Eigentlich wollte der Temeswarer Cristian Pleş (26) Programmierer werden. Er hat bis zur achten Klasse die Lenauschule besucht, dann ist er zur deutschen Informatikabteilung ins Banater Kolleg gewechselt. Alles lief nach Plan. Doch in den letzten Sommerferien hat er begonnen, sich drei Filme am Tag anzusehen. Ursprünglich aus Spaß. Doch ganz schnell entwickelte es sich zu einer Leidenschaft, die letztendlich seine Zukunft bestimmte: Er hat sich für ein Regiestudium an der Theater- und Filmhochschule „I.L.Caragiale“ in Bukarest entschieden. Und sein Talent und die Anerkennung ließen sich schnell blicken: Sein Film „The Crossing“ räumte beim amerikanischen „Los Angeles Cinema Festival of Hollywood“ die wichtigsten Preise ab, darunter für den besten Schauspieler (Boris Gaza), den besten Regisseur und den besten Kurzfilm. Er wurde auch als bester Studentenfilm ausgezeichnet und gewann den Preis für die besten Kostüme sowie für das beste Design. Beim Internationalen „Utah Arts Festival“ wurde „The Crossing“ mit dem höchsten Jurypreis ausgezeichnet. Inzwischen gewann er noch den „Silver Award“ beim „California Film Awards“. Nun wohnt Cristian Pleş seit über einem Jahr in Malaysia und plant, nach Amerika auszuwandern. Über den Film, die Dreharbeiten und seine Filmkarriere sprach die BZ-Redakteurin Ana Sălişte mit dem jungen Regisseur Cristian Pleş.
Ihr letzter Kurzfilm „The Crossing“, eigentlich auch Ihre Diplomarbeit an der Filmhochschule „I.L.Caragiale“ in Bukarest, wurde auf drei Festivals in Amerika mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Was haben all diese Preise bei Ihnen bewirkt?
In erster Linie, Anerkennung. Wenn man am Anfang seiner Karriere steht, dann ist diese sehr wichtig. Zugleich hat mir die Teilnahme an diesen Festivals verschiedene Türen in der amerikanischen Filmszene geöffnet. Natürlich sind vorläufig noch keine großen Jobs in Sicht, aber durch die Preise erreicht meine Karriere ein neues Ausmaß. Ich will künftig nach Amerika ziehen und diese Auszeichnungen sind ein Schritt vorwärts in diesem Sinne. Es ist mir schon klar, dass ich dort mit kleinen Nebenjobs anfangen muss, aber das stört mich nicht. Auf den Festivals habe ich den einen oder anderen kennengelernt, der mir dabei weiterhelfen könnte.
Ihr Film „The Crossing“ handelt von zwei Soldaten im zweiten Weltkrieg, die sich verlaufen haben und ihren Truppenkommando suchen. Gedreht wurde in der Arader Gemeinde Bârzava, in der Temescher Kleinstadt Busiasch und in Temeswar. Wie sind Sie zu diesem Thema und diesen Drehorten gekommen?
Ich war in Zeitnot. So hat eigentlich alles angefangen. Ich musste dringend etwas für eine Prüfung drehen und hatte nur zwei Monate Zeit. Mit einem Freund begab ich mich auf die Suche nach interessanten Drehorten. Da meine Eltern ein Haus in Bârzava besitzen, habe ich mir auch die Gegend angesehen. Wir haben da viele Fotos gemacht und sie uns später in Ruhe angeschaut. Der Plot ist eigentlich anhand von Fotos entstanden. Die verfallene Gegend in Busiasch bot sich als perfektes Bühnenbild für einen Kriegsfilm. Ich wollte diesen Verfall ausnutzen.
Ihr habt fast eine Woche lang gefilmt. Wie sind die Dreharbeiten verlaufen?
Es ist alles im Schnelltempo verlaufen. Wir mussten uns haargenau an das Programm halten. Wäre etwas passiert, so hätte ich den Film nicht fertig drehen können. Wir hatten wenig Zeit, mussten schnell von einem Ort zum anderen. An einem Tag, zum Beispiel, haben wir bis spät am Nachmittag in Bârzava gefilmt, dann mussten wir schnell alles einpacken, um nachts in Busiasch drehen zu können. Es war ziemlich anstrengend. Es hat auch noch geregnet, was die ganze Sache noch erschwert hat. Aber letztendlich haben wir es geschafft.
Welches ist die Botschaft des Films?
Die wird sich jeder Zuschauer selbst zurechtstricken müssen. Es sind unterschiedliche Symbole. Manche sind Übergangssymbole. Sie machen die Verbindung zwischen den Szenen. Eines ist zum Beispiel die Musik, die zur seelischen Heilung beitragen kann. Zugleich wollte ich auch die Freundschaft zwischen den beiden Soldaten in den Vordergrund bringen. Der ganze Film ist ein Übergang, ein „Crossing“ zwischen zwei Welten. Mehr will ich aber dazu nicht sagen. Jeder kann seine Symbole selbst bestimmen und erklären.
Warum, glauben Sie, ist der Film bei der amerikanischen Jury so gut rübergekommen?
Vielleicht hängt es auch mit dem Thema zusammen. Es ist aber auch so, dass der Film auch in Richtung Mainstream bzw. Massengeschmack geht.Ich habe auch mit einigen Jurymitgliedern gesprochen. Sie meinten, es sei die Story, die ihnen gefallen hat. Es ist letztendlich eine positive Geschichte mit einem Happyend, das kommt bei vielen immer gut an.
In Rumänien ist Ihr Kurzfilm jedoch recht unbekannt geblieben. Warum?
In erster Linie gehört der Film auch nicht zum heutigen rumänischen Filmtrend. Heutzutage werden meist minimalistische Filme produziert, die weniger Geld einnehmen und sehr gut bei europäischen Festivals rüberkommen. Sie sind auch sehr gut. Viele rumänische Filme vermitteln beeindruckende minimalistische Stories, originelle Geschichten. Ich habe mich aber für eine andere Richtung entschieden. Ich bin viel mehr von der amerikanischen Filmszene geprägt. Ich mag solche Filme drehen, die eine aufwendige Produktionsarbeit beanspruchen. Mein Ziel war von Anfang an Amerika, daher habe ich mich auch darauf fokussiert und den Film bei solchen Festivals eingeschrieben.
Was reizt Sie an der amerikanischen Filmszene?
Ich hatte schon als Kind diese Leidenschaft für Amerika. Es ist aber so: Wenn man einen amerikanischen Film dreht, wird er rund um die Welt zu sehen sein. Man deckt alles ab, alle Länder und Kontinente. Produziert man europäische Filme, so zielen diese meist nur auf ein Nischenpublikum. Ich will Filme für die ganze Welt drehen. Und ich will vor allem solche Produktionen drehen, die einem High-Concept entsprechen. D.h. der Film hat ein Konzept, das überall auf der Welt erkennbar und verständlich ist. Nun arbeite ich an einem Spielfilm, den ich gern in Amerika drehen würde.
Wir danken für das Gespräch.