Dutzende Holzhäuschen reihen sich rechter und linker Hand des Fußgängerstreifens von der Staatsoper bis hin zur orthodoxen Kathedrale im Temeswarer Stadtzentrum. Lichterketten, LED-Figuren und Dekorationen, eine Lichterkuppel, ein Karussell, die Werkstatt des Weihnachtsmanns, eine Konzertbühne vor der Oper, eine Christkindlkrippe und eine 16 Meter hohe Tanne – alle sollen in der Temeswarer Innenstadt für eine bezaubernde Weihnachtsstimmung beim Christkindlmarkt sorgen. Unter all diesen Elementen versuchen die Passanten, sich durch die Menschenmengen im Stadtzentrum zu drängen und zu den Stuben mit dampfendem Glühwein, ungarischem Baumstriezel (Kürtöskalács) oder Fleischprodukten vom Grill zu gelangen. Vor allem am Abend stoßen sich die Weihnachtsmarktbesucher beim Vorbeigehen an. Doch auch tagsüber ist es nicht viel anders. Passanten tauchen ohne zu wollen in der Menge am Opernplatz unter und versuchen, so schnell wie möglich an eine freiere Stelle zu gelangen. Diese Stellen können nur mühsam auf den Straßen rechter und linker Hand der Staatsoper erreicht werden. In der M²r²{e{ti- und der Alba-Iulia-Straße hört das Gedränge abrupt auf. Und der Winterzauber auch. Denn einmal am Temeswarer Freiheitsplatz angelangt, begegnet man einer völlig anderen Jahreszeit. Keine einzige Weihnachtsdekoration verziert den Platz, keine Sternchen, keine Weihnachtsbeleuchtung oder Tannen. Allein Stühle auf einem Haufen und Menschen, die sich beeilen, den kalten Platz zu durchqueren, um an einen lebhafteren Ort zu erreichen.
Der ehemalige Paradeplatz von Temeswar sollte ein Platz für Veranstaltungen werden, sagte der Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu, nachdem sich zahlreiche Temeswarer empört hatten, dass fast alle Bäume am Freiheitsplatz infolge der Sanierung gefällt wurden. Die Zeitung auf einer Bank im Schatten einer hohen Linde lesen, das kann man in den zahlreichen Temeswarer Parks tun – setzte der Bürgermeister kurz darauf fort und wies darauf hin, dass der Platz einen neuen, lebhaften Zweck bekommen wird. Ganz anders als bisher, als dieser Ort allein eine Passage zwischen dem Opern- und Domplatz darstellte. Wie eingangs geplant, sollte der Platz auch einen Grund anbieten, hier zu verweilen. Die Generalüberholung der Temeswarer Innenstadt, einschließlich des Freiheitsplatzes, ist vor einem Jahr vollendet worden. Kurz vor Jahresende 2016 wurden die frisch sanierten Plätze eingeweiht. Monate sind vergangen, der Platz blieb weiterhin leer und die Temeswarer nutzen den Ort immer noch als einen einfachen Durchgang zwischen dem Opern- und Domplatz.
Während der Garantiezeit müssen Einschränkungen in Kauf genommen werden. Man darf für eine Zeit bis zu fünf Jahren nach einer Sanierung mit EU-Geldern die Stromleitung nicht für andere Zwecke benutzen, den Pflasterbelag nicht beschädigen und das Aussehen des Platzes keinesfalls verändern. „Bei der Aufstellung von Lichtmasten für die Weihnachtsbeleuchtung oder für eine Tanne gäbe es das Risiko, den Platz zu beschädigen“, sagte der Temeswarer Vizebürgermeister Dan Diaconu, der BZ gegenüber. Bereits vor einigen Wochen hatte Bürgermeister Robu das Gleiche angekündigt. „Auf dem ehemaligen Paradeplatz werden keine Holzhäuschen für den Weihnachtsmarkt angebracht, weil vor Ort der Anschluss zu Wasser und Strom fehlt“, hieß es. „Für das Aufstellen einer Weihnachtstanne müssten Löcher ins Pflaster gebohrt werden, um den Baum zu verankern. Das ist uns strengstens untersagt“, hatte Mitte Oktober Nicolae Robu zu den Vertretern lokaler Medien gesagt. Dass keine Alternative dafür gesucht wurde und der Platz während der Advents- und Weihnachtszeit vollkommen leer bleibt, dafür haben die Behörden keine Ausrede.