Es war für die wenigsten ein Festtag mit geschichtlichem Hintergrund. Der 23. August – Nationalfeiertag Rumäniens bis zum Wende - war ein guter Grund zwei Tage frei zu bekommen, auch gab es mal eine kleine Geldprämie, man wusste, man kann ausschlafen, feiern und wenn der Nationalfeiertag zum Bespiel auf einen Donnerstag oder Freitag fiel, stand ein langes freies Wochenende bevor. Dass man den Brückentag irgendwann nachholen musste, war überhaupt kein Thema, denn an so einem Sonntag wurde eh nur so getan, als würde man arbeiten.
Wie eine Facebook-Umfrage der Banater Zeitung ergab, hatten nur wenige einen tieferen Bezug zu diesem Festtag. So schreibt eine jüngere Leserin, dass sie Mitte August meist ein neues Kleid bekommen hat, wusste aber nicht mehr, ob es für den Aufmarsch zum 23. August oder zum Anlass des Wochenmarktes kurz nach Maria Himmelfahrt gekauft wurde. „Ich bin gerne in Pionierunform zum Aufmarsch gegangen. Bin eben im Kommunismus aufgewachsen“, schreibt eine andere Umfrageteilnehmerin. Der Temeswarer Ingenieur Mihai Coste erinnert sich, dass es zum 23. August ein kleine Geldprämie im Betrieb gab, auch etwas mehr Lebensmittel in die Läden kamen und er am 23. August gerne in seiner Uniform der patriotischen Garden bei seiner Großmutter gesehen ward, da diese an diesem Tag Geburtstag hatte. Unsere ehemalige Kollegin Alina Nediu, erinnert dieser Tag an den Hochzeitstag ihrer Eltern. Im Gedächtnis geblieben ist ihr auch die Zeit vor dem Aufmarsch, als sich die Gruppen mit Witzen die Zeit vertrieben.
Um beim Heiteren zu bleiben: Sarkasmus und Witz war an solchen Tagen nicht wegzudenken, wobei immer wieder die Gefahr lauerte, dass in den Kolonnen der Aufmarschierenden auch Spitzel unterwegs sind. Ich erinnere mich an eine Gegebenheit Mitte der 1980er Jahre, als man den Namen von Ceaușescu in Zusammenhand mit der Partei und dem Volk hinausschreien musste. Manchmal wurde er auch im Zusammenhang mit einer lokalen politischen Größe hinausposaunt. So auch in der Zeit als Cornel Pacoste erster Sekretär des Temescher Kreis-Parteikomitees war. Plötzlich schrie eine Gruppe der Parade-Teilnehmer die Namen von Staatschef und Kreisvorsitzenden „Ceaușescu – Pacoste“, doch da „pacoste“ auch so viel wie „Plage“ heißt, war der Spott/ Fauxpas spätestens beim dritten Ausruf nicht zu überhören. Schnell intervenierten die Aufpasser und forderten den Abbruch des Ausrufs. Bis heute glaube ich nicht, dass der Ausruf Zufall war.