Verblödungsbereitschaft

Mitte vergangener Woche wurde einer gezwungen, seine fünfeinhalbjährige Gefängnisstrafe anzutreten. Er heulte, als die Polizisten ihn abholten, er ließ noch einmal eine Kurztirade mit einer seiner typischen Verblödungsbotschaften los, bevor er in den vergitterten Kastenwagen stieg („Ihr werdet mich ab, zum ersten Mal in meinem Leben, nun aus Euren Geld monatlich mit 280 Millionen erhalten müssen!“ – womit er die 2800 Lei, die ein Sträfling Rumänien angeblich kostet, meinte), und er ließ durch „seine Leute“ verkünden, dass er das in Rumänien nicht mehr anfechtbare Urteil vor dem Straßburger Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anfechten wird.

Dan Diaconescu, einer von denen, die in diesem Land den Ruf der Journalisten so ruiniert haben, dass man es heute besser vermeidet, sich als Zeitungsschreiber oder Medienmensch zu outen, hat die Strafe für ein schmierenjournalistisches Delikt – Erpressung aufgrund journalistischer Recherchen, zwecks Verheimlichung der Ergebnisse – angetreten, das er vor neun Jahren begangen hat. Es stimmt: es hat unendlich lange gedauert, bis der inzwischen auch durch andere Delikte auffällig Gewordene („Affaire Oltchim“) die Strafe für die zwei Erpressungen antrat, die ihm nachgewiesen wurden. Aberes hat ihn doch noch eine gerechte Strafe erreicht.

Irgendwie kann der Kerl auch als Genie betrachtet werden. Denn was der Schmierfink geschafft hat mit seinem primitiven Fernsehsender OTV, mit ursprünglich einer Einzimmerwohnung als Senderaum und mit dem unaufhörlichen Appell an die primitivsten Neigungen und Voraussetzungen einer rasch und mit viel Geschick abhängig gemachten Zuschauerschaft auf den niedrigstmöglichen Bildungsniveau, das müsste ihm erst mal einer nachmachen. Denn DD ist über seine unaufhörlichen Appelle an die niedrigsten Instinkte der hörig gemachten Zuschauerschaft und wohl auch durch konsequent-gnadenloses Erpressen seiner Investigationsopfer zum Multimillionär geworden, der sich neben Nobelschlitten der Marke Rolls Royce auch mal einen persönlichen Hubschrauber und Yachten leistete – aber kein Geld aufbrachte, um seine schlechten Zähne zu reparieren, die bei jedem seiner schief-überheblichen Griensen sichtbar wurden.

Das Urteil gegen DD ist insofern ein Novum, als es neben der Gefängnisstrafe und nach deren Absitzen dem Schmierfink verbietet, weitere fünf Jahre in den Medien tätig zu sein. Das ist das Gute am Urteil des Obersten Justiz- und Kassationshofs. Und die Journalisten kommen damit in eine Reihe mit Ärzten und anderen Berufsgruppen, die bei Delikten Berufsverbot auf Zeit erhalten. Für zehn Jahre wurde der Typ aus dem Verkehr gezogen. Wenn er sich nicht einen ergebenen Hofstaat aufbaut, der ihn unaufhörlich zitiert – was durchaus plausibel sein könnte, denn DD hat nie Anstand oder Form des Journalismus interessiert. Geld musste rausschauen und seine „Kunden“ verblödungsbereit sein - oder gemacht werden.

Was ja geschah.