Einen Spaziergang durch das Temeswar von gestern und heute bieten wir unseren Lesern ab dieser Nummer. Die Postkarten aus der Sammlung des Historikers Dr. Thomas Remus Mochnacs helfen uns dabei, das Temeswar der Pflastersteine, Kutschen und bodenlangen Kleider wiederzubeleben. Die Fotos, die das Temeswar von heute festhalten, bunt und hektisch, wurden von unserem Kollegen Zoltán Pázmány gemacht.
Ein bisschen Geschichte, ein bisschen Stadterkundung, einige Gedankenspiele, ein Schuss Parfüm Alt-Temeswar, ein paar Spritzer aus der Gegenwart der Stadt – mit diesen Ingredienzien kann unser Leser einen erkenntnisreichen Blick auf die Stadt werfen.
Eine der besten Adressen der Stadt ist das „Hunyadi-Schloss“ im Stadtzentrum, Sitz des Banater Museums, seit einem Jahr in das „Nationale Museum des Banats“ umbenannt. Das uns familiäre Aussehen des Gebäudes stammt aus dem Jahr 1865, als es komplett neu errichtet wurde. An dieser Stelle standen schon viel früher markante Gebäude der Stadt: Der ungarische König Karl Robert von Anjou ließ hier ein Schloss errichten und bewohnte es auch ein paar Jahre lang in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Zur Zeit der osmanischen Herrschaft war dies eines der wenigen Gebäude aus Stein – Temeswar ist damals, wie aus den Beschreibungen des Reisenden Evliya Celebi hervorgeht, eine Stadt, die vorwiegend aus Holz aufgebaut war.
Nach der Einnahme durch die Truppen des Prinzen Eugen von Savoyen erfuhr das Stadtbild eine radikale Änderung. Bereits 1727 wurde das alte Schloss umgebaut – die Architektur stand damals unter dem Zeichen des Barocks – und war als Artilleriekaserne gedacht. Beschädigt 1849, musste das Gebäude 1865 völlig neu aufgebaut werden. An die Zeit davor erinnern nur wenige Elemente.
Das „Hunyadi-Schloss“ ist 1948 Sitz des Banater Museums geworden. Bis 2000 hat das Museum alle Abteilungen unter einem Hut vereint: Geschichte, Naturwissenschaften, Kunst, Ethnografie, das Dorfmuseum sowie das Restaurierungslabor. In den folgenden Jahrzehnten war der Besuch für Schulklassen im Museum ein Muss.
Nach und nach sind einige Abteilungen zu eigenständigen Museen geworden (2000 das Dorfmuseum, 2006 das Kunstmuseum). Es begannen die Arbeiten an der Konsolidierung des Gebäudes, müßig, langwierig und auch viel zu oft ins Stocken geraten.
Nicht selten wird man von Touristen nach der Destination des Gebäudes gefragt und sie erklären, dass sie es gerne besuchen würden. Die Kollektionen des Museums können in der Bastei, wo es umgezogen ist, auch wenn die Räumlichkeiten schön sind, wegen Platzmangels nicht zu ihrem vollen Ausdruck kommen.
Versprechungen gibt es, dass das Nationale Museum des Banats bis 2021 aus der Bastei zurück ins Hunyadi-Schloss ziehen soll. Wir können es uns nur wünschen.
Quelle für geschichtliche Informationen: „Arhitectura istorică din Timişoara“ von Mihai Botescu und Mihai Opriş.