Im tiefen Keller in einem Hinterhof aus Berlin Mitte hat der Drum and Bass für Young Ax angefangen. Die Musik hätte für ihn dort bleiben können. Drum and Bass ist Underground, findet der Musikproduzent und DJ. Dass es ein verdreckter Club war, wo es von der Decke tropfte, fand er „einfach nur geil“. Für Young Ax gehört es einfach dazu. Auf den Geschmack kam der Producer 1996, als er das DJ-Duo Kemistry&Storm live erlebte. Es war der Wendepunkt seiner Karriere als Musiker, die früh anfing. Die ersten Gehversuche als DJ machte er auf einen völlig untauglichen Plattenspieler und einem Kassettendeck made in der DDR. Der Ostberliner fing mit nichts an. Der erste Scratch-Versuch endete im Totalschaden des heimischen Plattenspielers. Für Alexander Zwingenberger aka Young Ax bedeutete der Mauerfall sein musikalisches Debüt. Er war erst 14 Jahre alt, als das Jugendprogramm der DDR DT-64 ihn im Herbst 1989 featurte. Young Ax schwamm auf der DDR Hip Hop Welle mit.
Dass Hip Hop auch im Osten einen Boom erleben würde, hatte die sozialistische Einheitspartei Deutschland anfänglich nicht gedacht. Auslöser war der US-amerikanische Breakdance-Film von Stan Lathan „Beat Street“. Der 80-er Jahre Klassiker wurde ursprünglich als Propagandafilm behandelt, um die sozialen Missstände im Westen zu thematisieren. Was bei der Jugend stecken blieb, war die Musik und der Breakdance. Auch Young Ax fing als Breakdancer an, wurde dann zum Hip Hop-DJ und schließlich zum Musikproduzenten. Er schaut inzwischen auf über 20 Jahre Musikkarriere zurück. Seit 15 Jahren macht er nur noch Drum and Bass, vom Hip Hop ist er weggekommen. Die meiste Zeit verbringt er im eigenen Studio, wo er an seiner Musik feilt. Für seine Musik nimmt sich der Producer Zeit. Für einen Song braucht er im Durchschnitt einen Monat. Das Arbeitspensum variiert. Gearbeitet wird nicht rund um die Uhr. Manchmal gehen drei Stunden dafür drauf, manchmal zwölf, manchmal keine. „Man hat mir schon gesagt, dass meine Lieder zeitlos klingen,“ meint Young Ax und findet darin eine Bestätigung für die Zeit, die er in seine Musik investiert. Für den Producer waren die letzten zehn Jahre besonders arbeitsintensiv. „Wochenende hieß: Einkaufen gehen, Kühlschrank füllen und dann ins Studio einschließen,“ erklärt Young Ax. Als DJ stand er seltener in Clubs, dafür ist er zu publikumsscheu. Auch heute noch ist der Berliner aufgeregt, wenn er als DJ Musik auflegen muss. Für ihn ist es nur ein Mittel zum Zweck. So kann er seine Lieder den Leuten vorspielen. Lieder, die sich von der breiten Drum and Bass Masse abheben. Young Ax gilt für viele noch als Geheimtip. Er selbst schätzt seine Musik inzwischen als „untauglich für die Massen“ ein. Genau kann er es aber nicht sagen, denn dazu fehlt ihm das nötige Feedback. Auch aus dem Verkauf seines Debütalbums „Higher Grounds“ ist er nicht schlau geworden. „Der illegale Download lief sehr gut, aber es hat sich schlecht verkauft,“ sagt Young Ax. Auch Plattenlabels geben dem Berliner kein Feedback auf seine Musik. Für die meisten zählt nur, dass er seine Musik liefert und zwar so schnell wie möglich. Besonders mit englischen Labels hatte er schlechte Erfahrungen gemacht. „Sie bezahlen dich nicht, nach der Veröffentlichung bricht der Kontakt ab,“ zählt der Producer die Probleme auf. „Die antworten dir nicht mehr und man fühlt sich wie der Letzte.“
Das Musikgeschäft läuft schlecht. Es lohnt sich nicht mehr, Geld in Vinylplatten oder CDs zu stecken. Nur durch Digital Distribution möchten viele Labels ihre Künstler vermarkten. Mp3 scheint die Zukunft zu sein. Eine Zukunft, von der Young Ax nichts hören möchte. „Da bin ich altmodisch. Ich möchte was in der Hand halten können. Mp3 ist nur eine Datei auf meinem Rechner, die irgendwann weg ist,“ sagt der Berliner. Seine Fans, die Young Ax besonders wegen seinem eigensinnigen DnB-Stil schätzen, würden es Schade finden. Denn die meisten suchen noch das, was Young Ax im tiefsten Berliner Keller vor 15 Jahren gefunden hat.