Schritt für Schritt, Ton um Ton wurden die Grenzen am Samstag Abend im Innenhof des Pater-Jordan-Nachtasyls für Obdachlose in Temeswar/Timişoara überwunden, als hier erneut ein Gospel-Konzert stattfand. Bereits zum zweiten Mal boten die Chorsängerinnen und -sänger den Menschen am Rande der Gesellschaft einen unvergesslichen Abend mit Gospel-Musik.
Ganz brav und im Halbkreis sitzend warteten die Bewohner des Nachtasyls auf das Konzert, das an diesem Abend nur für sie gehalten werden sollte. Und kurz nach 19 Uhr war es auch soweit: Die etwa einhundert Teilnehmer an dem Projekt „Grenzenlos Gospel“ versammelten sich im Caritas-Haus für Obdachlose. Dann begannen sie zu singen und gingen in den Hof, vor die Zuschauer. Etwas scheu am Anfang, weigerten sich manche Zuschauer, näher zu kommen und lauschten der Performance von weiter weg im Hof zu. Mit jedem neuen Lied kamen sie aber ein paar Schritte näher. Sogar ihre Hüften begannen, sich zu bewegen. Die Männer, etwas zurückgezogener, klopften den Rhythmus mit den Füßen nach. Die Musik gefiel ihnen - die kühle Luft von draußen war an dem Abend etwas erträglicher bei einer so angenehmen Atmosphäre. Und irgendwie waren auch die Sorgen für eine Stunde vergessen. Die Tatsache, dass sich der Dirigent und Initiator des „Grenzenlos Gospel“-Projekts, Dominic Samuel Fritz, zwischen den Liedern immer wieder mit den Bewohnern des Nachtasyls unterhielt, lockerte die Stimmung auf. Mal energievolle Lieder, mal melancholische und eher traurige Gospel-Songs – alle sorgten dafür, dass der Abend im Nachtasyl ein besonderer wurde.
Cătălin Iordănescu (44) nahm bereits zum zweiten Mal beim Gospel-Projekt teil. Er entschied sich, mitzumachen, nachdem er als Zuschauer in den vergangenen Jahren dabei war. Peter Fendel (28) aus Köln machte erstmalig mit. Der Freiwillige im Hospiz für Palliativkrankenpflege wollte auch Teil dieses Ereignisses sein. „Musik vereint Leute und dieses Projekt ist wunderbar – es ist generations- und konfessionsübergreifend und schafft es, Leute zusammenzubringen, die nur wenig gemeinsam haben“, sagte Peter Fendel.
Den Chor begleiteten zwei junge Musiker, Marcelle Poaty-Souami am Klavier und Sergiu Cătană am Schlagzeug.
Das Highlight der jetzigen Auflage von „Grenzenlos Gospel“ war am Schluss des Konzertes angesetzt, als während des Liedes „Die Nacht wird hell“ alle Laiensängerinnen und -sänger Kerzen anzündeten und sich unter die Zuschauer mischten. Dabei verteilten sie Licht an die Obdachlosen. Jeder bekam eine Kerze und der Innenhof des Nachasyls tauchte in ein Meer voller Kerzenlichter ein. Das Konzert wurde zu einem Erfolg und die Botschaft auch in diesem Jahr vermittelt: Der Inititator des Timişoara Gospel Project, Dominic Samuel Fritz, schaffte es auch dieses Mal, alle „Barrieren“ abzubauen. „Hier ist die Atmosphäre immer ganz besonders. Verschiedene Welten fließen ineinander und man kann tatsächlich bemerken, wie im Laufe des Konzertes die Grenzen zwischen diesen Welten abgebaut werden“, sagte Dirigent Dominic Samuel Fritz.
Für das „Grenzenlos Gospel“-Projekt hatte er das Lied „A Blessing“ komponiert, das er allen Zuschauern widmete.
Das Besondere des „Grenzenlos Gospel“-Projekts ist, dass sich die Hobby-Sängerinnen und –sänger an nur einem einzigen Tag treffen und einige Gospel-Lieder einstudieren. Nach dem Konzert im Nachtasyl verschlug es den spontan gebildeten Chor ins Cristian-Şerban-Zentrum für an Diabetes erkrankte Kinder Jugendliche aus Busiasch/Buziaş und Sonntag Abend im großen Konzertsaal der Temeswarer Ion-Vidu-Musikschule. Alle drei Konzerte, bei denen Gelder für Wohltätigkeitszwecke eingesammelt wurden, erfreuten sich eines großen Erfolgs.