Es vergeht kaum eine Großveranstaltung, bei der nicht irgendein Verwaltungsbeamter oder Politiker vor das Mikrophon tritt, und die Bedeutung der Deutschen hervorhebt und erwähnt, wie traurig es sei, dass die Deutschen, samt Sprache, Brauchtum und Tugenden größtenteils das Land verlassen haben. Der Zuzug der Expats, die hier vor allem als Unternehmer und Werksleiter tätig sind, wird gehuldigt, weit und breit. Doch scheint dies alles eher eine Pflichtübung statt ein konkreter Fingerzeig, dass man es mit solchen Aussagen auch wirklich ernst meint. Anders ist es nur schwer zu erklären, warum überall Hürden warten. In Temeswar wirkt es wie ein SF-Roman, kommt die Rede auf den Bau einer neuen Schule für das Nikolaus-Lenau-Lyzeum und in Arad hält man an einem Forstlyzeum fest - das schulisch gesehen rein gar nichts mehr hat: Weder Schüler, noch Zukunft – statt die Räumlichkeiten dem deutschen AMG-Lyzeum zukommen zu lassen.
Ein Reichtum der Stadt Temeswar sei eben die interethnische Offenheit und Toleranz, ließ der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu vor knapp einem Monat in der Temeswarer Oper bei den Heimattagen der Banater Schwaben hören. Vielen wäre es lieber gewesen, das Stadtoberhaupt hätte endlich einen konkreten Hinweis gegeben, wie denn der Campus für die Lenau-Schule entstehen soll und vor allem wann. Zusammengepfercht in notgedrungen eingerichteten Klassenräumen im Internat der Lenau-Schule oder in einem Gebäude des Nahverkehrsbetriebs – wohl keine andere Schule ist im Kreis Temesch gezwungen, in vier voneinander getrennt befindlichen Gebäuden ihren Unterricht abzuhalten. Dabei sind Zulauf und Interesse für die größte deutschsprachige Bildungseinrichtung des Landes enorm. Nicht zuletzt: Bei den Prüfungen gehört das „Lenau“ immer zu den Schulen mit Spitzenwerten. Warum man eine solche Einrichtung nicht mehr unterstützt, bleibt schleierhaft.
Mit einer Fülle von Arbeitskräften oder mit Billiglöhnen kann Temeswar längst nicht mehr die Konzerne locken. Bildungsmöglichkeiten für seine künftigen Mitarbeiter und deren Kinder, aber auch das so oft gepriesene Wohlfühlgefühl sind genau das, was ein Investor oder Arbeitnehmer erwartet, wenn er sich künftig für Temeswar entscheidet. Dabei sind die Ansprüche der deutschen Gemeinschaft mit dem Schulcampus recht gering, im Vergleich zu dem, was eine Schule von diesem Stellenwert so alles bieten kann. Fragt man sich, woran es liegt, dass alles so mühsam vorangeht, dann braucht man nur aufzuzählen: Guter Wille, Geld, verfügbares Grundstück - und die Hierarchie ergibt sich von ganz alleine.