Temeswar ist fahrradfreundlich, aber nur an bestimmten Tagen, Uhrzeiten und Orten - das entschied der Temeswarer Bürgermeister, Nicolae Robu. Die Fahrradfahrer sind empört. Wegen den chaotischen Radlern müssen nun alle leiden.
Das Fahrradfahren wird an vielen Stellen der frisch sanierten Innenstadt untersagt. Der jüngste Beschluss des Verkehrsausschusses sieht Folgendes vor: Fahrradfahrer dürfen durch die Anrainerstraßen E. Ungureanu, A. Pacha, R. Negru, E. Carusso, V.V. Delamarina, Gh. Lazăr, L. Blaga, J. Bolyai, D. Cantemir und Palanca radeln. Das Radfahren ist aber am Opern-, Dom-, Freiheits- und Ţarcului-Platz sowie in der Alba-Iulia- und Mărăşeşti-Straße verboten. Diejenigen, die diese Vorschriften nicht einhalten, erhalten Geldstrafen in Höhe von 630 bis 810 Lei.
Dies widerspricht auch dem neuen Projekt für intermodalen, öffentlichen Verkehr. Seit 2015 gibt es in 25 Haltestellen des Nahverkehrsbetriebs (RATT) 300 Leihräder. Einige der VeloTM-Verleihstellen stehen an den Stellen mit Fahrradverbot. Das bedeutet, dass sich die Leute ein kostenloses Fahrrad leihen können, aber erst am Rande der Altstadt auf den Sattel steigen können.
Der jüngste Beschluss des Verkehrsausschusses wurde von einem Temeswarer sogar vor Gericht angefochten. Vor diesem Beschluss wurde keine öffentliche Anhörung oder Debatte veranstaltet, so dass die Fahrradfahrer den amtierenden Bürgermeister aufgrund gesetzeswidriger Beschlüsse anklagen. Bürgermeister Robu meint dagegen, er habe diese Entscheidung gefasst, um die Fußgänger zu schützen, die bei ihrem Spaziergang Gefahr laufen, von einem Fahrradfahrer überrollt zu werden. Dennoch erklärt sich Robu als fahrradfreundlich. Jedoch nur an Wochenenden und das allein für wenige Stunden. Im Herbst sperrte er die Michelangelo-Unterführung für den Verkehr und lud die Radfahrer ein, ähnlich wie in Paris, an der Radfahraktion teilzunehmen. Robu radelte schließlich allein durch die Unterführung – denn kein einziger Fahrradfahrer kam zum Event.
Die Fahrradfahrer haben vor, zu protestierten. Solange, bis das Fahrradverbot in der Innenstadt aufgehoben wird. Am Samstag versammelten sich etwa hundert Radler vor der Orthodoxen Kathedrale, mit dem gemeinsamen Ziel, die Bürger über ihre Ansicht nach illegalen Entscheidungen des Bürgermeisters zu informieren. Dabei nahmen sie sich auch vor, durch die Innenstadt zu radeln und so viele Geldstraßen wie möglich zu sammeln. Gegen all diese Strafen wollen sie danach in einer Sammelklage Berufung einlegen.
Polizeibeamten und Gendarmen fehlten nicht vom Protest und schrieben gleich mehrere Geldstrafen für die „bösen“ Radfahrer. „Bloß einige von uns haben eine Geldstrafe bekommen. Das ist komisch, von etwa hundert Leuten haben sie bloß einige herausgesucht – wahrscheinlich haben sie uns, die Gruppenleiter, gewählt“, sagte Nicolae Bîrsan, der Leiter von Eco Nautic Club Temeswar und einer der Veranstalter des Protestes am Wochenende. Der Temeswarer verlangt nun, dass diese Geldstrafen annulliert werden. Auch alle anderen Strafzettel, die wegen Fahrradfahren an verbotenen Stellen der Innenstadt erteilt werden, sollen gesammelt und angefochten werden. „Vor einigen Monaten habe ich die Vertreter der Kommunalpolizei, die auf der Mărăşeşti-Straße anwesend waren, angesprochen, dass sie den chaotischen Fahrradfahrern, die Slalom zwischen den Fußgängern fahren, zu bestrafen. Die Polizisten meinten damals, ihnen würde die Rechtsgrundlage, da zu intervenieren, fehlen. Nun hatten sie kein Problem, uns, die mit Fußgängergeschwindigkeit radelten, Strafzettel zu erteilen. Am Samstag wurden sechs Zettel gegeben – 630 Lei war die Strafe pro Person“, fügte Nicolae Bîrsan hinzu. „Ich verlange bloß, dass wir gemeinsam eine Lösung finden. Es gibt sehr viele anständige Fahrradfahrer, die bereit sind, sich anzupassen und Ausländer, die aus ihrer Erfahrung als Radler in anderen europäischen Städten erzählen können“, schließt Bîrsan.
Bürgermeister Robu war beim Protest nicht dabei. Er wurde aber zur kommenden Versammlung, am 12. März, eingeladen, denn die Fahrradfahrer wollen so lange protestieren, bis die Fahrverbotsregeln aufgehoben werden.