Sie werden im falschen Körper geboren und von der Gesellschaft nicht akzeptiert: Transsexuelle finden in Rumänien oft nicht die erforderliche Stütze, um mit ihrem Problem umzugehen. Dafür fehlt das nötige Verständnis. Das fängt bereits bei der eigenen Familie an. Rumänische Eltern können sich selten mit dem Gedanken anfreunden, dass ihr Sohn sich weiblich fühlt bzw. ihre Tochter männlich. Veraltete Vorstellungen und religiöse Einflüsse führen zur Diskriminierung. Aufgrund sozialer Ausgrenzungen verschweigen viele Rumänen ihr Problem. Personen, die sich outen, riskieren oft Freunde zu verlieren. Am Arbeitsplatz werden sie gemobbt. Erziehung spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle: Je höher der Bildungsgrad ist, desto leichter werden Vorurteile abgebaut und Transsexuelle akzeptiert.
Der eigennützige Hilfsverein Transgender Support Romania (TSR) möchte seit 2010 Menschen in Rumänien helfen, die im „falschen“ Geschlecht geboren wurden. Gründerin war Irene Mihaela Stef²nescu, die bis im Juni den Verein leitete. Eine ihrer Nachfolgerinnen, verantwortlich für die Region Siebenbürgen, ist Alexandra Groza. TSR ist der einzige Verein in Rumänien, der sich für die Rechte und Probleme von Transsexuellen, Transvestiten, Cross-Dressern, Androgynen und Intersexuellen einsetzt. Gegenwärtig besitzt der Hilfsverein rund 12 freiwillige Mitarbeiter. TSR bietet ärztliche und psychologische Beratung an, veranstaltet Selbsthilfegruppen und versucht durch Aktionen, die Menschen in Rumänien für das Problem zu sensibilisieren. Denn gesetzlich werden Transsexuelle genau wie Homosexuelle stark benachteiligt. Die Politik schaut gerne weg und ignoriert bestehende Probleme. So zum Beispiel die hohe Ansteckungsrate mit dem HIV-Virus bei Transgendern.
Die Betroffenen selbst appellieren nur selten an Außenstehende und meiden auch den Kontakt zu anderen Transgendern. Alexandra Groza findet den fehlenden Zusammenhalt bedauerlich. „In der Regel sind solche Personen sehr zurückhaltend und vorsichtig“, erklärt Groza. „Darum kommen Sie auch selten zu Gruppentreffen.“
TSR veranstaltet einmal im Monat Treffen, um ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen und den Personen, die sich ihnen anvertrauen, durch Therapieansätze zu helfen. Oft wird bei den Treffen einfach nur geredet. Häufige Probleme werden offen und frei diskutiert. An den Sitzungen nimmt auch ein Psychologe teil, der gleichzeitig kompetente Ratschläge erteilt. „ Es ist wichtig, dass jeder seine eigene Geschichte erzählen kann und das man sich durch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch hilft“, sagt Groza. Die häufigsten Probleme, die Transsexuelle belastet, sind sozialer und medizinischer Natur. Geschlechtsumwandlungen sind in Rumänien derzeit noch schwierig. „Wir haben uns darum bemüht, fachmännische Betreuung für sämtliche Bereiche anzubieten“, so die Vereinsleiterin.
Schon 2009 – vor der offiziellen Gründung der Organisation – bot TSR Beratung und Unterstützung an. Bis heute hatten sie 450 Anfragen von Trans-, Intersexuellen und sogenannten „Genderqueers“. Genderqueers sind Personen, die sich sowohl weiblich als auch männlich fühlen oder weder noch. Zur Zeit behandelt der Psychologe der Hilfsorganisation acht Transsexuelle. Insgesamt werden 72 Personen seit drei Jahren durch TSR psychologisch beraten.
„Wir müssen gegen die Diskriminierung dieser Minderheit vorgehen“, sagt Groza. „Diese kommt überall vor.“ Viele ziehen es vor, die Betroffenen einfach zu ignorieren. Andere werden schnell verbal oder körperlich aggressiv. „Wir versuchen durch Seminare, die Menschen aufzuklären.“
Auf www.tgsupport.ro können Interessierte mehr über die Hilfsorganisation erfahren. Die Internetseite ist die erste Kontaktstelle für Personen, die sich an den Verein wenden möchten. TSR bietet auch online Hilfe an, besonders für diejenigen, die ihre Anonymität bewahren möchten und sich an den Treffen nicht beteiligen können. In Temeswar ist TSR noch nicht aktiv. Laut den Plänen des Vereins sollen allerdings Filialen in den wichtigsten Städten gegründet werden.