„Die Leitung der Rumänischen Oper aus Temeswar gibt sich die Ehre, Sie zur Festveranstaltung zur Inaugurierung einzuladen, die am Sonntag, dem 27. April 1947, um punkt 17 Uhr im Opernsaal in Anwesenheit der Regierungsmitglieder angeführt von Dr. Petru Groza stattfinden wird“. Das ist der Wortlaut der Einladung (in deutscher Übersetzung), die viele Temeswarer vor 70 Jahren erhalten haben. Damals ging der Vorhang auf und die Temeswarer hatten nun eine eigene Oper, für die sie sich lange eingesetzt hatten.
Jetzt laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um dem bedeutenden Augenblick gerecht zu werden, der näher rückt: Die Rumänische Oper Temeswar bereitet eine Festvorstellung mit Giuseppe Verdis Aida vor, die genau am 27. April stattfinden wird. Sogar die Uhrzeit wird eingehalten: Die Vorstellung beginnt um 18 Uhr. Vor 70 Jahren hatte sich das Publikum eine Stunde früher für die Eröffnungsreden einfinden müssen. Die erste Direktorin der Rumänischen Oper Temeswar Aca de Barbu sowie der damalige Ministerpräsident Petru Groza – die Solisten und das Ensemble im Hintergrund – so zeigen es die Archivfotos – waren auf die Bühne getreten.
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts erfreuten sich die Temeswarer an Opernvorstellungen. Was die jüngere Geschichte betrifft: „Die ‚Rumänische Oper Klausenburg in Temeswar‘ hat auf der hiesigen Bühne fünf Jahre lang gespielt, als sie ins Exil gehen musste, erinnert Florian Emilian Brânzei, der Pressesprecher der Oper für die BZ. „Nach 1945 hat sich ungefähr die Hälfte des Ensembles dafür entschieden, hier zu bleiben und eine neue Institution zu gründen. Ob es nun Stadtlegende ist oder nicht, die Temeswarer haben Lobby gemacht, um ihren Traum durchzusetzen, vor allem vielen Musikern und anderen Kulturmenschen aus der betreffenden Zeit wird nachgesagt, dass sie sich dafür eingesetzt haben“.
In der Premiere sind Fenia Nicolau (in der Rolle der Aida), Filomela Piteiu Georgescu (als Amneris), Traian Nicolau (als Radames), Géza Püllök (in der Rolle des ägyptischen Königs), Mihail Dumitrescu (als Oberpriester Ramfis), Gogu Vasilescu (Amonasro, Aidas Vater), Adriana Ciuciu (Oberpriesterin) und Omer Gregorian (in der Rolle des Boten) aufgetreten. Alttemeswarer erzählten noch Anfang der Neunziger Jahre von der Eröffnung der ersten Spielsaison an der hiesigen Opernbühne und von den Stimmen, die sie in Erinnerung haben.
„Aida“ hat sich damals bestätigt, grandioser geht es kaum bei einer Opernvorstellung, so ist „Aida“ auch weiterhin eine der beliebtesten Opernvorstellungen der Temeswarer geblieben. 127 Vorstellungen gab es allein in der Zeitspanne 1947 bis 1971, Rodica Giugiu hat sie in der Monographie „S-a ridicat cortina“ („Der Vorhang ist aufgegangen“) verzeichnet, die beim 50. Jubiläum der Oper erschienen ist; weitere 57 dann bis 1996. Pro Jahr wird „Aida“ auch seitdem ein- bis zweimal vorgeführt. Bei der Eröffnungsvorstellung hat Aca de Barbu Regie geführt, ihre Vision von „Aida“ blieb über Jahre bestehen.
Wenn sich das Publikum am 27. April wieder in den Opernsaal einfinden wird, sollen namhafte Solisten aus dem Ausland auf der Bühne stehen. Die Namen konnten noch nicht genannt werden, da die Verhandlungen noch laufen. Für die Regie zeichnet der Gastregisseur Ognian Draganoff, für das Bühnenbild Boris Stoynov (beide aus Bulgarien). Für die Kostüme ist Tzvetanka Petkova Stoynova (ebenfalls aus Bulgarien), für die Choreographie Konstantin Kostiukov (aus Serbien) zuständig. Es ist die Aufmachung, mit der das Publikum seit 2005 gewohnt ist. Allerdings versprechen die Veranstalter ein Fest für die Ohren und für die Augen, wenn wieder einmal der Vorhang aufgeht.