter ist das Deutsche Kulturzentrum Temeswar. 

Für das Konzert versprechen die drei eine düstere Geschichte. Doch wohin diese das Publikum führen wird, weiß niemand. So ist eben Bonnage Horreur unvorhersehbar und unberechenbar. Eigentlich die idealen Voraussetzungen für gute Geschichtenerzähler, die einen stets überraschen.