Musik, geselliges Beisammensein, aber auch eine kurze Bilanz sowie die alten und neuen Probleme der dualen Ausbildung in Arad waren die Themen des Abends beim Sommerfest des Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsvereins DRW Arad. „Wir sind heute ein so einheitliches Team, wie es im DRW noch nie der Fall war“, sagt der Vereinsvorsitzende Waldemar Steimer. Während draußen auch ein Platzregen das frohe Fest nicht beeinträchtigen konnte, fand sich der DRW-Vorstand zu einer ad-hoc-Pressekonferenz in den Räumen von Vereinsmitglied Johann Henger ein. Sein Anwesen war auch in diesem Jahr Veranstaltungsort des Festes.
Die zirka 7.500 Unternehmen aus Deutschland, die sich unter den verschiedensten Rechtsformen in Rumänien niedergelassen haben, die dadurch mehr als 250.000 direkt gegründeten Arbeitsplätze und die vielen konnexen Jobs, die diese bieten, und der etwa 30-prozentige BIP-Beitrag, den diese Unternehmen leisten, hoben die Vorstandsmitglieder hervor. Trotzdem leiden sie als Wirtschaftsverein - und nicht zuletzt ein Großteil von ihnen auch als Unternehmer oder Werksleiter - unter den fehlenden Arbeitskräften. Die zwei Jahre lang mühsam angekurbelte aber stetig ausgebaute Partnerschaft mit dem Aurel-Vlaicu-Kolleg hat im letzten Jahr durch den Direktorenwechsel einen Knacks bekommen. Auch die Tatsache, dass in den Medien mitgeteilt wurde, dass jeder, der die Eignungsprüfung nach der 8. Klasse ablegt, auch einen Platz am Gymnasium erhält, seien viele Schüler weggeblieben, sagt Lolita Mallinger, Vorstandsbeauftragte des DRW für die duale Ausbildung. Dabei hätte alles so gut laufen können: Bereits 14 Firmen sind zu Partnern in diesem Projekt geworden. Auch weiß man im DRW, dass die Ernennung einer neuen Schulleiterin am Aurel-Vlaicu-Kolleg nicht die beste Lösung war. Die ehemalige Direktorin hatte sich das ganz dem Projekt der dualen Ausbildung verschrieben, ihre Nachfolgerin sei gerade „in einem Lernprozess“ heißt es im Vorstand des Wirtschaftsvereins. Am DRW selbst lag es wohl nicht, dass bei in manchen Berufsschulklassen derzeit noch reichlich Plätze frei sind. Praktikaplätze für gleich mehrere Berufe stellten die Unternehmen zur Verfügung, Lolita Mallinger selbst warb sogar in kleinen Ortschaften. „Ich habe Ortschaften bereist, von denen ich bisher gar nicht wusste, dass sie im Kreis Arad liegen“. Ihr Wermutstropfen liegt jedoch ganz wo anders: „Es gibt Schulleiter, die uns nicht einmal eine Präsentation unseres Angebotes genehmigten“.
Wir müssen die Eltern für diesen Ausbildungsweg gewinnen, sagt der stellvertretende DRW-Vorsitzende, Bernd Böse, denn „in Rumänien ist man weiterhin darauf bedacht, dass jeder Abitur machen muss“. Dabei sind viele mit einer Fachausbildung viel besser bedient als mit einem Abitur, das letztendlich so manch einer gar nicht schafft.
Die neuen Medien möchte Vereinsvorstand Steimer stärker nutzen. In diesem Sinn hat auch der neue marketingbeauftragte Marius Porcolea konkrete Ziele in dieser Hinsicht. Stärkere Präsenz in der Gesellschaft, („Wir werden in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen“) Online-Präsenz und duale Ausbildung sind laut Steimer auch die Argumente für neue Mitglieder, deren Anzahl sich in den wenigen Monaten seit Wahl des Vorstandes, erheblich gesteigert hat. Die Niederlassungen der multinationalen Konzerne hat man jedoch noch immer nicht gewinnen können. „Der Mittelstand ist für uns wichtig: Sowohl im Verein als auch in der gesamten Wirtschaft“, sagt Bernd Böse. „Es geht eben langsam, doch auch diese werden kommen“, ist seinerseits Waldemar Steimer überzeugt.
Jugendarbeit sei immer wichtige, sagt auch Vorstandsmitgleid Jürgen Schunn. Auf diese müssen die Unternehmen auch in Zukunft bauen, wenn sie sie sich weiterhin in Westrumänien ansiedeln oder hier expandieren wollen. Als Beispiel dafür steht allein schon der Güterwaggonbauer Astra Rail. Das Unternehmen möchet in den kommenden Jahren 60-70 Millionen Euro in seine Rumänienneiderlassung investieren, dazu braucht es jedoch fachpersonal. Hoffungsträger sind dabei Jugendliche, wie der Arader Absolvent der Acht-Klassen-Schule, der seine Abschlussprüfung nahe der Höchstnote (9,80) belegte und trotzdem sich für einen Berufsschule entschieden hat, obwohl ihm wohl alle Lyzeen offen standen.