Würde man den Hintergrund der Bilder nicht kennen und davon absehen, dass sie im Revolutionsmuseum ausgestellt werden, würde man Herma Köpernik-Kennels naive Bilder vermutlich so interpretieren, wie es vor mehr als 30 Jahren Anhänger Nicolae Ceausescus taten. Ohne die Absichten der Künstlerin durchschauen zu wollen, könnte man es als eine Lobeshymne verkaufen, als eine Verewigung kostbarer Momente. Doch die Illusion wird schnell zerstört. So naiv die Bilder, so ironisch ihr Untertext. Marcel Tolcea verweist auf Wolfgang Beckers “Good Bye, Lenin!”, spricht vom Potemkinschen Dorf und von migrierenden Kuhherden, wenn er Köpernik-Kennels Werk analysiert. Denn es geht um den Schein, um den falschen Glanz eines bankroten Landes, das mit allen Mitteln versucht, der Welt und sich selbst etwas vorzumachen, unfähig sich sein eigenes Scheitern einzugestehen.
Hinter dem Pomp standen Menschen für ein Stück Käse stundenlang Schlange und wenn der “Vater der Nation” auf Visite kam, dann wurden schnell Äpfel gepflanzt, Kinder in den schönsten Trachten angezogen und alles erdenkliche unternommen, um dem Diktator vorzugaukeln, dass das Land gesund sei. Diese Momente hat Herma Köpernik-Kennel mit ihren naiven Bildern verewigt, doch sie prophezeit auch, schon Jahre vor dem Zusammenbruch, den Untergang an, in Form einer Kirche hinter Hügeln am Horizont.
Das Bild, das auch auf dem Plakat zur Ausstellung “Die Epoche Ceausescu – Gemälde im Naiven Stil“ zu sehen ist, bleibt in Temeswar/Timisoara. Schließlich fing hier vor 25 Jahren die Revolution an, ausgelöst durch einen Konflikt eben mit der Kirche. Darum hat Herma Köpernik-Kennel das Bild dem Revolutionsmuseum geschenkt, wo es auch nach dem Abschluss der Ausstellung am elften Mai weiter stehen wird. Immer wieder als Erinnerung an eine düstere Epoche, die sich hinter falschen Tatsachen versteckte und daran zugrunde ging.