Herkulesbad – Neuerdings zeichnen sich Perspektiven ab für die Sanierung des historischen („kaiserlichen“) Kerns von Herkulesbad/Băile Herculane. Nicht nur, dass eine Gruppe junger Intellektueller sehr aktiv geworden ist, die unaufhörlich zur Rettung der historischen Substanz des Kurorts aufruft und vielfältigste Initiativen in dieser Hinsicht entfaltet, auch der junge Bürgermeister Cristian Miclău (PNL) lotet konsequent Möglichkeiten zur Sanierung der Bausubstanz aus dem 18.-19. Jahrhundert aus und im Bereich der Klärung der rechtlichen Wirrnisse rund um den Besitz, die wahrscheinlich gezielt geschaffen wurden nach der dubiosen PSD-Privatisierung vom Anfang dieses Jahrtausends, beginnt sich einiges zu entwirren. Fakt ist, dass der Staat, durch die Steuerbehörde ANAF und durch die Gerichtsvollzieher, endlich ebenfalls aktiv geworden ist – nicht zum Schaden dessen, was noch gerettet werden könnte.
Unlängst hat das Hotel „Decebal“ (gebaut 1864-1865 als „Franz Joseph I“-Hof) über eine Ausschreibung der Steuerbehörde ANAF (die es wegen Steuerschulden des vormaligen Besitzers Iosif Armaș übernommen hatte) für 4,2 Millionen Lei den Besitzer gewechselt. Der Klausenburger Trust Invest des Geschäftsmanns Nicolae Căpușan (der im Verwaltungskreis Klausenburg Besitzer des Tourismuskomplexes „Sun Garden“ ist) hat die Hotelruine (an der sich schon mehrere Geschäftsleute im Renovieren versucht haben, allerdings seit gut sieben Jahren niemand mehr) gekauft und wartet bereits auf die Genehmigungen seitens des Ministeriums der Kultur und Nationalen Identität für die nötigen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am 7000-Quadratmeter-Gebäudekomplex, der über einen Denkmalstatus verfügt (um den sich bisher niemand geschert hat...).
Das pikante am Rande: der ehemalige Franz-Joseph-Hof wird von „America Tours“ auf Rang IV (von zehn) der von Geistern heimgesuchten Immobilien geführt. Hier habe ein Touristenehepaar einem Geist in gestalt einer Frau begegnet und sie fotografiert, um die die Legende gesponnen wurde, sie hüte einen Römerschatz, der sich unter dem 152 Jahre alten Gebäude befindet. Real ist, dass Herkulesbad als „Ad Aquas Herculii Sacras ad Mediam“ während der Existenz der römischen Provinz Dakien/Dazien gegründet und vor allem als Heilbad für Legionäre und deren Offiziere zwischen 101-275 n.Chr. (und wohl auch einige zeitlang später) genutzt wurde, was durch zahlreiche Votivtafeln und –statuen belegt ist, die hier im 18.-19 Jahrhundert entdeckt wurden.
Um ein weiteres Prestigeobjekt des Kaiserbads Herkulesbad, das Cassino inmitten des Kurparks, geht der Besitzer- und Kompetenzstreit weiter, genauso wie ums Schwesterhotel des „Decebal“, das „Traian“-Hotel (ehemals „Kronprinz Rudolf-Hof“, zeitweilig auch „Karls-Hof“). Während man erwartet, dass das juristische Wirrwarr um das Cassino vermutlich noch lange nicht entwirrt wird, ist man guter Hoffnung, dass auch das „Traian“-Hotel bald einen renovierfreudigen Neubesitzer finden könnte. Auch es befindet sich im Verkaufsportefeuille der Steuerbehörde ANAF. Bezüglich des „Neptun“- („Kaiser“-)Bads, rund um welches sich die jungen Architekten und Volontäre des Banats im vergangenen Sommer entflammt hatten, möchte das Rathaus Herkulesbad eingreifen.
Dazu Bürgermeister Cristian Miclău: „Wir sind dabei, mit den beiden Besitzern der Grundstücke, auf denen sich das Kaiserbad befindet, zu einem Einvernehmen zu kommen. Bekanntlich gehört das Kaiserbad seit einiger Zeit uns, dem Rathaus und dem Stadtrat. Nun gilt es, Gelder aufzutreiben, um die Immobilie baulich in Sicherheit zu bringen. Wir werden dazu eine Sondersitzung des Stadtrats einberufen und einen Beschluss in dieser Richtung fassen. Dabei werden wir auch die Initiative der Jugendlichen mit einbeziehen. Am wahrscheinlichsten für die Sanierung scheint mir eine finanzielle Unterstützung seitens der EU. Sollte diese aber verspäten, beginnen wir mit stadteigenen Mitteln, daran zu arbeiten. Die Immobilie gehört der Stadt seit 2014. Das Problem beim Erhalt von EU-Mitteln: das Grundstück, auf dem das Kaiserbad am rechten Ufer der Cerna steht, gehört zu gleichen Teilen zwei Privatbesitzern. Das ist eine Geschichte aus Zeiten meiner Vorgängeradministration und entstand aufgrund eines Grundstückstauschs. Das Rathaus gab im Gegenzug seine Rechte auf das Grundstück ab, auf dem das Cassino steht. Mit wäre es in erster Linie dringend, das Dach des Kaiserbads zu sanieren, damit das Ganze nicht mehr der Nässe von Außen ausgesetzt wird. Dazu haben wir uns wiederholt ans Ministerium für Kultur und Nationale Identität und an den Kreisrat gewandt. Von keiner Seite ist je eine Antwort gekommen.“