Ende November wurde das neue rumänische Kinogesetz durch eine Eilverordnung genehmigt. Mehrere Änderungen traten in Kraft. Geregelt wurde die Art und Weise, wie Filmproduktionen sowie junge Filmschaffende finanziell unterstützt werden können, aber auch zusätzliche Möglichkeiten, ehemalige Kinosäle und Freiluftkinos in die Verwaltung der Kommunalbehörden übergehen zu lassen, stehen nun fest. Laut der Eilverordnung 91/2016, Art.79, müssen diese Räume innerhalb von höchstens sechs Monaten, nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist, vom Netzwerk des Rumänischen Unternehmens für Filmvertrieb (RADEF) unter die Obhut der jeweiligen Bürgermeisterämter übergehen. „Der Countdown hat begonnen“ kündigte auch der unabhängige Temeswarer Filmförderverein „Pelicula Culturală“ auf seiner Facebook-Seite an.
Vor der Wende hatte fast jedes Stadtviertel in Temeswar einen eigenen Kinosaal. „Cinema Dacia“, „Arta“, „Studio“ oder „Melodia“ – alle stehen heute sanierungsbedürftig da. Von der einstigen Unterhaltung und Freizeitbeschäftigung der Temeswarer gleich um die Ecke ist heute nicht viel übrig geblieben. Einige dieser Säle hatten mehr Glück: Sie wurden kurz nach der Wende in Bingo-Sälen oder Discos umgewandelt.
Der Temeswarer Vizebürgermeister Dan Diaconu kündigte vergangene Woche an, dass sich das Bürgermeisteramt wünscht, alle ehemaligen Kinos der Stadt zu übernehmen und ihre Räumlichkeiten zu Kulturzwecken zu verwenden. Der Kampf um diese Räume verzögert sich schon seit Jahren, ohne konkretem Resultat. In Temeswar ist allein das Timiş-Kino noch offen geblieben und zeigt heute noch ein bis zwei Filme pro Woche. Für den Erhalt des Studio-Kinos, das vor einigen Jahren unter fragwürdigen Umständen in den Besitz einiger Privatpersonen geraten war, kämpfte das Temeswarer Bürgermeisteramt vor Gericht. April 2016 konnte die Stadt die Räume des ehemaligen Kinos für RADEF zurückgewinnen.
Vor mehr als einem Jahr hat die Temeswarer Stadtverwaltung RADEF vor Gericht zitiert. Grund dafür war, dass RADEF mehrere alte Temeswarer Kinos nicht instand hielt, sondern diese einfach verkommen ließ. Es geht um die ehemaligen Kinohäuser Timiş, Dacia, Arta, Victoria, Unirea, Freidorf, Fratelia sowie das Arta-Freiluftkino. Der Prozess wurde beim Appellationshof Temeswar in die Wege geleitet, die Stadt gewann, doch RADEF legte Berufung ein.
„Im Sommer dieses Jahres haben wir auch beim Kulturministerium Hilfe beantragt. Wir haben dem Minister die Lage vor Ort erklärt und es freut mich sehr, dass nun, infolge der neuen Gesetzgebung, das Verfahren der Rückerstattung leichter geworden ist“, sagte vor Kurzem Vizebürgermeister Diaconu. „Unser Kampf geht weiter. Am 14. Dezember 2016 haben wir eine Benachrichtigung bei RADEF eingereicht, so dass das Netzwerk des Rumänischen Unternehmens für Filmvertrieb verpflichtet ist, die Räume innerhalb von zehn Tagen zu übergeben, andernfalls wird diese Entscheidung letztendlich vom Kulturministerium umgesetzt. Ich hoffe wirklich, dass diese Geschichte diesmal ein glückliches Ende haben wird“, setzte Dan Diaconu fort.