Die IT-Branche generiert nicht nur hohen Mehrwert, sondern auch überdurchschnittliche Löhne. IT ist über weite Strecken nicht nur in der Software-Entwicklung zu finden, sondern auch in der Telekommunikations- und Automotivbranche. Fachleute sagen dem IT-Sektor auch für die kommenden Jahre erhebliches Wachstum voraus. An Aufträgen wird es dabei wohl kaum fehlen – eher jedoch an gut ausgebildetem Personal sowie an Gebäuden, die den Ansprüchen der Branche und Erwartungen der Investoren gerecht werden.
Nach den Eintragungen ins Handelsregister liegt Bukarest bei den Firmen mit Hauptbeschäftigung im Softwarebereich an erster Stelle (5600 Unternehmen), gefolgt von Klausenburg mit 1200 und Temeswar mit 700 Firmen. „Viele IT-Ingenieure sind in Temeswar auch im Bereich der Telekommunikation bzw. und der Automotive-Sparte in den großen Betrieben Nokia und Continental beschäftigt“, sagt Daniel Giurea, Vorsitzender des Interessenverbandes aus der Elektronik- und Softwareindustrie, ARIES, Filiale Temeswar.
Die Personalfrage und das Vorhandensein von Bürohäusern der gehobenen Klasse sind für IT-Investitionen die wichtigsten Standortfaktoren. Mitte des vergangenen Jahres lag der Netto-Durchschnittslohn in der Berufskategorie der IT-Fachleute bei etwa 2600 Lei und nicht selten erreichen die Ingenieure ein Brutto von nahezu 2000 Euro. Die Bürohäuser der A-Klasse sind in Temeswar fast komplett ausgelastet und der Einzug einer Software-Firma in ein solches dürfte auch von Prestige geprägt sein. „Mit Überheblichkeit hat es aber bestimmt nichts zu tun, wenn ein Software-Entwickler in ein Bürohaus der A-Klasse einzieht“, sagt der Temeswarer ARIES-Filiale-Chef Giurea, selbst Inhaber einer Software-Firma. „Es geht darum, die technischen Voraussetzungen zu sichern. Spezielle Fußböden und Deckenwände zum Sichern der Kabel oder ein vorhandener Wärmekreislauf im Gebäude werden bei den IT-Investoren nicht als Anspruch, sondern als Notwendigkeit gewertet“, erläutert Giurea. Zwar wird Arbeit fern der Büroräume immer aktueller; für ein gemeinsames Büro spricht jedoch der Faktor Produktsicherheit und „die kann am besten in einem Büro mit gehobenen Qualitätsansprüchen gewährleistet werden“, argumentiert Giurea, warum im IT-Segment nicht am falschen Ende gespart werden sollte. Radu Merica, Präsident der AHK Bukarest, sagte vor Kurzem, es müsse großer Aufwand betrieben werden, wenn es um die Ausbildung von Personal geht und dies sei nicht nur für Fließbandarbeiter gültig, sondern für alle Bereiche der Wirtschaft. Daniel Giurea kann solchen Ansichten nur beipflichten. Zehn Prozent der Absolventen - auch im gehobenen Segment der IT-Branche - sind aus dem Uni-Hörsaal heraus, auch sofort im Betrieb voll einsetzbar. Es sei notwendig, dass der Beruf, auch „ein wenig Hobby“ ist und ausgelernt haben IT-Spezialisten sowieso ein Leben lang nicht, denn der Beruf in der IT-Branche sei „von kurzer Haltbarkeitsdauer“.
Im Berufsverband ARIES Transilvania wird die IT-Industrie als „Bereich angesehen, der das meiste Business und die meisten Arbeitsplätze in Rumänien“ generiert. Ende 2015 sind geschätzte etwa 100.000 Personen im rumänischen IT-Segment direkt oder indirekt über Privatunterfangen PFA tätig gewesen. Etwa drei von vier landesweit in diesem Sektor Beschäftigten arbeiten in den großen Hochschulzentren Bukarest, Klausenburg, Temeswar und Jassy, weil sie da nach dem Uni-Abschluss auch sofort einen Arbeitsplatz haben. Und die IT-Branche wird weiter zulegen, denn immer mehr ausländische Unternehmen verlagern nicht nur ihre Produktion, sondern vielmehr ihre kreativen Abteilungen nach Rumänien, um hier gehobenen Mehrwert zu kreieren. Nicht zuletzt deshalb wird dieser Industriezweig auch in Zukunft auf einem Aufwärtstrend bleiben, sagt Voicu Oprean, Präsident von ARIES Transilvania. Für ihn bleibt als Schlussfolgerung, dass die IT-Branche weiterhin die Wirtschaft fördern (Umsatz vier Milliarden Euro im Jahr 2014) und auch zu den Top-Arbeitgebern gehören wird.
All diese Prognosen kennt auch sein Temeswarer Kollege, Daniel Giurea. Er weiß aber auch von den Schwierigkeiten zu berichten. Die Software-Entwickler werben sich gegenseitig das Personal ab und „treiben so die Gehaltsspirale nach oben“. Mehrwert wird jedoch nur auf der Vertikalen generiert, wenn die Angestellten vor Ort mehr Geld ausgeben können, „der Gewinn geht jedoch meist ins Ausland, wo die großen Konzerne zu Hause sind“.