Er stammt aus dem östlichen Süden, sie aus dem westlichen Norden. Kennengelernt haben sich Mimi Ciora und Mircea Popescu in Temeswar/Timişoara. Die bildenden Künstler haben in der Begastadt Kunst studiert – er macht inzwischen seinen Doktor, sie hat einen Master abgeschlossen. Seit 2010 arbeiten sie zusammen, haben ein Appartement in ein Studio umgebaut, wo sie unter anderem Grafiken für das Filmfestival „Ceau, Cinema!“ entwarfen. Ihre Stickers findet man in trendigen Locations, wie etwa das Mokum-Café an der Eugen von Savoyen-Straße. Ihre Kunst hat jeder Temeswarer, der schon mal seinen Blick auf Wände schweifen ließ, in irgendeiner Form gesehen. Und wenn nicht als unfreiwillige Streetart, dann zumindest als Post in den sozialen Medien. Das von ihnen gegründete „Super Smooth Studio“ macht inzwischen auf sich aufmerksam. Doch weder Ciora noch Popescu stehen dafür im Rampenlicht. Ihre Grafiken sind die Stars.
Ihre Zeichnungen erinnern an den Pop Surrealismus. Der Begriff „super smooth“ soll auch eine Andeutung auf Cioras und Popescus Zeichenstil sein. Eine Inspirationsquelle ist die japanische Kunstbewegung Superflat. „Wir würden uns aber nicht ausschließlich auf Künstler aus dieser Ecke beziehen, wenn wir von Einflüssen sprechen wollen“, so Popescu. „Wir glauben, dass wenn wir einen einzigen Künstler als Vorbild nehmen würden, dass wir uns dann auch mit ihm und seiner Arbeit identifizieren und das tun wir nicht.“
Vom Social Media möchten die zwei Künstler Abstand nehmen und mehr auf ihrer Webseite posten. Momentan findet man dort ihre Arbeit „Hydrophilia“ – ein Projekt, das zwei Monate Arbeit beanspruchte. Dazwischen immer wieder kommerzielle Aufträge. „Wir haben auch Kompromisse gemacht und an Projekten gearbeitet, die uns nicht repräsentieren“, so die Künstler. „Nie wieder. Wir haben festgestellt, dass es keinen Sinn macht, an Aufträgen zu arbeiten, die uns als Künstler nicht ansprechen.“
Doch gerade hier die größte Herausforderung: Von der Kunst leben, bedeutet auch Aufträge annehmen, die einem eine finanzielle Sicherheit garantieren. Sie pendeln zwischen Werbeaufträgen sowie anderen kommerziellen Aufträgen und dem freien künstlerischem Schaffen, wo sie selbst die Anforderungen stellen.
„Kunst wird in Rumänien verkauft, das Dumme ist nur, dass sie niemand kauft“, meinen die beiden. Es sei denn, ein Festival wie etwa „Ceau, Cinema!“ sucht Grafiken für T-Shirt, Poster und weitere Werbematerialien. Mircea Popescu entwarf die diesjährigen Zeichnungen, unter anderem die stilisierte Wassermelone, die zur Filmklappe wird.
Ähnlich im Geschäft wie Super Smooth Studio ist Balamuc. Die beiden Agenturen, in Wohnungen eingerichtet, arbeiten auch immer wieder zusammen. Letztes Jahr hielten sie eine gemeinsame Werkstatt. Schließlich vertreten beide ein Gewerbe, das in Rumänien noch in den Windeln liegt. Zumindest im westlichen Teil des Landes oder genauer gesagt in Temeswar. Ihre Branche hat sich in Bukarest und Klausenburg/Cluj-Napoca entwickelt. Dort findet man die meisten Studios, die auf Werbeaufträge oder Projekte für Buchcovers, Magazine u.a. übernehmen. Mimi Ciora und Mircea Popescu haben sich weder für Mimis Norden entschieden, noch für Mirceas Osten, stattdessen haben sie den Mittelweg gewählt. Der mittlere Westen, die Stadt an der Bega, wo dank ihnen und Studios wie Balamuc Werbekunst einen Aufschwung erlebt.