Eine große Demonstration gegen die Regierung bei der es auch zu Gewaltausschreitungen und Verhaftungen kam – so dürfte heute ein Jugendlicher die antikommunistische Revolte von Kronstadt vom 15. November 1987 verstehen. Heute ist so etwas nichts Außergewöhnliches. Da-mals musste man für so eine Protestteilnahme seine Freiheit, seinen Arbeitsplatz, seine Zukunft aufs Spiel setzen. Wer nach 1989 auf die Welt kam, wer das kommunistische Regime nur als kleines Kind miterlebt hat, hat nicht erfahren können, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben, in der man strikt überwacht wurde, wo jede Kritik über den Staatschef, über die Politik der allmächtigen rumänischen kommunistischen Partei als staatsfeindliche Aktion, als Verrat angesehen und bestraft wurde, ja wo sogar der Unmut über Wasser-, Strom-, Gasunterbrechungen, über Krisen in der Versorgung mit Grundnahrungsmittel oder über verspätete Auszahlung der bescheidenen Gehälter nicht öffentlich geäußert werden durfte.
Um so willkommener ist es, den jungen Generationen die vor genau 31 Jahren in Kronstadt verzeichnete Arbeiterrevolte auf ungewöhnliche Art näher zu bringen.
Es handelt sich dabei um den Comicstrip (Bildgeschichte mit Sprechblasen) „Brașov 1987 – zwei Jahre zu früh“ von Mihai Grăjdeanu. Auszüge davon waren am alten Marktplatz, neben anderen Projekten von „Rumänien 100 in Comicstrips“, als Nachklang des ersten Comic-Salons, zu sehen.
Eindringlicher als in theoretischen Abhandlungen oder trockenen Lehrbuchtexten sprechen die Zeichnungen mit knappen Texten die jungen Leute an. Neben Kranzniederlegungen, Gedenkminuten, Doku-Streifen oder Tagungen ist auch dieser Comicstrip eine unkonventionelle aber beeindruckende Würdigung der Kronstädter die den 15. November als „eine Lehrstunde der Vaterlandgeschichte“ (Nicolae Pepene, Direktor des Kronstädter Geschichtsmuseums) ermöglicht haben – eine Lehrstunde mit der wir uns, als Kronstädter, rühmen können.