Zu einer neuen Ausstellung hatte das Kronstädter Ethnographiemuseum in seine Filiale, dem Museum der städtischen Wohnkultur, am Alten Marktplatz, gerade am Internationalen Tag der Museen, am 18. Mai l.J. eingeladen. Allein schon der Titel der Schau „Rumänische Händler aus der Oberen Vorstadt (Scheii Brașovului) – Menschen, Häuser, Schicksale“ wirkt nicht nur auf den Kronstädter anziehend, da bekanntlich dieser Stadtteil durch seine besonderen Merkmale besonders kennzeichnend ist. Zudem ist er völlig verschieden, auch in der Architektur, von der Inneren Stadt, die Jahrhunderte lang ihre Merkmale in den Burgmauern beibehalten hat. Die Museumsleitung und die Forscher, in diesem Fall Camelia Neagoe, die sich der eingehenden Dokumentation angenommen hat, haben durch diese erneute Ausstellung sich vor allem an die junge Generation gewendet um diese mit dem Spezifikum dieses Stadtteils besser vertraut zu machen. Die Schau, die sich auch in die Serie der Veranstaltungen anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien eingliedert, bleibt bis zum 30. Juli geöffnet und lohnt sich, besucht zu werden. In Bildtafeln, Exponaten und Erklärungen wird auf das Spezifische des Schei-Viertels eingegangen. Weitere Ausstellungen, auf die Museumsdirektorin Ligia Fulga aufmerksam machte sollen bis zu dem Stichtag dem 1. Dezember sowohl da als auch im Muttermuseum am Rudolfsring zu sehr interessanten Themen eröffnet werden.
Die Ausstellung bietet einem aufschlussreiche Daten über die rumänischen Händler aus der Oberen Vorstadt, ihrem sozialen Status, ihre Lebensweise sowie über den Kronstädter Handel allgemein im Lauf der vergangenen Jahrhunderte. Dabei wird auch die besondere Architektur der Häuser vorgestellt, deren Stil unterschiedlich von dem in Siebenbürgen ist. Bloß in einem Teil der Stadt Săcele ist dieser Stil in Siebenbürgen noch anzutreffen. Es ist der Stil, der vom rumänischen Fürsten Constantin Brâncoveanu geprägt worden ist. Übrigens hatte Brâncoveanu dort auch zwei Häuser. Nach seiner Hinrichtung ist seine Witwe da eingetroffen, um von seinem Hab und Gut zu retten, was noch möglich war. Aber auch der rumänische Fürst Mihai Viteazul hat sich drei Mal im Schei aufgehalten, was auch von den regen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen den hiesigen Händlern und den rumänischen Fürstentümern, der Walachei und der Moldau zeugt. Durch die Gründung der griechischen Handelsgesellschaften im 17. Jahrhundert in Kronstadt und Hermannstadt wurde den balkanischen Händlern die Freiheit gesichert, Handel auch mit türkischen Waren engros zu betreiben. Sie reisten mit ihren Waren dann bis südlich der Donau und in den Norden Griechenlands. Durch ihren steigenden Wohlstand haben sie zwei orthodoxe Kirchen im Schei errichten können, haben auch zum Bau weiterer Kirchen im Burzenland beigetragen. Auch haben sie die ersten rumänischen Publikationen herausgebracht, die „Foaia Duminicii“ und die „Gazeta de Transilvania“.
Die rumänischen Bewohner aus der Oberen Vorstadt hatten anfangs nicht das Privileg, ihre Waren auch innerhalb der Stadtmauern, dem sächsischen Kern von Kronstadt anzubieten. Daher haben viele ihre Verkaufsläden in den eigenen Häusern eingerichtet. Erst Ende des 18. Jahrhunderts konnten die Händler auch in der Inneren Stadt ihre Waren anbieten. Es gibt auch wenige diesbezügliche Berichte in den eigenen Chroniken über den Schei, die im Archiv des Museums der ersten rumänischen Schule aufbewahrt werden. Der Leiter dieses Museums, Pfarrer Dr. Vasile Olteanu, der in die Ausstellung einführte und sich ausführlich auch auf die Geschichte der Oberen Vorstadt bezog, betonte, dass von den Sachsen mehre Berichte als von den Rumänen über den Handel aus der Oberen Vorstadt hinterlassen wurden. Desgleichen sind viele diesbezügliche Anmerkungen aus den Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt zu entnehmen. Zu dem hat er keine Konflikte zwischen Sachsen und Rumänen in den Archiven des von ihm geleiteten Museums ausfindig machen können. Es gibt über 80 Schriften, die sich auf die Rechte der Bewohner aus der Oberen Vorstadt in den Beziehungen zu den rumänischen Fürstentümern beziehen. Er unterstrich auch die außergewöhnlich gute und eingehende Dokumentation für diese Schau.