Tauschen statt mehr kaufen - die erste offizielle Kleidertausch-Party fand vor Kurzem in Temeswar/Timişoara statt. Der neue Trend aus dem Ausland wurde auch von der Stadt an der Bega übernommen und soll dem Konsumwahn vorbeugen, die Wiederverwertung fördern und dabei die Umwelt schonen. Unter dem Namen „Clothes Swap Party“ wurde somit die erste Party dieser Art in Temeswar veranstaltet.
Am Kleiderständer hängen bereits Kleider, Röcke, T-Shirts und Blusen. Eine bunte Tasche hängt an einem anderen Haken und eine junge Frau sieht sie sich genauer an. Auf den naheliegenden Tischen hängen aus einem Holzkasten mehrere Accessoires und Schmuckteile heraus. Das D´Arc Café am Temeswarer Domplatz sieht an diesem Samstag völlig anders aus als gewöhnlich. Ein Frauenparadies schlechthin – jede Menge Kleider, die kostenlos ausgewählt werden können, etwas Süßes und Gratis-Getränke. Dies ist die erste Swap-Party in Temeswar.
Der Trend kommt aus den Vereinigten Staaten und ging relativ schnell um die Welt. Eigentlich ist dies eine ganz natürliche Tätigkeit unter Freundinnen, die ständig untereinander Kleider tauschen. Diesmal soll diese Eigenschaft allerdings auch unter unbekannten Frauen passieren. Das Prinzip ist einfach: Gute Kleidungstücke mitbringen und sich dann andere Kleiderteile als Ersatz aussuchen. Der Tausch geht immer eins zu eins, so dass man am Ende der sogenannten Party andere Kleidungsstücke mit nach Hause nehmen darf, ohne dafür einen einzigen Leu bezahlen zu müssen. Alle Kleidertausch-Partys werden auch für eine gute Tat veranstaltet, so dass die Teilnehmer nicht unbedingt mit der selben Anzahl von Klamotten nach Hause zurückkehren sollen – Kleider werden gewöhnlich dabei auch gespendet. „Wir fördern die Wiederverwertung der Mode und des Stils, die Sozialisierung, die Kreativität und das Sparen“, sagt Mirela Olariu, Hauptveranstalterin des Events.
Die junge Frau besitzt einen Online-Vintage-Laden - Style Carnage - und fördert somit die Wiederverwertung der Vintage-Ware. Bei der Temeswarer Swap-Party sollten die TeilnehmerInnen mindestens drei Kleidungsstücke mitbringen. Die Kleider oder Accessoires sollten alle sauber und in einem guten Zustand sein.
Eine gemütliche Stimmung herrscht im Temeswarer Café an diesem Nachmittag. Die Kunden – meistens Kundinnen – genießen ihre Früchtelimonade und beobachten die Ware, die an die Ständer gehängt wird. Röcke, Sakkos, T-Shirts und Kleider verschiedener Farben wirken wie ein Blickfang auf alle, die an diesem Samstag das Lokal betreten. Eine Frau bringt drei Kleidungsstücke mit, hängt sie an den Haken und beginnt, sich umzuschauen. Dann fasst sie eine Bluse und einen Rock an und verschwindet mit den Kleidungsstücken, um sie anzuprobieren. Knappe fünf Minuten später kehrt sie zurück, schwingt wie ein Modell mit den Hüften und möchte die Meinung ihrer Freundinnen erfahren. Wenn ihr die Kleider passen, dann nimmt sie sie mit nach Hause. Sie lachen – denn das Kleider-Tauschen macht Spaß. Irgendwie sieht alles wie eine Schlafzimmer-Party unter Teenagern aus. Etwa 50 Personen nehmen an der Swap-Party in Temeswar teil. „80 Prozent sind natürlich Frauen“, sagt Veranstalterin Mirela Olariu lächelnd. „Nicht, dass wir es anders erwartet haben“, fügt sie hinzu. „Jeder hat doch einige Sachen im Kleiderschrank, die er loswerden möchte“, sagt Emilia.
Sie ist aus Neugierde zur Kleidertauschparty gekommen. Klamotten hat sie nicht mitgebracht. „Ich habe zu spät davon erfahren, trotzdem finde ich es eine gute Idee, so dass ich nächstes Mal ganz bestimmt mitmachen werde“, sagt die junge Frau.
Kleider, die zu uns passen, geraten nie aus der Mode, meinen Swap-Begeisterte weltweit, denn Swapping ist der letzte Schrei, wenn es darum geht, sich modisch neu zu erfinden. Dabei geht es nicht nur um Spaß und neue Klamotten, die kostenlos sind, sondern auch darum, dass man auch noch die Umwelt schont. Immerhin finden Kleidertauschpartys gewöhnlich im Rahmen umweltschonender Projekte statt. Diese möchten auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen wie Baumwolle und Wasser aufmerksam machen. Tausende Liter Wasser fließen zum Beispiel in die Produktion jedes neuen Kleidungsstücks und das gewöhnlich an Orten auf der Welt, wo gerade diese Wasserressourcen knapp sind. Die Idee der Partys ist also einfach: Kleider untereinander zu tauschen ist nicht nur eine gesellige Angelegenheit, sondern kostet weder Geld, noch Ressourcen.
Der „Clothes Swap“-Trend ist in den USA entstanden und erweiterte sich in den letzten Jahren auch in Großbritannien und Deutschland. Die Teilnehmer kämpfen dabei auch gegen den Konsumwahn. Alte, unliebsame oder nicht mehr getragene jedoch gut erhaltene Kleider sollen nicht in den Müll oder Second-Hand-Laden gelangen, sondern bei jemand anderem, der sie vielleicht weiterhin gern tragen kann. Das Prinzip des Tauschhandels ist fast so alt wie der Mensch selbst – nun soll dies wieder in den Vordergrund rücken.
Das „Clothes Swap“-Ereignis fand in einem Lokal am Temeswarer Domplatz statt. Die Teilnahme war kostenlos und war Entspannung und purer Spaß für Frauen. Das Event hatte ein doppeltes Ziel – zum selben Anlass wurde auch eine Kleider-Sammelaktion für die Nutznießer des Zentrums für misshandelte Frauen „Sfânta Maria a Apostolilor“ veranstaltet. Auch die Kleidungsstücke, die auf der Swap-Party keine neue Besitzerin fanden, wurden für einen guten Zweck gespendet.