Es gärt in Südrumänien. Das Schattenboxen irrational Verängstigter gegen „unser Christentum und unsere Kultur gefährdende Migranten“ schlägt Kapriolen. Jugendliche haben in Bukarest zwei Musliminnen überfallen, ihnen die Kopftücher runtergerissen, sie beschimpft, tätlich angegriffen. In Vama Veche protestiert man gegen ein Auffanglager, das angeblich Gift für den Schwarzmeertourismus ist. Die Muslimische Gemeinschaft Rumäniens moniert weitere Überfälle auf ihre Mitglieder, während die Proteste gegen den von der Erdogan-Türkei finanzierten Bau einer Riesenmoschee mit Koranschule im Zentrum von Bukarest wieder aufflammen.
Vorbrüller der Protestler: Ex-Präsident Traian Băsescu, der das Projekt seinerzeit mit Erdogan ausgekungelt hat. Präsident Johannis ist – durch das bekannte Feingespür seiner Berater? – durch seinen jüngsten Türkeibesuch wieder mal in den Fettnapf getappt und die Nationalisten und Ohnehinhasser alles Andersartigen blasen Sturm gegen den „Verräter an den Interessen des rumänischen Volkes“, ein Vorwurf, der ad litteram auch mit Verfassungsbruch gedeutet werden kann.
Die Psychose zähnefletschender Fremdenfeindlichkeit greift auch auf die labile Intellektualität Rumäniens über. Ana Blandiana, der man weder Nationalismus, noch primitive politische Rechtslastigkeit vorwerfen kann, zitierte (unter Vermeidung der Quellenangabe) in ihrer Dankesrede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Klausenburg den fast 100-jährigen Historiker Neagu Djuvara: „Unsere Epoche hat auffallend viele Ähnlichkeiten mit der des untergehenden Römischen Reichs. Europa geht unter, weil es seinen Glauben verloren hat, weil es seine christlichen Wurzeln verleugnet und nun auch noch zulässt, dass die europäische Ordnung von Millionen Migranten zertrampelt und ausgehöhlt wird.“
So sympathisch der Gradaushistoriker Djuvara und die Bürgerrechtlerin und sensible Lyrikerin Ana Blandiana sind: mit apokalyptischen Visionen schürt man nur Ängste und wirkt effekthascherisch. Wäre sie in Deutschland, brächte man sie sofort in die Nähe von AfD und Pegida. Die Islamophobie solcher Aussagen unterscheidet sich mit nichts vom Gekreisch um die „Kreuzzügler“, das im Gegenlager ertönt und auf der gleichen Primitivitätsstufe liegt. So treffen sich Euroskeptiker und Fundamentalisten jeder Couleur (man denke bloß an die Protestaktionen gegen den geplanten Bukarester Moscheebau, mit orthodoxen Popen zur Grundstücksweihe, mit Pflanzung von Kreuzen drauf, mit trikolor beschmierten Schweinen, die im vom Staat geschenkten Grundstück wühlten).
Bis zur Stunde gibt´s in Rumänien nur einige, wenige, verängstigte, und streng polizeilich von der Bevölkerung abgeschirmte Flüchtlinge. Hierbleiben will keiner. Doch in Wahljahren sind Polarisierungen immer zielführend.