Werkbesichtigung und informelle Zwischenbilanz

Nahezu 20 Millionen Euro hat die deutsche HEWI-Gruppe in eineinhalb Jahren in ihre Niederlassung im westrumänischen Detta investiert. Neue Produktionsanlagen und weitere Mitarbeiter zeichnen einen Trend zum Ausbau des Standortes ab

Über eine glänzend saubere Fußbodenbeschichtung ging es nach einer Einführungsrunde über durch die Werkhalle. Mit dabei auch die in Deutschland studierende Tochter des DFDR-Abgeordneten, Ingrid Ganț.

Zuvor hatte die Tanzgruppe Edelweiß im Eingangsbereich des Verwaltungstraktes mit banat-schwäbischen Lidern und Tänzen aufgewartet.

Der Parlamentarier Ovidiu Ganț, studierter Mathematiker, zeigte auch technische Kenntnisse.

Zum Abschied stellten sich Werkangestellte und Besucher zu einem gemeinsamen Foto auf.

Etwa so groß wie acht Fußballfelder ist die potenzielle Produktionsfläche der Rumänienniederlassung von HEWI Formtech am Rande der Temescher Kleinstadt Detta. Mit technisch hochwertigen Maschinen stellen hier zurzeit 35 Mitarbeiter auf 6000 Quadratmetern Metallteile für die Automobilindustrie, vorwiegend durch Umformtechnik, her. Vor Kurzem machte der Werksleiter, Dr. Ing. Levente Kertesz, eine Präsentation und eine Werksführung. Grund war der Besuch von Markus Hugger, Bürgermeister von Spaichingen, im Banat. In Spaichingen ist nämlich die HEWI-Mutterfirma angesiedelt. Zum Treffen waren der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, der Dettaer Bürgermeister Petru Roman und der Bürgermeister von Darowa, Viorel Cherciu, eingeladen.

Werkhalle mit neuer Produktpalette

Aus Temeswar kommend, kurz vor der Stadteinfahrt nach Detta, rechter Hand, in der Nähe der Landstraße, prangt der Name HEWI an der Frontseite des Firmengebäudes. An gleicher Stelle hatte vor einigen Jahren ein Schweizer Unternehmen seinen Standort. „Wir wollten vorerst eine Halle mieten und sehen wie es funktioniert. Schnell hat sich jedoch herauskristallisiert, dass wir kaufen sollten und das haben wir dann auch gemacht“, sagt Werksleiter Levente Kertesz, über die Anfänge der Rumänienniederlassung. Zwischen 10 – 14 Millionen Euro wurden vor etwa eineinhalb Jahren, zur Niederlassungsgründung in Detta investiert, sagt Werksleiter Kertesz. In der ersten Jahreshälfte 2025 waren es noch einmal 4,5 Millionen.

Stufenweise wird die Zahl der Beschäftigten in Detta steigen; wenn neue Maschinen eintreffen und der Schichtbetrieb ausgebaut wird, so Werksleiter Kertesz. Er hat den Rumänienstandort auch deshalb übernommen, weil er vor etwa 25 Jahren nach seinem Maschinenbaustudium in Klausenburg nach Deutschland ausgewandert ist und deshalb nicht nur technisches Wissen, sondern auch Rumänischkenntnisse mitbringt. Vom Grundstück her kann die Produktionsfläche um das Fünffache zulegen, denn HEWI hat durch Grundstückserwerb vorsorglich geplant. Nicht nur die einige Jahre lang ungenutzte Produktionshalle bei Detta kam HEWI entgegen, sondern auch die Entfernung von der Großstadt Temeswar, die eine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt gewesen wäre. „So können wir hier das Personal aus der Region abfangen“, sagt Levente Kertesz. Das Problem des Unternehmens ist jedoch die Ausbildung der neuen Mitarbeiter, die vorwiegend aus dem Bereich der Holzverarbeitung kommen und mit Metallverarbeitung wenig zu tun haben, wie Kertesz sagt. Deshalb müssen sie die Mitarbeiter am Produktionsstandort „selber schulen und ihnen beibringen, was sie bei uns machen sollen“, so der Werksleiter. Und gebraucht werden neue Mitarbeiter auch in Zukunft. Für dieses Jahr ist ein Zuwachs auf 50 vorgesehen und soll dann auch weiter „exponentiell steigen“, sagt Kertesz.

Rumäniendeutscher Abgeordneter, deutscher Bürgermeister

Hochwertige Maschinen und fachgerechte Schulung gehören wie vielerorts heutzutage zu den Standortfaktoren einer Niederlassung. „Ohne Qualität geht gar nichts“, sagt Dr. Ing. Kertesz. und weiter: „Wir haben für die Sicherheit zu sorgen. Wir stellen sicherheitsrelevante Teile her. Zum Beispiel von einem einzigen Bauteil hängen quasi Leben ab“. Die Endprodukte von HEWI Rumänien gehen an den einzigen Kunden dieser Firma: an HEWI Deutschland und von da in die Automobilindustrie. Produktionsstätten hat das seit den 1960er Jahren bestehende Spaichinger Unternehmen noch in Deutschland (zwei Werke), und je eines in Taiwan bzw. in China. „Das Unternehmen in Detta ist Teil der HEWI-Großfamilie und gleichgestellt mit HEWI Deutschland“, betont Levente Kertesz. 

Der DFDR-Abgeordnete, Ovidiu Ganț, findet, dass die Arbeitsplätze, die an diesem Standort entstanden sind und weiterhin entstehen sollen, „lebenswichtig für Detta und Umgebung sind“. Darüber hinaus sieht er auch den wichtigen Beitrag einer solchen Investition für den Haushalt der Stadt. Ovidiu Ganț sprach auch mit Levente Kertesz zum Thema Austausch mit der Temeswarer TU Politehnica, „damit Forschung und Produktion zusammenkommen“. Und sollte die Autobahn Temeswar – Belgrad – die in der Planung ist, zustande kommen, „dann ist dieses Projekt wahrhaftig zukunftsträchtig für  den gesamten südlichen Teil des Kreises Temesch“, so der Abgeordnete Ganț. Der Bürgermeister von Spaichingen, Markus Hugger, sah nach der Präsentation der Investition und nach der Werkbesichtigung, dass HEWI mit dem Standort in Westrumänien eine „gute und zukunftsweisende Aufgabe gelöst hat und in Detta nachhaltig produzieren kann“. Der Ortsvorsteher aus Deutschland weiß, dass auch am HEWI-Standort in Spaichingen viele ausgewanderte Banater Schwaben tätig sind. Nun, nach der Werksgründung im Banat, gibt es sehr viele Kontakte und auch Synergieeffekte, „weil es sehr viele familiäre Verbindungen und damit sicherlich auch eine gewisse Identifikation mit der Firma HEWI gibt“. Die Banater Schwaben sind in Spaichingen ein fester Bestandteil der Bürgerschaft sagt Hugger und: „Ohne sie wäre in Spaichingen vieles nicht möglich gewesen“ und er freut sich, dass diese in seiner Stadt weiterhin ihre Kultur, ihre Wurzeln durch Tanz und Tracht pflegen. Ein symbolträchtiges Beispiel für die Firma, für Spaichingen und das Banat ist der ebenfalls anwesende Franz Aulila, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Darowa, einer der Initiatoren der Partnerschaft mit Spaichingen und vor seiner Rente 13 Jahre lang Mitarbeiter bei HEWI.