Er ist festes Mitglied in vier Musikgruppen und Dauergast in weiteren vier: Mihai Moldoveanu, 28, hat in den letzten zwei Jahren eine unermüdliche Ausdauer bewiesen. Ob Timişoara Gospel Project, ob Auftritte von „Dor de duh“, Alexandrina Hristov oder Tibor Cari, Moldoveanu ist mit seinem E-Bass immer dabei. Und zwischendurch wirkt er in seinen eigenen Bands mit - „Jazzybit“, „Beatbang“ und „Sunset in the 12th House“. Andere würden „Stopp!“ sagen und eine Verschnaufpause einfordern, anders der aus Diemrich/Deva gebürtige Moldoveanu, der die noch verbliebene freie Zeit für seine Paperjam-Konzertabende opfert. Dabei ist er kein professioneller Vollzeitmusiker. Nein, Moldoveanu hat Journalistik und Germanistik in Temeswar/Timişoara studiert, arbeitete drei Jahre lang am Deutschen Staatstheater Temeswar als Pressesprecher und ist heute Projektleiter und Content Manager bei dem IT-Unternehmen Dream Production. Was in seinem Résumé nicht steht, sind die zahllosen Stunden, in denen er fast im Alleingang sein Wahlinstrument gelernt hat. Der Autodidakt hat sich dafür bei anderen umgeschaut, bis er in seiner Studentenzeit an Dan Mitrofan und Tavi Scurtu geraten ist. Mit dem Gitarristen und dem Schlagzeuger spielte er zwei Jahre lang zusammen, entdeckte durch sie neue Musiker und reifte als Bassist.
Musikalischer Urknall
Dann folgte die erste richtige Band, wo er auch als Mitbegründer fungiert. Und Mihai Moldoveanu debütierte gleich mit einem musikalischen Urknall: Beat Bang! sorgte für seinen Ruf als experimentierfreudiger Musiker, der gerne auf Improvisation setzt und Musik einfach entstehen lässt, statt sich strikt nach Bauplänen zu richten. So zufällig wie der Urknall, so zufällig also auch seine Musik, die ja ohnehin am besten ist, wenn sie einen überrascht und oft sind die besten Überraschungen, die unerwarteten. Das hat jedoch einen Preis. Ganze acht Monate probte Mihai Moldoveanu zusammen mit dem DJ K-Lu und dem Drummer Radu Pieloiu, ehe sie das erste gemeinsame Konzert gaben. Am Ende der langen Schaffenszeit hatte das Trio elf Lieder komponiert.
Ohne schwierige Geburten wäre es nicht Beat Bang! So funktioniert eben die Gruppe, die vorwiegend elektronische Musik macht. Auch die Auftritte lassen auf sich warten. Der letzte fand im Frühjahr statt.
Deutlich besser läuft es mit der Band „Jazzybit“. Vor zwei Jahren gegründet hat die Musikgruppe, die Latin-Jazz- bzw. Funk- und Blues spielt, schon 52 Konzerte gehabt. In den nächsten Monaten soll sogar das erste Album namens „Touch the Sky“ erscheinen. Die Band ist auch schnell entstanden: Nach einmonatiger Probearbeit gingen Teodor Pop, Mihai Moldoveanu und Szabó Csongor-Zsolt schon auf Tournee durch drei Städte: Temeswar, Arad und Großwardein/Oradea.
Von Schublade zu Schublade
Der Bassist überrascht Freunde und Kenner, denn er hat keinem Genre die Treue geschworen. Nein, Mihai Moldoveanu wandert. So spielt er mit der Band „Sunset in the 12th House“ experimentellen Post-Rock, eine andere Sparte Musik, die sich klar von der elektronischen und von der Jazz-Musik unterscheidet. So what? Meint er nur dazu. Er ist in dieser Hinsicht ein echter Banater, der sich in Toleranz übt. Nicht Genres sollten Musik spalten, sondern schlicht und einfach Qualität. Aber selbst die Qualitätsfrage ist oft eine subjektive. Er stört sich nicht daran, einem Manelisten zuzuhören, manche wären sogar talentierte Musiker, die aber Manele spielen oder singen, weil es eben mehr Geld einbringt.
Moldoveanu schaut sich gerne um, möchte lernen, möchte verstehen. Sagt darum nicht nein, wenn Musiker ihn für Projekte ansprechen. Und der E-Bass als Instrument ist dafür ideal geeignet, weil er überall reinpasst.
Dabei fing alles vor zehn Jahren mit einer ausgeliehenen Gitarre an. Schon nach den ersten Versuchen wusste Moldoveanu, dass er viel lieber Bass spielen würde. Grund, weshalb er auch die Gitarrensaiten mit E-Bass-Saiten auswechselte mit mäßigem Erfolg. Schließlich kaufte er sich kurz vor seinem 18. Geburtstag seinen ersten E-Bass, dafür hatte er sich das Geld mühevoll zusammengeklaubt. Unterstützung erhielt er auch von seiner Großmutter aus Lugosch/Lugoj, bei der Moldoveanu aufgewachsen war. Sie bezahlte den Restbetrag, den Moldoveanu für seinen E-Bass benötigte.
Zehn Jahre später gehört der Bassist zu den bekannten Gesichtern der Temeswarer Musikszene. Dabei bleibt er ein Wanderer, den man immer wieder in Musikgruppen oder neben Musikern antrifft, die man sonst nicht in die gleiche Schublade stecken würde. Ob Jazz, Elektro oder Rock, Mihai Moldoveanu spielt es.