Vorturteilsfrei sollte man seine Ausstellung betreten, wünschte sich der Bildhauer Virgilius Moldovan vor der zweiten Auflage des Projektes „Baroque Urban“, die am Wochenende begonnen hat. Die Ausstellung des in Kronstadt geborenen, in Wien lebenden und europaweit bekannten Künstlers wurde unter dem Titel „Meating“ am Freitag eröffnet. Damit setzte man auf das Wortspiel „meat“ („Fleisch“) / „meeting“ („Treffen“).
Keine Feier des menschlichen Körpers wie wir ihn zurzeit aus den Medien kennen, keine klassischen Schönheiten und auch keine Idealmaße, die auf internationalen Stegen und auf Bildschirmen erscheinen, nicht einmal Üppigkeit im Rubenschen Sinne lässt der Künstler erblicken, sondern enthüllte Füllen, der stark fehlerhafte, andererseits sehr natürliche menschliche Körper in verzerrten Posen, die ihn noch lächerlicher wirken lassen, in Posen, in denen man es sich ausgerechnet diese schwulstigen, ungepflegten Körper nicht zu sehen gewünscht hätte. Da kauert ein fettleibiger Mann und schaut sich zwischen den Beinen, eine ebenso dimensionierte Frau nimmt eine Sumo-Position und lacht dreist den Besucher an, ihre Augen blitzen aus dem kahlköpfigen Schädel.
Als „grotesk, obszön, intim und verstörend“ wurden die riesenhaften Skulpturen des in Klausenburg zum Bildhauer geformten, dem Hyperrealismus verpflichteten Künstlers in den österreichischen Medien charakterisiert. Ana-Daniela Sultana, die Kuratorin der Ausstellung in Temeswar, und Mirela Vlăduți, die Koordinatorin des Projektes „Baqoque Urban“ verlangten jedoch vom Publikum, dass es an die Kunstwerke herantritt und sie sich besieht, um darin und dadurch den Menschen, nackt, enthüllt, natürlich, unverschönert zu erkennen, wodurch „das Menschliche“ greifbarer wird.
Außer der Auseinandersetzung mit dem Körper und der Intimität, auch der Homosexualität, schlägt Virgilius Moldovan auch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, in ihren schwärzesten Tiefpunkten vor: Gemeint sind die irrsinnigen Diktatoren des 20. Jahrhunderts, die als solche auch dargestellt werden. So eine überdimensionale Skulptur von Adolf Hitler, mit einem Hasen, dem das Fell abgezogen worden war, in den Händen – eine Anspielung auf „die Hasenjagd“, eines der Kriegsverbrechen kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Trotz der Modernität seiner Plastiken, die sich nicht zuletzt im Gebrauch eines modernen Materials widerspiegelt – die Figuren sind mit einer drei bis vier Zentimeter dicken pigmentierten Silikonschicht überzogen, die „sehr gut die Elastizität des Fleisches wiedergibt“, so der Künstler– treten auch Aspekte hervor, die eine Verbindung zum Barock herstellen lassen: Das sind die Köpfe der Skulpturen, die stark an die Charakterköpfe Franz Xaver Messerschmitts im Belvedere-Schloss erinnern, so Victor Neumann, der Direktor des Kunstmuseums Temeswar.
Die Ausstellung kann bis zum 12. September besichtigt werden. Daran angebunden ist die Installation des Temeswarer Magisterstudenten Vlad Jemărean: „fluxID“, mit der er sein Debüt macht.