Für die Bevölkerung der Begastadt, die nach den Stadtplänen bis 2021 an allen Ecken und Enden geflickt, repariert, saniert, modernisiert und im Eiltempo in allen Bereichen zur europäischen Kulturhauptstadt aufgerüstet werden muss, hat die Geduldprobe erst ihre ersten Grade erreicht. Der konzentrierte Modernisierungsschub (zum Vergleich die Umwandlung der mittelalterlichen Stadt Temeswar Anfang des XX. Jahrhunderts) eröffnet scheinbar wahllos Baustelle um Baustelle. „Die Zeit läuft uns weg“- So erklärt das Nicolae Robu, Bürgermeister von Temeswar, immer wieder mal treffend. Vorläufig unterstützt die Mehrheit der Temeswarer diese Modernisierungsstrategie der Stadtverwaltung: Laut einer Umfrage des Soziologie-Departements der West-Uni sind 64 Prozent der Befragten mit der eingeschlagenen Marschrichtung zufrieden, nur 21 Prozent der Temeswarer wären dagegen. An erster Stelle im Sorgenregister der Einwohner stehen jedoch Gesundheitswesen, Nahverkehr und Umweltverschmutzung (Lärm und Luft). Unterstützt vor allem durch die jüngeren Semester und gegen den Widerstand der älteren Einwohnerschaft aus gewissen Wohnzonen verteidigt Bürgermeister Robu diese aggressive Stadtstrategie. Nach Abschluss des jahrelangen Sanierungsprojekts der Innenstadt ist weiterhin ein starker Nachholbedarf da, sodass man Baustellen in wichtigen Stadtsektoren gleichzeitig eröffnen musste. Auf Hochtouren laufen derzeit (man hofft zudem auf guten Baurhythmus über die Sommerzeit 2017 ) die Arbeiten auf den beiden Großbaustellen, der Unterführung Popa Șapcă und der Jiul-Unterführung, was zu einem infernalen Verkehr vor allem in der Innenstadt, zu starken Protesten der Autofahrer aber auch zu steigender Entschlossenheit der Bauherren und Stadtväter geführt hat. Nachdem man auf der Baustelle Popa Șapcă zuerst die obligate archäologische Untersuchung durchführen musste, waren bis Anfang Juni schwierige Arbeiten bei den Utilitäten (Heizung, Wasser, Kanalisation und Erdgas) durchzuführen. Bis Mitte September ist hier der Verkehr gesperrt zwecks Durchführung der Modernisierungsarbeiten: Die derzeit 8,5 Meter breite Unterführung mit zwei Fahrbahnen erhält eine Breite von 23 Metern mit vier Fahrbahnen. Diese wird auf der Popa-Șapcă-Straße, der Antenei-Straße weitergeführt, mit neuen Gehsteigen, Radpisten und 47 Parkplätzen. Die Baukosten betragen 6,4 Millionen Euro, die Arbeiten sollen in 18 Monaten abgeschlossen sein. Eine harte Geduldprobe für die Bauleute, Autofahrer, Anrainer aber auch die Eisenbahn ist die Baustelle an der Jiul-Unterführung. Diese komplexe Arbeit- Schwierige Erweiterung der Bahnunterführung, Erweiterung auf fünf Fahrbahnen mit Gehsteig und Radpisten, Modernisierung der gesamten Jiul-Straße- soll in 14 Monaten erledigt werden und nahezu 18 Millionen Lei aus dem Stadthaushalt kosten. Gleichzeitig führt ein weiteres Bauteam die Modernisierung der anschließenden Circumvalațiunii-Straße bis zur Kreuzung mit der Bogdăneștilor-Straße durch. Diese beiden Baustellen werden den Stadtverkehr im Stadtzentrum aber vor allem auf der Achse Nord-Süd leider noch Monate lang knebeln und drosseln, die Autofahrer in ausweichliche Stresssituationen führen. Nicolae Robu, ein genervter aber hartnäckiger Bürgermeister, hat den Autofahrern letztlich geraten, für einige Zeit auf öffentlichen Verkehrsmittel umzusatteln!?
Leider sind aber auch andere Stadtteile durch Großbaustellen an der Straßeninfrastruktur stark angegriffen: Eröffnet wurde die Baustelle zur Modernisierung des Simion-Bărnuțiu-Boulevards, auf der Strecke vom Heuplatz bis zur Ausfahrt gegen Lugosch. Das in Anschluss auf die Neuasphaltierung der Take-Ionescu-Straße. Weiterhin zieht sich die Modernisierung (Erweiterung auf vier Fahrbahnen) der Martirilor-Straße in die Länge, was den Verkehr auch im Süden der Stadt stark belastet. Schon angekündigt hat man die Eröffnung der Arbeiten am Liviu-Rebreanu-Boulevard und der anschließenden Iosif-Bulbuca-Straße. Beide stehen seit Jahren wegen fehlender Ringstraße unter enormer Verkehrsbelastung (Täglicher Durchschnitt von über 22.000 bzw. 25.000 Fahrzeugen). Der Asphaltbelag, periodisch mit Reparaturarbeiten, zeigt sich zurzeit auf großen Teilen erneut löchrig und wellenförmig.
In der Stadt gibt es auch in anderen Bereichen wichtige Großbaustellen: Der Bau des neuen Flügels B am Temeswarer Kinderspital „Louis Țurcanu“ entpuppte sich für die Stadt als schwieriges und teures Langzeitprojekt. Nach einer unglücklichen Bauetappe 2014-16 mit der Baufirma Prompt wurden die Bauarbeiten 2016 von der Firma Sulfatim AG übernommen. Der Hochbau mit Keller, Parterre und sechs Stockwerken soll sieben Krankenhausabteilungen beherbergen. Seit 2013 hat die rumänische Regierung die Temeswarer Haushaltsgeldern für diesen Bau mit nahezu 23 Millionen Lei ergänzt. Die Stadtverwaltung hofft auf eine Fertigstellung und moderne Einrichtung im nächsten Jahr.