Michele Bressan spricht von Filmeintrittskarten, wenn er seine Fotografien beschreibt. Tatsächlich gewähren sie Einblicke in meist verwitterte Landschaften der post-kommunistischen Ära. Bressans Fotografien verewigen die stummen Golems einer gescheiterten Wirtschaft und fangen jene unwirkliche Periode ein, mitten im Aufbruch eines neuen Rumäniens, während noch die Scherben des alten überall links liegen gelassen wurden. Bressan schöpft aus dem Alltäglichen, um kleine Epen abzubilden. Es sind retro-apokalyptische Aufnahmen, die Gefühle wie Nostalgie und Melancholie heraufbeschwören. Wir kennen diese Welt nur zu gut.
Selbst Nachwendekinder finden sich in Bressans Darstellung ihres Rumäniens wieder. Anders wirken die Fotografien des Künstlers auf westliche Besucher seiner Ausstellungen. Bis nach New York ist der Italiener gekommen. Immer wieder hat der Fotograf mit seinen Werken Spuren hinterlassen.
Nun wird er seine „Postkarten von zu Hause“ auf der diesjährigen Vienna Fair zeigen. Seine jüngste Fotoserie, die in der ersten Hälfte 2012 entstanden ist, bringt Industrie und Freizeit zusammen. Mal werden alte verfallene Fabrikgelände abgelichtet, mal zugemüllte Ex-Baustellen, wo einst die Zukunft stehen sollte. Er durchforstete die Hauptstadt nach den Relikten des Sozialismus. Eine durchaus dramatische Bilderserie, die auf der bedeutendsten Kunstmesse für Mittel-, Ost- und Südosteuropa gezeigt werden wird.
Der junge Galerist Andrei Jecza bringt Bressan nach Wien. Einen Abstecher nach Temeswar ist allerdings nicht geplant, obwohl Kunstliebhaber dieses Jahr bereits Gelegenheit hatten, ausgewählte Werke des Italieners im City Business Centre zu bestaunen. Bressan gehörte zu den Künstlern, die sich an der Gruppenausstellung „Monumental“ beteiligten. (die ADZ berichtete) Eine Einzelausstellung ist allerdings laut Jecza noch nicht geplant. Er schließt es aber auch nicht aus.