Der 72 Jahre alte Mann dreht mit der großen Gabel den Dünger um, stemmt sich dann auf den hölzernen Stiel des Arbeitsgerätes und wird immer nachdenklicher. „Ein Glück, dass ich aus Eigenproduktion viele Lebensmittel sichere“. Und nach kurzem Überlegen: „Ich denke, ich werde mein Land in Pacht geben“, scheint er einen Entschluss gefasst zu haben. In guten Jahren hat er etwa 800 – 1000 Lei pro Hektar Reingewinn gemacht, nach neuesten Steuersätzen geht dieser Gewinn noch um einiges zurück. Zunächst wurde die Grundsteuer auch auf Landwirtschaftsflächen um 16 Prozent angehoben, nun steht eine pauschale Gewinnsteuer pro Hektar für alle Privatpersonen an, die mehr als zwei Hektar Land besitzen und deren Viehbestand nach Schätzung der Regierung über den Eigenbedarf hinausgeht. Die Regierung ist bei ihrer Überlegung davon ausgegangen, dass die Bauern Subventionen erhalten, aber keinen Reingewinn angeben und deshalb auch keine Steuern bezahlen.
„Der Gewinn der Bauern besteht genau genommen aus der landwirtschaftlichen Subvention, und dieser wird nun über die neue Steuer wieder von der Regierung zurückgeholt“, sagt der Wirtschaftsanalytiker Nicolae Ţăran. Fakt ist auf jeden Fall, dass mehr als 600.000 Landwirte durch das neue Steuergesetz zu höheren Abgaben gezwungen werden. „Ein geringer Teil der landwirtschaftlichen Subvention ergibt eigentlich den Reingewinn“, glaubt der Wirtschaftsanalytiker Nicolae Ţăran und eben diese Profitspanne werde nun weiter reduziert. In Rumänien gäbe es ein niedriges Leistungsniveau im Agrarsektor, und dabei kaum unterstützende finanzielle Hebel. „Ich hätte eine solche Besteuerung verschoben, denn wir haben es hier mit einer restriktiven Finanzpolitik zu tun, die zumindest für die gegenwärtige Situation nicht förderlich ist“, so das Fazit des Wirtschaftsprofessors.
„Wer bei der Ernte verkaufen muss, das ist ein armen Bauer“. Solche Weissagungen hatten Generationen von Banater Bauern im Hinterkopf, wenn sie ernteten und zunächst ihre Produktion – auch wenn sie bloß aus zwei Hausgärten kam – lagerten und dann auf einen besseren Preis warteten.
Weizen auf dem Dachboden und Mais in der Scheune waren auch in Zeiten landwirtschaftlicher Genossenschaften ein Wohlstandszeugnis für die Bauern. Mit solchen Gedanken beschäftigt sich der 72 Jahre alte Bauer, wenn er nun vor höheren Steuerabgaben steht. Und um einen frühzeitigen Verkauf kommt er in Zukunft nicht mehr herum: Die Hälfte seiner jährlichen Steuerpauschalen muss er bereits bis zum 25. September abgeben, den Rest bis zum 25. November. Dabei weiß er, dass vor allem in ertragreichen Jahren ein Überangebot an Produkten auf dem Markt ist. „Meist ist der Weizen erst spät im Herbst zu verkaufen“. Deshalb spielt er immer mehr mit dem Gedanken, sein Land nicht mehr selbst zu bearbeiten, sondern es an einen Pächter abzugeben.
Pachtverträge seien grundsätzlich nichts Nachteiliges, denn sie entheben den Inhaber vieler Sorgen und im Herbst kommt etwas Geld in den Familienhaushalt, sagt Nikolaus Crăciun, Bürgermeister der Großgemeinde Tschand/Cenad und lange Zeit Privatlandwirt. Ein Manko für die Bauern sieht er vor allem darin, „dass Bauern oft ihre Pachtverträge nicht genau lesen bzw. verstehen.“ Nicht selten werden so nicht rechtzeitig neue Klauseln und Ertragszuteilungen ausgehandelt und bereits vor Ablauf der Vertragsfrist verlängert sich der Vertrag zu den gleichen Konditionen und um die gleiche Zeitspanne wie die eben ablaufende. Dabei kommt es zu unterschiedlichen Ansichten zwischen den Inhabern der Nutzfläche und den Pächtern: Der Inhaber will eine höhere Rendite, weil auch die Subventionen gestiegen sind, der Pächter weist auf die höheren Abgaben hin, die zumindest ab diesem Jahr anfallen. Wohlgemerkt: Wenn der Pächter auch die Steuerkosten gleich mitübernimmt.