Anlässlich des Burzenland-Jubiläums wurde heuer auch die 26. Internationale Siebenbürgische Akademiewoche von Studium Transylvanicum als Sonderauflage gestaltet: sie erstreckte sich vom 11. bis 19. September über acht Tage (länger als gewöhnlich) und fand „hoch über dem Burzenland“ in der Julius-Römer-Hütte auf dem Schuler statt. Das Programm umfasste nicht „nur“ Vorträge der Beteiligten, sondern auch die Teilnahme am Sachsentreffen und an der Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. (AKSL) Heidelberg in Kronstadt, sowie eine Tagesexkursion durch das Burzenland.
Unter dem Titel „Glorifizierung, Demontage, Selbstreflexion. Personengeschichtliche Zugänge zur Kultur und Geschichte Siebenbürgens“ versteckte sich ein spannendes Thema: Biografien. Erforscht wurden Persönlichkeiten und Personengruppen, die Siebenbürgen prägten und prägen. Etwa 30 Tagungsteilnehmer aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien und Schweden, mehrheitlich Nachwuchswissenschaftler aus den Bereichen Literatur, Kultur, Theologie, Geschichte, Archäologie und Volkskunde, stellten ihre Rechercheergebnisse vor. Diskutiert wurden die unterschiedlichsten Biografien: der Begründer der historischen Forschung über Siebenbürgen und Ungarn, Martin Schmeizel (Dr. Attila Verók), Alexandru Vaida-Voievod (Florian Kührer), Martin sen. und Martin jun. Copony als Kronstädter Industrielle (Dr. Gerald Volkmer), der Händler Diamandi Manole (Stéphanie Danneberg) oder die Malerin Grete Csáky-Copony (Friederike Mönninghoff).
Ein vielfältiges Siebenbürgen-Bild ermöglichte auch der Einblick in konfessionell gebundene Kreise: über den orthodoxen Theologen Andreas Freiherr von Schaguna sprach Mircea Abrudan; Thomas Şindilariu hielt einen Vortrag über Ioan Podea mit dem provozierenden Untertitel „Vom orthodoxen Geistlichen zum kommunistischen Museumsdirektor in Kronstadt. Eine Aktivistenlaufbahn“; Emese Veres referierte über Borcsa Mihály, Pfarrer von Bácsfalu, und Dionisie Arion befasste sich mit der „Sprache der geistlichen Kleidung in der siebenbürgischen Evangelischen Kirche.“ Über die sächsischen Abgeordneten im ungarischen Parlament zu Beginn des 20. Jahrhunderts sprach Enikö Dácz, während Dr. Liviu Câmpeanu „Sächsische Chronisten des 16. Jahrhunderts“ vorstellte und Dr. Elisabeta Marin das Leben und Wirken von Karl Kurt Klein präsentierte. Einen Vergleich der skandinavischen und siebenbürgischen Kirchenburgen bot Robin Gullbrandsson.
In Zusammenhang mit dem Vortrag von Michaela Nowotnick aus dem Bereich der siebenbürgisch-sächsischen Literatur, erwies sich der Vortrag von Hans Bergel über „Biografie und Literatur. Ein Spannungsfeld als persönlicher Rückblick“ als besonders anregend. Eine weitere „Attraktion“ der Sommerakademie waren die Ausführungen von Prof. Dr. Andreas Möckel über die Biografie des Stadtpfarrers Dr. Konrad Möckel. Auch Prof. Dr. Hannah Monyer erweckte reges Interesse mit der neurobiologischen Perspektive über die „Rekonstruktion von Vergangenheit im Gehirn“.
Studium Transylvanicum ist seit 1987 aktiv und wendet sich an junge Menschen, welche in der siebenbürgischen und südosteuropäischen Geschichte, Kultur und Landeskunde ein gemeinsames Interesse haben. Die jährliche „Sommerakademie“, wie sie unter den Stammgästen heißt, wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. an der LMU München, dem Haus des Deutschen Ostens München, dem Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt und dem AKSL veranstaltet.