Er ist zum Buhmann aller Demokraten anvanciert und Rodica Culcer, eine der ausgeglichendsten politischen Kommentatorinnen Rumäniens, meint über PSD-Chef Dragnea, die „Logik des Fortschritts” habe ihn zum „Verlierer des Kampfes” prädestiniert. „Der Krieg” sei noch im Gang, der „politische Killer” noch nicht eine Randbemerkung der Geschichte, die „willkürliche Unterjochung eines ganzen Landes” und der Raub der „öffentlichen Ressourcen zum Eigennutz” mit dem „Endziel der Zerstörung der liberalen Demokratie” noch nicht zu Ende. In Teilen definitorisch für die Gefahr, die von Frankreich, Holland und den USA unter Trump ausgeht.
Die Volksrevolte, die seit Wochen in Rumänien schwelt, hat für einen Typ wie Dragnea das Land unverständlich gemacht. Gleichgültigkeit und Untertänigkeit schwinden, die Machtbasis solcher Typen. 70 Jahre nach Machtübernahme durch den Kommunismus emanzipiert sich das Land. Ein Rumänischer Frühling zeigt sich, auch weil eine unbelastete Generation, die 20- bis 27-jährigen, das Wort zu ergreifen bereit ist. Die jungen Eltern.
Die kleptokratischen Eliten sollen auf friedliche Weise zum Abdanken bewegt werden. Man wünscht und hofft, dass die Schönheit des geschichtlichen Augenblicks nicht durch Versanden getrübt wird.
Für Dragnea, seine Konsorten und Handlanger, waren Privilegien Teile der natürlichen Ordnung einer Welt, die aus Despoten und Unterworfenen besteht. Arrogant werden in dieser Welt die Niedergeknieten „bedacht”, um eigene Privilegiengeflechte auszubauen. Der Rumänische Frühling kann nur ein „Komplott” sein, initiiert und gelenkt von einem „Ausland”, das nur feindlich sein kann. Daher Hass und Feinddenken, gegenüber der EU, „dem Kapitalismus”, „Korporationen”, „Soros”. Grenzenlose Macht aufgrund von Gesetzen, die den Geist der Tyrannei atmen, aus der sie sich entpuppt haben. Die bei Nacht und Nebel demokratiekillend verabschiedet werden. Alles, was die Grundlagen der Willkür, der Ehrlichkeitsverachtung, des Populismus und der Demagogie erschüttert, ist feindlich und muss, mit Hilfe „des Volkes”, weggefegt werden. Mündige Bürger sind feindliche Bürger. Sie sind nicht mit Posten und Pfründen mundtot zu machen. (Ceauşescu bot 1989 Lohnerhöhungen an...) Ideen, Ideale, Freiheit durchzusetzen ist volksschädigend.
Nur die Höhe des Schmiergelds zählt. Humor und Kreativität (der Kunstkritiker Pavel Şuşară plant ein „Ausstellungsarchiv der Losungen” der Demos) stehen Dumpf- und Sturheit gegenüber. Konsequenz und Entschlossenheit, Ironie und Karrikatur sind ihnen unverständlich. Feindlich. Tödlich.
Damit bröckelt der Schein der steifen Respektabilität dieser Kleinverbrecher.
Noch ist nichts entschieden.
Der gewandelte Präsident Johannis, bisher einziges Symbol des rumänischen Frühlings, muss standhaft bleiben.
Wach.