Vergangene Woche hat eine Delegation von 26 österreichischen Firmen unter der Leitung des Wirtschaftsdelegierten Rudolf Lukavsky vom AußenwirtschaftsCenter Bukarest einen dreitägigen Besuch im Banat und dem Kreischgebiet abgestattet. Dabei ging es um Kontakte mit den Stadt- und Kreisverwaltungen sowie mit den Unternehmen, die im Bereich Kommunalwirtschaft tätig sind. Die „Austria Showcase“ fand zuerst in Temeswar statt, nach dieser Veranstaltung führte die BZ-Redakteurin Ştefana Ciortea-Neamţiu ein Gespräch mit dem Leiter der Delegation.
Welche Meinung haben Sie über den Verlauf der „Austria Showcase“?
Es war eine sehr interessante Veranstaltung, auf der einen Seite haben wir eine sehr große Gruppe von österreichischen Teilnehmern aus den verschiedenen Bereichen, das zeigt schon das Interesse der österreichischen Firmen für Projekte im Bereich Kommunalwirtschaft. 26 Firmen, knapp 40 Firmenvertreter haben von österreichischer Seite teilgenommen, aber auch von rumänischer Seite war wirklich großes Interesse zu sehen und zu spüren: Sowohl Vertreter des Kreisrates Temesch als auch des Bürgermeisteramtes Temeswar, anderer Gemeinden in der Region Temesch und Vertreter der einzelnen Kommunalwirtschaftsfirmen, d.h. die Wasserverwaltung, die Unternehmen aus dem Energiebereich, die Abteilungen für Umwelt haben ihre Projekte vorgestellt. Insgesamt haben wir das Gefühl, dass hier ein konstruktiver, positiver Dialog gestartet wurde, der sicherlich dazu führen wird, dass es eine noch stärkere Beteiligung von österreichischen Firmen an den verschiedensten Projekten geben wird.
In welchen Bereichen der Kommunalwirtschaft in Rumänien sind österreichische Firmen beteiligt?
Insgesamt ist der Bereich der Kommunalwirtschaft sehr breit aufgefächert. Die wichtigsten Bereiche aus österreichischer Sicht im Bereich Kommunalwirtschaft sind auf der einen Seite Straßenbau und Verkehrswege und Planung, daneben Projekte im Bereich Wasser und Abwasser, Abfallwirtschaft, Energie aber auch speziellere Lösungen wie Straßenbeleuchtung, Automatisierung, Stadtplanung, Schlagwort „Smartcity“. In all diesen Bereichen gibt es schon österreichische Firmen, die in Rumänien in verschiedenen Städten und Regionen aktiv sind. Es gibt viele kleine Firmen, die zum Beispiel im Bereich Rehabilitierung von Kanal- und Abwassersystemen aktiv sind und andere Firmen, die schon Kläranlagen errichtet haben und es gibt auch Firmen im Abfallwirtschaftsbereich, als Sammler oder auch im Deponiebereich. Es gibt sehr viele, aber die Möglichkeiten noch auszubauen sind sehr vielfältig.
Viele Firmen, die heute dabei waren, haben schon einen Standort in Rumänien. Können Sie einige von den neuen Firmen nennen, die zum ersten Mal kommen?
Zirka die Hälfte der teilnehmenden Firmen ist schon sehr gut in Rumänien etabliert und hat schon einzelne Projekte, teilweise im Banat, durchgeführt, aber es gibt auch einige neue Firmen. Das zeigt auch die Dynamik und das Interesse, das die Unternehmen aus Österreich bekunden. Es gibt, wie gesagt, neue Firmen, die bei dieser Delegation waren, beispielsweise die Firma „Sinawehl“, die mit Sortieranlagen für Abfall einsteigen möchte oder die Firma „Predl“ mit Kanalsystemen, sowie auch eine Firma, die gerade erst vor wenigen Wochen in Österreich gegründet wurde, und zwar die Firma „Schubio“, die im Energiebereich aktiv ist.
Wie viele Kontakte sind zustande gekommen?
Insgesamt haben wir rund 40 Vertreter der österreichischen Firmen heute Morgen bei der Veranstaltung gezählt und weitere zirka 60 Vertreter von den Behörden, den Kreisräten, den Bürgermeisterämtern und den verschiedenen öffentlichen beziehungsweise privaten Firmen. All diese Vertreter haben einige Gespräche mit interessanten Kontakten aus der österreichischen Delegation geführt. Insgesamt sehen wir, dass die Zusammenstellung von sehr spezialisierten Delegationen wie zum Beispiel Kommunalwirtschaft viel effektiver ist als eine gemischte Wirtschaftsdelegation, weil das für beide Seiten, sowohl für die rumänischen Behördenvertreter als auch für die österreichischen Firmen effizientere Gesprächsmöglichkeiten bietet und ein kompakteres Teilnahmefeld.
Warum war der Westen Rumäniens so interessant für die österreichischen Firmen?
Ich denke Rumänien generell ist interessant und hat viele Projekte im Bereich Kommunalwirtschaft. Es ist dies auch nicht die erste Delegation, die wir in diesem Bereich organisieren. Wir haben die erste vor zirka anderthalb Jahren organisiert, damals nach Kronstadt/Braşov, Hermannstadt/Sibiu und Klausenburg/Cluj-Napoca. Im letzten Jahr hatten wir eine Veranstaltung mit ähnlichem Format in Bukarest, Focşani und Jassy/Iaşi organisiert; jetzt hatten wir den Westen, d.h. das Banat und das Kreischgebiet im Fokus, weil wir denken, dass es hier einige sehr interessante Projekte gibt. Das hängt aber auch damit zusammen, dass durch die neue Finanzierungsperiode aus dem Förderzyklus 2014-2020 der EU gerade in diesen Monaten viele Projekte entwickelt werden müssen.
Können Sie einige der erfolgreichen Projekte aufzählen, von den Kontakten, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind?
Ich glaube nicht, dass man einzelne Erfolge unbedingt hervorheben muss oder das ganz leicht zuordnen kann. Alle Firmen, die an dieser Veranstaltung teilnehmen, haben in den verschiedensten Regionen erfolgreiche Projekte abgewickelt und nur das permanente Bemühen bringt den Erfolg. Viele kleine Schritte sind notwendig, damit nach eins, zwei, manchmal auch nach drei Jahren Projekte abgeschlossen werden.
Wie sehen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Rumänien zurzeit aus?
Sie sind sehr gut, sehr eng, auf der einen Seite ist Österreich ein sehr wichtiger Handelspartner für Rumänien. Der Warenaustausch, Export und Import, umfasst zirka 3,2 Milliarden Euro, die österreichischen Exporte nach Rumänien erreichten im letzten Jahr 2015 zirka 2 Milliarden Euro, rumänische Exporte nach Österreich zirka 1,2 Milliarden. Es gibt viele österreichische Firmen, die als Investoren in Rumänien aktiv sind, de facto in allen Wirtschaftssektoren.. Insgesamt gibt es über 7000 rumänische Firmen mit österreichischer Kapitalbeteiligung und das Gesamtinvestitionsvolumen ist knapp unter 10 Milliarden Euro und damit zählt Österreich zu den Topinvestoren in Rumänien und das in allen Sektoren, im Dienstleistungssektor, Versicherungen, Banken wie auch im Gasbereich gibt es Großinvestoren, aber auch in der Automobilzuliefererindustrie und in der Holzverarbeitung, in der Lebensmittelindustrie, der Baustoffindustrie, wie auch in der Landwirtschaft und Landwirtschaftstechnologie und in anderen Sektoren.