Unter dem Motto: „ ‘Es ist keine Lehre so närrisch oder schändlich, die nicht auch Schüler und Zuhörer finde.’- Luthers Reformation und deren Wirkung auf Kultur, Literatur und Sprache im deutschsprachigen Raum Mittel- und Südosteuropas“ fand zwischen dem 30. März und dem 1. April 2017 die 20. Auflage der Kronstädter Germanistik-Tagung statt. Eingeleitet wurde die dreitägige Veranstaltung mit einer Buchpräsentation, bei der mehrere Neuerscheinungen Kronstädter Germanistik besprochen wurden, mit anschließendem Konsularempfang. Zum Auftakt der eigentlichen Tagung richtete Seine Exzellenz Vizekonsul Harald Fratczak vom Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt ein Begrüßungswort an die Teilnehmer der Tagung.
Dabei ging Seine Exzellenz auf die beiden zusammentreffenden Elemente: einerseits die Pflege der deutschen Sprache und Kultur, andererseits die 500 Jahre seit Luthers Reformation und deren Auswirkung auf Kultur und Sprache in Mittel- und Osteuropa ein. Über den Humanisten Johannes Honterus und dessen Durchsetzung der Reformation ergab sich eine nachhaltige Auswirkung auf die Siebenbürger Sachsen, deren Kultur und Sprache. Das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt ist über die Jahre ein bedeutender Förderer der Tagung der Kronstädter Germanisten. Dr. Adrian Lăcătuş, Dekan der Philologischen Fakultät für Literatur und Kulturwissenschaft der Transilvania-Universität, betonte seinerseits die Langlebigkeit der Veranstaltung welche 2017 zum 20. Mal stattfindet: „Es ist ein Jahr der runden Zahlen, nicht nur 20 Jahre der Veranstaltung, auch 500 Jahre seit dem Beginn der Reformation welche die deutsche Sprache zu einem Studieninstrument des europäischen Denkens und der Philosophie machte und angewandtes Studium einleitete, Philologie mit Geistlichem verknüpfend und den Durchbruch des Humanismus einleitete.“
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums, ließ Dr. Doz. Carmen Puchianu, Leiterin des Germanistiklehrstuhls der Kronstädter Transilvania-Universität in ihrer Einführung einige der prägenden Etappen der vorangegangenen Treffen, Revue passieren: wie z.B. die durchgemachten mehrfachen Metamorphosen, nach und nach, zur Wandlung der Tagung zu einer interdisziplinären Herangehensweise führten, wobei die immer wieder eingefügten Zusatzprogramme für Auflockerung sorgten und die theoretischen Arbeiten ergänzten. In diesem Rückblick verwies Frau Dr. Puchianu auf die in den Anfangsjahren öfters stattgefundenen Lesungen, deren Wiederaufnahme in den kommenden Jahren sie vorschlug.
Im Wandel der Zeit ergaben sich Entwicklungen, die auch eine Konstante aufweisen, nämlich den Generationswechsel: „Ich freue mich, dass immer wieder junge Doktoranden und Masteranden, ja auch Bachelor-Studierende nach Kronstadt kommen und wir somit eine Dialog zwischen den Generationen vermitteln und auch andere Nebenveranstaltungen vermitteln. Ja, irgendwann müssen wir auch sichern, dass es Nachfolger gibt, an die wir weitergeben können.“ Humorvoll stellte Dr. Carmen Puchianu, neben das Motto der Tagung auch eine kleine Luther-Maskotte, eine zusätzliche Ehrung an den Einleiter der Reformation. „Es freut mich auch besonders, dass unsere 20. Tagung mit dem 500-jährigen Jubiläum zusammentrifft und ich denke auch, dass die Reformation, für uns Germanisten, für uns gute Bürger, für uns Europäer, für uns globalisierte und leicht feministisch angehauchte Forscherinnen und Forscher ein Riesenglücksfall gewesen ist.“ Im selben Zug ging die Rednerin auch auf die zahlreichen Förderer und Partner der Veranstaltung ein, welche über Jahre die finanzielle Seite sicherten und an welche sie einen Dank richtete.
Eingeführt und abgeschlossen wurde die Eröffnung mit musikalischen Einlagen zum Thema Reformation, interpretiert von Elena (Geige) und Paul Christian (Klavier). Eine kurze Auswahl der während der Tagung vorgetragenen Beiträge: Peter Klein (Petersberg): Warum geht es dem Bösewicht so gut und dem Gerechten so schlecht? Eine synchrone Betrachtung von Psalm 37 und sein Verständnis durch Martin Luther; Adina-Lucia Nistor (Jassy): Martin Luther aus onomastischer Sicht; Robert G. Elekes (Kronstadt): Der Protestantismus als Wegbereiter der Säkularisierung und der Postmoderne; Christel Baltes-Löhr (Luxemburg): Schülerinnen und Zuhörerinnen närrischer oder schändlicher Lehren; Luther, ein früher Feminist?; Yüksel Gürsoy (Selcuk): Luther über die Türken; Sigrid Haldenwang (Hermannstadt): Die Reformation und ihre Auswirkung auf die kulturelle und sprachliche Identität der Siebenbürger Sachsen – zu den Begriffen „deutsch“, „sächsisch“, „evangelisch“ im Gegensatz zu „katholisch“ und „museresch“.