„Unsere Schulleitung hat sich überlegt, das europäische Profil der Schule zu stärken. Wir pflegen schon länger eine Beziehung zur baskischen Schule aus Gernika, der Partnerstadt von Pforzheim“, sagt Robert Kerker, Lehrer an der Heinrich-Wieland-Schule, der ursprünglich aus Jahrmarkt/Giarmata im Verwaltungskreis Temesch/Timis stammt. Ungefähr 2.000 SchülerInnen besuchen die Heinrich-Wieland-Schule in Pforzheim, die größte Berufsschule in Baden-Württemberg. Da die Pforzheimer Schule ihre Beziehungen nach Osten hin erweitern wollte, schlug Robert Kerker vor, eine Bildungseinheit in Rumänien für das Comenius-Projekt heranzuziehen. Ein anderer Lehrer an der Heinrich-Wieland-Schule, Bruno Weber, der das Technische Coanda-Kolleg in Temeswar abgeschlossen hatte, schlug seine ehemalige Schule als Partnerschule im Projekt vor. Nach einem Schnupperbesuch in Temeswar, noch vor Projektbeginn, war die Entscheidung für das Coanda-Kolleg sofort gefallen.
Das sogenannte Kick-Off-Meating des Comenius-Projekts fand im Oktober letzten Jahres in Pforzheim statt, wo SchülerInnen und Lehrkräfte aus Rumänien und Spanien zu Besuch waren. „Wir haben in der Zwischenzeit an unseren Ergebnissen gearbeitet und wollen hier in Temeswar die Fortschritte präsentieren. Es ist eine Art Zwischenbilanz“, sagt Robert Kerker. Auf die Frage, wie er denn das duale Bildungssystem für Rumänien sehen würde, antwortete er: „Viele Länder Europas versuchen, dieses System umzusetzen. Es wäre vielleicht eine Möglichkeit, um den Schülern eine fundierte Ausbildung zu vermitteln“, so Robert Kerker.
Das Comenius-Projekt „Easy Mechatronics“ ist auf drei große Bereiche strukturiert. Eine erste Arbeitsgruppe ist mit Metall-Aufgabenstellungen beauftragt, ein zweites Team beschäftigt sich mit Elektrotechnik und Informationstechnik und eine dritte Arbeitsgruppe setzt sich mit Sprachen und wirtschaftlichen Aspekten des Projektes auseinander. Das Ergebnis soll eine automatisierte Bohrmaschine sein, die auf Knopfdruck ein Loch in einen Gegenstand bohrt und das vollkommen automatisch tut - von dem Knopfdruck bis zur Freigabe des gebohrten Werkstücks, erläutert Robert Kerker. Auf der sprachlichen Seite soll eine Art Glossar entstehen, das die wichtigsten technischen Wörter in den Sprachen Englisch, Deutsch, Rumänisch, Französisch und Baskisch-Spanisch enthält.
15 Schüler und sechs Lehrer aus Deutschland waren letzte Woche in Temeswar, darunter neun Schüler aus der Mechatronik-Klasse und sechs aus der Sprach- und Wirtschaftsabteilung des technischen Gymnasiums in Pforzheim. Insgesamt machen etwa 40 SchülerInnen aus dem Ausland und rund 50 aus Temeswar bei dem Projekt mit. Auf dem Programm standen nicht nur Workshops, sondern auch jede Menge Freizeitaktivitäten. Das Feedback zur Banater Gastgeberstadt war sehr positiv. „Man sieht, dass die Stadt schön herausgeputzt ist. Temeswar ist ganz klar eine Stadt in Aufbruch. Wir sind hier, damit der Europagedanke weitergeführt wird“, sagte Wolfgang Schühle, stellvertretender Schulleiter der Heinrich-Wieland-Schule in Pforzheim. Für die Gäste aus Deutschland und Spanien war auch eine Reise durch das Südbanat entlang der Donau und eine Fahrt mit der Bahn von Orawitza/Oravi]a nach Anina-Steierdorf geplant.
Das Comenius-Projekt „Easy Mechatronics“ endet 2013. Im Mai nächsten Jahres werden in Gernika, Spanien, die Endergebnisse vorgestellt. Zwischen all den Begegnungsterminen arbeiten die teilnehmenden Schüler daheim an den Produkten. Bei den Treffen werden die Ergebnisse präsentiert und Erfahrungen ausgetauscht.